Hallo Gregor,
ich habe schon einige Versuch mit Profilierungen gemacht und denke, dass man da etwas differenzieren muss.
Eine Möglichkeit einen Drachen zu profilieren ist, ihm im Bereich der Nase eine Wölbung zu verpassen. Dadurch wird die Anströmkante verrundet und nähert sich der Form eines Tragflächenprofils. Meine Erfahrungen damit decken sich mit dem, was du beschreibst. Je dichter die Profilierung an der Nase beginnt, desto effektiver ist sie. So bringen 5 mm Profil 10 cm vor der Nase beginnend mehr, als 15 mm, die 30 cm vor der Nase beginnen. Durch diese Art der Profilierung wird das nutzbare Windfenster größer und der Drachen lässt sich trotz des stärkeren Zuges besser stallen.
Als weitere Möglichkeit kann man mit der Tuchspannung experimentieren. Bei ausgeleierten Segeln ist häufig zu beobachten, dass die Standoffs eine Beule aus dem Segel herausdrücken, was eine stark reduzierte Zugkraft zur Folge hat. Eine zu starke Ausbeulung hat leider eine reduzierte Präzision zur Folge und kann bis zur absoluten Fluguntauglichkeit reichen. Ich habe diese Beule in ein neues Segel integriert, habe aber leider noch keine Erfahrung, wie sich das auf lange Zeit verhält, wenn sich das Tuch dehnt.
Als letzte von mir erprobte Variante gibt es noch die Mittelnahtprofilierung, die dem Drachen einen besseren Geradeausflug verleiht, aufgrund des lockeren Tuches im mittleren Bereich aber etwas kräftigere Lekbewegungen beim Stallen notwendig macht.
Dies sind alles konstruktiv in das Gesamtkonzept integrierte Profilierungen. Leider hat Tuch aber unter Winddruck die unangenehme Eigenschaft sich zu dehnen, was uns unter Umständen einen Strich durch die Rechnung machen kann. Bei vielen alten Drachen aus Carrington oder Toray wurde die Tuchdehnung bewußt eingesetzt, um gewünschte Effekte zu erzielen. ich denke, durch den massenhaften Einsatz von Icarex in fast allen Seriendrachen ist in den letzten Jahren sehr viel Potenzial im Starkwindbereich verschenkt worden. Der letzte mir bekannte Drachen, bei dem verschiedene Tücher eine Funktion hatten, war der Edge von Spectra-Sport. Bei diesem Drachen bestand ein Panel aus einem extrem dehnbaren Tuch und der Rest aus Icarex P 31. Ob er richtige Profilierungsnähte hatte, weiß ich nicht da die miserable Ferigungsqualität bei den ersten Exemplaren das abnehmen einer Schablone hoffnungslos erscheinen ließ (auch eine Art Kopierschutz).
Gruß
Heiko