Habe nach längerem Suchen diesen alten Thread gefunden und erlaube mir ihn hier wieder nach vorne zu holen.
Grund hierfür war ein Besuch beim Händler meines Vertrauens (hab mir was schönes zurücklegen lassen für den starken Herbstwind).
Da las ich doch tatsächlich an der Wand
-ein nettes Gedicht- und dachte mir,
das wär was für hier.
Somit hier ein wenig leichte Gefahren - Lyrik:
"Der frierende Bub"
Das Herbstlaub gammelt in der Ecke,
Zweitausendvier (2005) wird langsam alt.
Nur selten sind noch Sonnenflecke
Und drumherum ist's bitter kalt.
Der Wind, er heult, die Kälte würgt
Gemein von hinten an der Kehle,
sie kratzt und spuckt und beißt und bürgt
für's End' - von Liebe, Leib und Seele.
Dort, glücklich rennt und jauchzt ein Kind,
ein Bub, allein auf weiter Flur,
sein Drachen wippt und wogt im Wind,
zischt durch die Luft an seiner Schnur.
Der Junge spürt die Kälte nicht,
renn heim, Bub ehe du erfrierst,
doch Stolz wärmt strahlend sein Gesicht,
die rote Nase frisch gepierct.
Er hat nur Augen für den Drachen,
der hält ihn ganz in seinem Bann.
Was Drachen doch für Sachen Machen...
Der Bub hat keine Mütze an!!!
Schluß! Dafür wurdst du nicht geboren,
verlierst die Lein' aus klammer Hand,
die Füße sind schon abgefroren---
doch er springt weiter übers Land.
Halt endlich ein mit deinem Treiben,
hör hin, die Turmuhr schlägt schon acht.
Willst starr du in der Kälte bleiben?
Ein Klumpen nur, in eisger Nacht?
Die Kälte sic kennt kein Erbarmen,
der Drachen schaurig surrt und gellt,
zerrt an den dünnen Kinderarmen,
den Jungen weit hinauf auf's Feld.
Oh, morgens steht's in jeder Zeitung...
Die Schnur des Drachens fest im Arm,
sie sauste in die hochgespannte Leitung,
da wurds dem Buben endlich warm.
Quelle: Radio Köln im Jahr 2003