Hi Daniel,
ich glaube, den ultimativen Einsteigerguide gibt es nicht! Dazu sind die Drachen, Materialien, Vorlieben etc. viel zu unterschiedlich.
Aber aus der Erinnerung heraus, was mir bei meinen ersten Drachen geholfen hat:
Nähmaschine: Erst mal völlig egal, solange du jemanden hast, der mit dem Modell, was vor dir steht umgehen kann und dir wichtigsten Handgriffe zeigt. Sei es Einfädeln, Spulen, Fadenspannung, Stichwahl, Vorwärts- Rückwärtsnähen, Nähte verriegeln usw. ... Das kann man sich freilich alles auch per youtube aneignen, aber meine pers. Erfahrung hat gezeigt, wenn man das von jemandem pers. gezeigt bekommt, geht es schneller und vor allem lernt man auch schneller Fehler zu beheben. Auch die Wahl der Nadel ist erst mal nicht ganz sooooo wichtig. Einfache 80er oder 90er Jeansnadeln finden sich bei den meisten Nähmaschinenbesitzern und die funktionieren auch. Ja, eventuell verkleben die schneller (sofern man DS-Tape verwendet) und eventuell bricht auch mal eine, aber zu Anfang würde ich da keine Wissenschaft draus manchen, sondern erst mal sehen, dass die Nähte gerade werden und vor allem da landen, wo sie hin gehören.
Schneidwerkzeuge: Ne scharfe Schere solltest du dir auf jeden Fall gönnen und nen einfachen Lötkolben ebenfalls. Ob du nun das Segeltuch mit Schere oder Lötkolben schneidest, hängt in erster Linie von der Naht ab, die du verwendest. Bei einer geschlossene Kappnaht, wie sie zum Beispiel Michael Tiedtke (Spacekites) verwendet (und er schwört drauf) ist es nicht notwendig, das Segel heiß zu schneiden. Bei einer Segelmachernaht sieht das anders aus, da würde ich pers. immer heiß schneiden. Welche dieser Nähte nun besser oder schlechter ist, füllt ebenfalls ganze Seiten, vieles hängt vom Drachentyp ab und nicht zuletzt auch vom Drachenbauer selbst. Daher kann ich dir nur empfehlen, mach dich einfach schlau und probiere zumindest diese beiden Standardnähte mal aus. Je nach Bauplan geben die Schablonen auch eine Naht vor! Willst du eine andere Naht setzen, sind ggf. die Schablonen anzupassen!
Bauplan: Ich habe gesehen du fliegst Speed-, Power- und Trickdrachen. Speed- und Powerdrachen würde ich dir nicht unbedingt für den Einstieg anraten, da gibt es je nach Kite einige bis sehr viele Stolperdetails, die einen Einsteiger schnell mal überfordern können. Nichts ist ärgerlicher, als wenn man ein Detail vergisst und das erst 3 Arbeitsschritte später merkt! Die Baupläne von Birger (Ulzburger Kites) wurden ja weiter oben schon genannt, sind hinsichtlich der Segelnäharbeiten wirklich nahezu idiotensicher gemacht. Was gerade bei Birgers Drachen am Anfang schon mal "anstrengend" wird (obwohl auch das hier in den Themen zu den entsprechenden Drachen hinreichend mit Informationen hinterlegt ist) ist die Materialwahl und deren Beschaffung. Einige der Drachen werden mit Pfeilschäften als Gestänge gebaut und da wird es dann schon ein wenig komplizierter, da diese bei den meisten Drachenläden nicht erhältlich sind, Preise und Güte variieren und man sich an der ein oder anderen Stelle "Lösungen" anlesen/suchen muss. Falls es nicht unbedingt ein moderner Trickdrachen sein muss... meine ersten Versuche einen Drachen zu bauen habe ich mit den HQ-Anleitungen zum "Mini Dart" und danach mit dem "Jam Session" gemacht. Die Kites waren beide recht einfach zu bauen und auch das fliegen geht schnell von der Hand (der Mini Dart braucht nur satt Wind!)
Also lange Schreibe kurz, such dir einen recht einfachen und günstigen Kite für die ersten Gehversuche aus, vor allem auch was das Material betrifft!
Material: Du kannst natürlich direkt in die Vollen gehen und wenn ich da zum Bespiel an moderne Trickser denke, ist das Material schon recht teuer, du kannst aber auch einfach mit nem soliden Allrounder anfangen, der auch "Schikarex" verträgt. Das Tuch bekommst du bei Metropolis für unter 10 €, wo Icarex schon mal schnell bei fast 20 € liegt. Das gleiche gilt auch für das Garn. Ich nutze seit vielen Jahren Avino Garn wie du es ebenfalls bei Metropolis bekommst. Das ist mit Sicherheit nicht das Nonplusultra unter den Garnen, funktioniert für meine Zwecke aber recht gut.
Schablonen: Kann man aus Pappe selber machen, oder man nimmt dünne Holzfaserplatten, die sind etwas stabiler und fangen auch nicht so schnell an zu kokeln wenn man mit dem Lötkolben mal zu lange an einer Stelle bleibt.
Viel Spass beim Einstieg und bei Fragen immer her damit!