Und hier mein Fortschrittsbericht vom heutigen Tage:
Details können ganz schön aufhalten. Mit einigen Näharbeiten war ich nicht zufrieden und habe nachgebessert. Das musste zu diesem Zeitpunkt sein. Denn wenn erstmal das Gestänge drin ist, wird alles unendlich komplizierter. Aber dann war es schließlich so weit. Erst der Kielstab, da gibt es nichts zu zeigen und zu kommentieren. Dann die beiden Leitkantenstäbe. Zunächst brauchten die Leitkantentaschen passende Ausschnitte. Jetzt, da die Näharbeiten so weit fortgeschritten waren, hatte ich ganz schön Muffensausen, das Messer bzw. die Schere anzusetzen. Stimmten alle Maße? Habe ich genau gemessen, und ausgehend von den richtigen Bezugspunkten? Aber irgendwann habe ich meinen Mut zusammengenommen und es ging los. Schwester: Skalpell, Tupfer...
Ich hatte mich entschieden, keine klassischen Fenster zu schneiden, sondern nach dem Kitehouse-Vorbild auf der Bauchseite Schlitze zu machen. Im fertigen Zustand sieht das aufgeräumter aus. Und die Aerodynamik-Fetischisten können sich einreden, dass die Strömung ja vieeel besser ist und nicht in die Tasche hineinpfeift:

Nach APA-Tee kochen und einfädeln der Leitkantenstäbe ging's ans Ablängen der Querstreben. Hier das gleiche blöde Gefühl: Schneide ich wirklich an der richtigen Stelle? Aber irgendwann kommt der Moment, da will der Dremel dremeln. Und im Ergebnis hat's dann auch gepasst, auch wenn es hier erneut nichts zu zeigen gibt.
Jetzt kam der Kleinkram drann. "Whisker" ist auch ein neues Wort, was ich hier gelernt habe. LEO sagt, dass das im Englischen Schnurrhaare sind. Soll heißen: 6mm Exel-Rohr als "Segellatte" geht nicht als Schnurrhaar durch, kommt hier also nicht in Frage. Also gab's 3mm Kohlestäbchen als Schnurrhaare, dünner habe ich mich nicht getraut:

Die müssen natürlich ordentlich abgespannt werden. Mit einer Gummikappe vorne passen sie gut in einen APA-Verbinder am Leitkantenstab. Und hinten erfolgt die Abspannung über zwei aufgenähte Schlaufen und Band, wie ganz anschaulich in der 3,14-Beschreibung nachzulesen ist:

Jetzt kam der Teil, der ziemlich tricky war, weil alles weich und elastisch ist, und man nichts Festes hat, woran man Maß nehmen kann: Die Stand-Offs. Ich habe mit den inneren Stand-Offs angefangen, weil diese per Design senkrecht stehen sollen und damit geometrisch am genauesten definiert sind. Ich habe mich auf der Segelseite für geschraubte Halter entschieden. Also habe ich zunächst mit einem Lötkolben an passender Stelle je ein Loch ins Segel gepiekt und dann die Dinger festgeschraubt. 3mm-Stand-Offs aus CFK abgelängt und eingesetzt:

Die Stand-Off-Halter auf der UQS saßen ganz locker. Festkleben wollte ich sie nicht. Also habe ich sie etwas unelegant mit Clipsen fixiert.
Dann die eigentliche Herausforderung: Die äußeren Stand-Offs. Dem ging zunächst die Frage voraus, ob man überhaupt welche braucht. Wenn man sie weglässt, führt die Spannung der gekrümmten Leitkantenstäbe dazu, dass sich das Segel außerhalb des (inneren) Stand-Offs zu einer ebenen Fläche zieht. Aerodynamisch bedeutet dies, dass die gesamte Fläche den gleichen Anstellwinkel und damit zumindest näherungsweise den gleichen cA-Wert entlang der Spannweite hat. Dies gilt zumindest beim Start, wenn das Segel noch keinen nennenwerten Druck hat und sich noch nicht unter Windlast verformt. Für eine konservativere Auslegung wollte ich erreichen, dass der Anstellwinkel und damit der cA-Wert entlang der Spannweite Richtung Flügelspitze kleiner wird, um "tip stall", also das Abreißen der Strömung an der Flügelspitze zu vermeiden. Ich erhoffe mir damit ein gutmütiges Startverhalten. Keine Ahnung, ob diese Überlegung aufgeht, zumal sich das elastische Ding sowieso verformen wird, sobald Winddruck drauf kommt. Aber das ist zumindest die Idee dahinter. Und ich will es einfach ausprobieren.
Also fiel die Entscheidung für äußere Stand-Offs, mit denen ich die Whisker hinten noch ein wenig hochdrücke (im Bild nach unten, weil das Segel auf dem Kopf liegt) und damit beim Start den lokalen Anstellwinkel verringere. Dafür braucht man nicht viel Druck. Ich habe das mit elastischen 2mm GfK-Stäbchen gemacht:

Ich bißchen Feintuning hier, ein bißchen Feintuning dort, und für heute war ich fertig.
Ansicht von unten:

Ansicht von oben:

Morgen will ich noch die Waage machen. Dann müsste alles bereit für den Erstflug sein.
Gute Nacht.
Stefan