Erfahrung und Tipps eines Anfängers beim Sentinel-Bau:
Der Sentinel ist fertig und hat nun schon einige erfolgreiche Flüge hinter sich. Hier sind meine Bauerfahrungen, meist Kleinigkeiten, die vielleicht dem ein oder anderen Anfänger ein Fettnäpfchen ersparen, die alten Hasen dürfen sich amüsieren oder auch gerne kommentieren.
-Ich habe exzessiv ein schmales 3mm-DS-Tape verwendet und alles vor dem Nähen verklebt, damit nichts verrutscht. Wenn mehrere Lagen zu nähen waren, sind auch mehrere Lagen DS-Tape verwendet worden. Ich habe meist den 3-fach-Zickzack-Stich verwendet, da dieser auch mal neben dem Tape durchsticht haben sich die Verklebungen und Kleberestbildungen an der Nähnadel bei meiner Pfaff-Hobbymatic 905 (90er-Schmetz-Nadel, Avino-Nährgarn) absolut in Grenzen gehalten und keine Probleme verursacht. Selbst Nummerntuch (Klebedacron) auch mehrschichtig war kein Problem.
-Die Hauptsorge wegen der gekürmmten Kanten hat sich weitgehend zerstreut.
a) Segelzuschnitt: Bei der Schablonenanfertigung habe ich erst den Plan auf Schnittbogenpapier mit Zentimeter-Raster übertragen und die Biegung mit einem gebogenen GFK-Stab nachgebildet, um die Zwischenwerte besser nachzeichnen zu können. Das ganze ließ sich leicht auf eine Ikea-Schubladenfolie übertragen und mit einem Cutter ausschneiden. Der scharfe Cutter hat dann auch geholfen auf einer Schnittunterlage mit der Ikea-Folien-Schablone direkt das Spinnaker auszuschneiden. Zur Sicherheit habe ich vor dem Schneiden wegen dem Verrutschen noch die Umrisse auf dem Spinnaker mit einem Stift angezeichnet.
b) Tunnel mit Fahnentuch: Ich habe aus dem 110 gramm Fahnentuch Streifen mit einer Breite von 5 cm geschnitten und auf die Gesamtlänge zusammengenäht. Diese habe ich dann mit einem Bügeleisen auf Stufe 1,5 auf die Hälfte zusammengeklappt und gebügelt. Das Nummerntuch habe ich dann wieder aufgeklappt und entlang dem äußeren Rand eine Streifen DS-Tape aufgeklebt. WICHTIG: das Spinnaker muss nun vollständig bis zur Bügelfalte vollständig auf den halben Fahnentuch streifen aufgeklebt werden. Das Fahnentuch ist so elastisch, dass es ohne Falten zu werfen gut der Krümmung der Kante des Spinnakers folgt. Der Tunnel wird dann mit einem zweiten Streifen DS-Tape entlang der anderen Kante des Fahnentuchs auf das Spinnakertuch zugeklappt und aufgeklebt. Damit hat der Tunnel mit dem vollständig in das Fahnentuch eingelegte Spinnaker die richtige Länge für die Stäbe.
-Die Aufhängung der Waagschnur ist bei mir 40 cm vom vorderen Spannpunkt in Richtung Spitze entlang des Bogens versetzt. Ich habe bisher keine Notwendigkeit gesehen, Experimente mit weiter nach vorne versetzter Waage zu machen, der zu erwartende Effekt ist mir unklar.
-Am unteren Ende habe ich den Spann-Verschluss so realisiert. Ich habe erst Klett-Flauschband vor dem Nähen des Tunnels an der Knickkante des Fahnentuchs angenäht und die andere Kante nicht angenäht. Erst nach dem Zusammenähen der 3 Segelteile habe ich die untere Kante des Flauschbandes mit den dreieckigen Nummerntuchverstärkungen auf die Tunnelnaht aufgenäht. Die Stäbe spanne ich mit einem doppelt langen umlaufenden Klett-Hakenband, das ich somit nicht aufnähen muss.
-Ich habe als Verstärkungen nur relativ weiches Nummerntuch (Klebedacron) verwendet und an den in der Anleitung empfohlenden Stellen untergelegt und mit vernäht.
-Die 3mm-GFK-Stäbe werden in die 6mm-4mm-Standoff-Halter verklebt. Ich suche noch nach einem Klebstoff der hält. Beim Auf- und Abbau werden diese in die 6mm-CFK-Stäbe mit den Standoffhaltern eingeklippst. Das ist noch die Hauptbaustelle, da bei einer Spatenlandung wegen Windloch, auch alles davon gesprungen ist. Zudem sind die notwendigen 12 Halter relativ teuer.
-Die gewickelten 3mm-Vollstab-GFK-Spanner haben bei mir eine Länge von 62 cm gehabt und spannen das Tuch auch unter Wind gut.
-Ich habe aus Lieferbarkeits- und Kostengründen statt der geplanten Pfeilschäfte doch die originalen CFK-Stäbe mit 6-mal 165 cm Länge und Alu-Muffe verwendet, diese tragen, inklusive der Endkappen und Muffen, allerdings mit ca. 240 gramm zum Gesamtbudget von 550 gramm bei.
Die Spanner mit den Standoff-Haltern wiegen 70 gramm. Das Segel mit dem Tunnel, den Klettverschlüssen und den Verstärkungen wiegt also auch 240 gramm
Alternativ würden 12 Pfeilschäfte plus 9 Muffen also in Abhängigkeit vom Spine-Wert das Hauptpotenzial zur Gewichtsersparnis bieten.
-Ich habe alles kalt geschnitten und hoffe, dass bei den schwachen Windbelastungen und wegen der 3fachen-Zickzack-Nähte nichts ausfranst. Nur die 7 Ausparungen an den Außenkanten wurden heiß auf einer Alu-Muffe als Unterlage im genähten Zustand geschnitten.
-Das Nummerntuch (Klebedacron) wurde erst beim Vernähen in das Fahnentuch eingeklebt, um eine bessere Positionierung zu erhalten.
-An den hinteren und vorderen Enden wurden je zwei dreieckige Verstärkungen auf die Tunnel-Nähte aufgenäht. Ich habe auf die beiden Verstärkungen auf den oberen Seite mit der Hauptinnennaht verzichtet.
-Die vorderen Stäbe wurden um 2 cm gekürzt, damit die Muffen mittig in der mittleren Ausparung liegen und die hinteren Stäbe nicht zu weit aus den Klettverschlüssen herausragen.
Der Sentinel fliegt mit eienr 25 daN Leine bei guten 2 Bft fast waagrecht und hat einen Leinenwinkel von ca. 45 Grad. Bei etwas schwächerem abflauenden Wind hat er etwas die Tendenz an den Rand vom Windfenster zu gehen, fängt sich aber immer wieder.
Das Bauen hat Spaß gemacht und die Planungen für ein zweites Modell, aber dann wirklich mit Pfeilschäften laufen, wobei momentan die Überlegungen doch in Richtung Spine 700 oder 500 oder kombiniert gehen, mal schauen was es wird.
Fortsetzung folgt
Juri
