Ich hatte den Gentleman auf seiner Reise durchs Ländle jetzt auch mal an den Leinen. Es war ein Tag mit recht wenig Wind, so dass der UL angesagt war. Manchmal hätte auch ein SUL nicht schaden können.
Ich war erstaunt wie wenig Wind nötig war um schon eine sehr gute Präzision hervorzubringen. Auch saubere Ecken waren schon bei geringem Druck im Segel problemlos möglich. Durch eine gespannte Saumschnur verliert er kaum Präzision. Der größte Vorteil einer lockeren Saumschur beim Gentleman ist die Bremswirkung bei höheren Windgeschwindigkeiten. So fängt er auch erst recht spät an zu knattern, was für einen Knatterfreund wohl eine Enttäuschung und für die Leiseflieger eine Erholung ist.
Tricks führt er alles sehr langsam und bei richtiger Kontrolle vom Piloten auch elegant aus. Besonders fallen die schönen schwebenden Bauchtricks wie Axel, 540er, Taz Machine und Rückentricks wie Backflip und Lazy Susan auf. Bei Bauchtricks ist es mir allerdings öfters passiert, dass ich eine Leine am Kiel gefangen habe. Hier sehe ich das Problem zum einen natürlich bei mir selbst aber die Level One typische Kielabspannung hat wohl noch ihren Teil dazu beigetragen, die nicht wie sonst ein Schnur zu den Standoffs gespannt hat. Dafür werden alle Bauchdrehungen mit der richtigen Leinenkontrolle schön flach ausgeführt. Die Taz Machine kann man richtig zelebrieren. Sie braucht ein gutes Timing, was durch die langsame Ausführung aber nicht so schwer fällt. das größte Problem dabei ist wahrscheinlich die Ungeduld des Piloten endlich den Impuls für die Rotation zu setzen. Sehr erstaunlich fand ich die Rückenlage. Ist an erst mal im Backflip kann man jeder Zeit eine Lazy Susan auslösen, bei der sich der Gentleman langsam und kontrolliert dreht. Auch kinderleicht ist es ihn im Backflip zu liften. Mit ganz ruhigem und gemütlichem abwechselndem Ziehen an rechter und linker Leinen steigt er schnell und gerade nach oben. Auch wenn man mal aus dem Takt kommt oder ein Windloch auftaucht geht es problemlos weiter. Trotz der tiefen Rückenlage kommt man auch wieder aus dieser Position raus. Man könnte jetzt erwarten, dass ein Pancake bzw. ein sauberer Flic Flac problematisch ist. Aber ganz im Gegenteil! Flic Flacs sind langsam und auch mit einer kleinen Pause im Pancake machbar. Man sollte Flic Flacs aber schon mit Gefühl fliegen und nicht, wie ich oft sehe, mit Impulsen. Der Fade ist auch zuverlässig und stabil. Will man jetzt einen Backspin auslösen sollte man sich allerdings darauf vorbereiten und auf das Setup achten. Mit einem einfachen Zug oder Impuls wie bei vielen aktuellen Trickdrachen ist es hier nicht getan. Man muss darauf achten, dass man ihn in der richtigen Ausgangsposition hat und man bei und nach dem Auslösen genug Slack hat. Ein Drachen in dieser Größe braucht nunmal auch Platz um sich zu drehen. Achtet man auf die richtige Ausgangslage sind aber auch Backspincascaden kein Problem. Wickeln ist auch keine Herausforderung. Auch mehrfaches Einwickeln ist problemlos möglich. Dabei trifft man auch zuverlässig die primären Yoyo Stopper und muss sich nicht auf die Backupstopper verlassen. Die ein Pop Yoyos brauchen allerdings recht viel Platz und Zeit. Mit etwas mehr Gewalt würde es bestimmt auch schneller gehen, aber ich habe da eher die 2-pop Variante genossen, die durch die tiefe und stabile Rückenlage sehr einfach und ohne wackeln funktioniert. So sind mir mehrere Wicklungen direkt hintereinander und auch mit kurzer Flugphase zwischendurch gelungen.
Mein Fazit:
Wer einen Präzisionsdrachen sucht, der einiges an Trickpotential hat ist mit dem Gentleman richtig bedient. Er ist allerdings kein Drachen, der hohe Präzision mit Trickflug auf hohen Niveau vereint. Dafür gibt es andere Drachen. Für einen Piloten, der die Trickbasics beherrscht ist es auf jeden Fall eine interessante und auch lohnenswerte Erfahrung sich einmal mit diesem Drachen zu beschäftigen, denn er möchte sauber angesteuert werden, ist dabei aber nicht zu zickig.