Ich grübele jetzt immer, wie man womöglich diesen erwünschten Zustand etwas gesteuerter und absichtlicher herbeiführen kann, vielleicht sogar ausdrücklich trainieren?
Noch mal die Beispiele von oben: So lange mir bewusst ist das ich ein bestimmtes Werkzeug benutze, kann ich in diesen Flow (= Aoxomoxoa bei Drachen) nicht kommen, erst wenn mir das betreffende Werkzeug so vertraut ist dass ich es intuitiv benutzen kann, wird sich dieser Zustand einstellen können. Beim Skifahren kann ich Schneeverhältnisse erst geniessen wenn ich gelernt habe die Ski soweit in mein Körpergefühl zu integrieren das sie mir nicht mehr wie Blei an den Füßen hängen. Jeder kennt von seinen eigenen Lernprozessen entsprechende Beispiele, wie solche Sportgeräte (Werkzeuge) von ungefügen Prothesen zu Verlängerungen der eigenen Organe werden. Ab da ist man in der Lage beim Skifahren die gute Piste, beim Skaten die glatte neue Fahrbahn usw. zu spüren oder eben zu geniessen.
Interessant finde ich jetzt, dass alle diese Geräte aus dem Bewusstsein praktisch verschwinden, wenn man sie beherrscht, die Aufmerksamkeit wendet sich dem Medium zu durch das man sich bewegt.
Auf das Drachenfliegen angewandt heisst das ganz klar das die Aufmerksamkeit sich vom Drachen lösen und dem Wind zuwenden sollte. Klingt nicht nach viel, lohnt sich aber mal zu studieren. Speziell beim Trickfliegen ist das ausgesprochen schwierig. Jeder Trickflieger kennt wahrscheinlich das Gefühl das einen manchmal beschleicht, das der Wind einem geradezu feindlich gesonnen ist... Prompt fängt man an zu kämpfen, Erfolgserlebnisse bleiben aus, Frustration stellt sich ein.
Die Powerdrachenleute haben es tatsächlich einfacher, sie werden praktisch von den auftretenden Kräften gezwungen, spontan und mit dem ganzen Körper zu reagieren; das Flugtechnik ist weniger komplex, der Wind durch seine spürbare Kraft automatisch präsenter. Lohnt sich zu testen.
Mit einem Trickdrachen lässt man das tricksen erstmal bleiben und versucht im Geradeausflug und in großen Kurven den Wind mal etwas deutlicher zu spüren. Dann nimmt man sich mal die Tricks vor die man wirklich beherrscht, damit man seine Aufmerksamkeit beim Wind lassen kann.
Wir hatten doch neulich irgendwo den lächelnden Drachenflieger: Ist tatsächlich eine einfache Möglichkeit sich selbst zu kontrollieren. So lange der Blick stramm an den Drachen geheftet bleibt, die Augenmuskulatur angespannt ist bin ich noch falsch.
Ich denke, wenn man es eine Weile geübt hat ist die Belohnung das es keinen "schlechten" Wind mehr gibt, man hat gelernt mit ihm besser umzugehen.
Wenige Flieger fallen mir ein, die trotz Tricks sichtbar minutenlang im Flow bleiben können, das wären John Barresi mit seinen Revs und Andy Wardley an zwei Leinen. Sonst bekommt man es eigentlich immer nur in kurzen Momenten mit.
Übrigens gibt es zwei einfache Merkmale mit deren Hilfe man den Flow bei sich und anderen erkennen kann: Bei einem selbst geht das Zeitgefühl verloren (wenn man das merkt ist man allerdings schon wieder raus!), bei anderen wird man auf die jeweilige Tätigkeit spontan neidisch, auch wenn man sich bisher dafür nie interessiert hat...
Gruß, Erik