Hallo,
Mit einem Vergleichs-Test kann ich euch zwar nicht dienen, aber mit einem Bericht zum Aldi-Modell:
Am vergangenen Donnerstag waren bei uns in Österreich Hofer-Bomber in Aktion (Aldi-Süd heißt bei uns Hofer).
Da ich den günstigsten Drachen als ‚mal probieren‘-Modelle zum Einstieg ja grundsätzlich positiv gegenüberstehe (ich habe selbst
mit einem 15 Euro-Drachen von Conrad begonnen), war ich an den hier großteils verschrieenen Discounter-Bombern doch interessiert.
Ich habe mir aus dem Wühlregal das Model ‚Masque‘ herausgefischt.
Beim Aufbau zu Hause war ich über das Erhaltene für 5,99 (bei uns 1 Euro mehr) durchaus positiv überrascht:
- ausreichend passgenaue und stabil wirkende Verbinder
- das Segel durchgehend mit geschlossenen Kappnähten zusammengesetzt
- kein chemischer Geruch von ausdünstenden Lösungsmitteln
Natürlich war dem Drachen anzusehen, dass er lieblos und am ‚Fließband‘ schnell schnell zusammengebaut wurde.
Leider hatte mein Exemplar an einer entscheidenden Stelle ein echtes Problem: die Waage war auf den ersten Blick völlig asymmetrisch.
Das Maßband bestätigte das Bild:
Schenkel oben: links 37cm, rechts 33cm
Schenkel außen: links 50cm, rechts 53cm
Schenkel mitte; llinks 43cm, rechts 41cm
Das sind für einen Drache mit knapp 170cm Spannweite schon krasse Abweichungen, die mit lediglich ein paar Sekunden mehr Auf-
merksamkeit beim Zusammenbau leicht zu vermeiden wären.
(Für den Erstflug habe ich die Waage nicht korrigiert.)
Die Schnüre auf den Lenkrollen haben offene Enden, die Anleitung erklärt jedoch mit einem Bildchen wie man diese mit einem Palstek
an die Ringe am Drachen anknüpfen kann.
Auf der Wiese den Drachen aufgebaut, angeleint (ich habe mir Schlaufen an die Schnurenden geknotet und diese angebuchtet) und
Schnur abgerollt.
Da ich nicht wusste ob die Spulen tatsächlich 50m drauf haben, mir das zu viel erschien und ich nicht wusste ob die Schnur dann mit
der Ringspule irgendwie verbunden ist, ließ ich es mit 25-30m gut sein.
Nochmal versucht links und rechts halbwegs gleich lang zu halten und los!
…
naja
Der Drache stieg zwar irgendwie auf, erzeugte aber keinen spürbaren Zug an den Leinen und ließ sich nur widerwilligst lenken und wollte
eher nach rechts als nach links.
Nach ein paar Sekunden hatte ich das Gefühl dass die Schnüre in meinen Händen um Meter unterschiedlich lang waren, obwohl ich
nicht bewusst mehr Schnur gegeben habe.
Also Drache runter, schnüre nochmal gleichlang herrichten und nochmal hoch.
Der Wind waren ungefähr mittlere 3Bft. aber das Ding ließ sich nicht kontrolliert fliegen. Es hing nur irgendwie in der Luft rum und kam
nicht in Fahrt.
Um Fehlerquelle 1, die Schnüre, auszuschließen, leinte ich meine Liros DC40 in 30m an.
Jetzt sicher zu sein, dass die Schnüre gleich lang sind änderte am Flugverhalten des Drachens leider so gut wie nichts.
Also mal die schiefe Waage auf Gleich bringen.
Gar nicht so einfach, da der durchgängige Schenkel oben-außen gemeinsam mit dem mittleren Schenkel am Ring verbuchtet war und
nicht ‚neben‘ diesem.
Den ganzen Wust an Schnur um den Ring gelockert und den Richtigen Strang verschoben, um Links und Rechts anzugleichen.
Ich habe versucht die steilere Einstellung für beide Seiten einzustellen.
Diese Waage war klar nicht dazu gemacht um sie durch den Endnutzer verstellen zu lassen.
Nochmal hoch damit.
aaahhh, er fliegt und lässt sich auch lenken.
Gibt aber keinen Zug an den Piloten und ‚pumpt‘ bei zunehmender Geschwindigkeit.
Nochmal runter und die Waage beidseitig steiler stellen, ca. 2cm.
Und los!
siehe da, es geht doch!
Etwas Zug an den Leinen, Geradeausflug, Kreise, enge 90° Kurven (Ecken würde ich es nicht nennen), axelt sogar .
Alles so, dass man das Ding einem Anfänger guten Gewissens in die Hände geben kann.
Leider nicht out of the box, sondern erst nach dem man mit entsprechendem Vorwissen selbst korrigierend Hand anlegen musste.
Resümee:
- Aus der Verpackung heraus war mein Exemplar nicht flugfähig - im Sinne eines Lenkdrachen.
- Variable Leinenlängen über Ringspulen sind nicht empfehlenswert.
- Scheinbar muss ein Drachen doch mindestens 15-20 Euro kosten, um noch die letzte Kontrolle für Maße und Einstellungen unterzubringen.
-Schade eigentlich, dass man (zufällig) ein korrekt eingestelltes Exemplar am Wühltisch erwischen muss, denn das Material hat durchaus
Potential vernünftig zu fliegen und Neulingen Spaß zu machen und für das Hobby zu begeistern.
Grüße
Florian