Beiträge von Nugman

    Hi Georg,


    wenn Du die Gespannzügel an die Waagetampen machst, ist da doch eine Knotenleiter dran. Ist doch das selbe. :)
    Ob man jetzt extra Tampen macht, oder die Waagetampen nimmt bleibt sich gleich.


    Wenn man bei Gespannen aufsteigender Größe die Zügel für Kreuz und Außenverbindern gleich lang macht, führt das grundsätzlich dazu, daß der Zügel am Kreuz durchhängt. Im Flug wirkt sich das dann so aus, dass das Kreuz aus der Gestängeebene nach hinten gedrückt wird weil der Gespannzügel zu lang ist. Ebenso an den oberen Seitenverbindern: Der Unterschied zwischen den Verbinderpositionen von kleineren zum größeren Drachen ist bei den oberen Seitenverbindern geringer als bei den unteren. Dadurch sind die Gespannzügel oben etwas zu lang und der zweite Drachen steht automatisch etwas steiler als der erste. Dies kann allerdings auch positive Folgen für die Stabilität des Gespannes haben.


    Der Effekt wird natürlich umso stärker je unterschiedlicher die Größen der gekoppelten Drachen ist. Bei zwei nahezu gleich großen Drachen wie Torrero und Tauros und wohl auch bei Hilde und Willi dürfte das nur ein paar Millimeter ausmachen und fällt möglicherweise nicht groß ins Gewicht. Hier kann den Effekt dann sicherlich ignorieren und gleich lange Zügel nehmen. Hängt man aber 5-6 Drachen mit Spannweiten von z.B. 1,50m bis über 4m aneinander, so wie bei Wolsing-Gespannen nicht unüblich, kann sich der Durchhang am Kreuz schon mal auf 15-20cm aufsummieren. Ob das Gestänge der hinteren Drachen das noch verträgt ist zumindest fraglich.


    Viele Grüße, Roland

    Zitat

    Ist das soweit richtig?


    Ja. Die Knotenleitern an den Koppeltampen brauchst Du eigentlich nur an den oberen Verbindern. So kannst Du den hintersten Drachen (also den letzten in der Kette) etwas steiler stellen. In der Regel macht man das wenn man mehrere gleich große Drachen hintereinanderspannt. Der letzte Drachen ist etwas steiler getrimmt und "strafft" so das Gespann so etwas.
    Bei Gespannen aufsteigender Größe (wie zwischen Willi und Hilde) kann man das benutzen um Zug und Speed des größten Drachens auf die anderen abzustimmen.


    Der Abstand der Drachen (und damit die Länge der Gespannzügel) muss je nach Drachenmodell experimentell ermittelt werden:
    Bei gleich großen Drachen nimmt man Leitkante * 1,2 und probiert damit erstmal. Oft passt das dann schon. Sind die Zügel zu lang kann das Gespann unruhig werden, der hintere Drachen reagiert verspätet und scheint immer hinterherzulaufen. Sind die Zügel zu kurz, bekommt der hintere Drachen nicht genug Wind ab, fliegt quasi im Windschatten des vorderen.


    Bei Drachen aufsteigender Größe kann man die Koppelleinen in der Regel etwas kürzer und so das Gespann etwas kompakter machen. Ein guter Ausgangswert liegt bei 90-100% der LK-Länge des größeren Drachen. Bei aufsteigenden Gespannen darf man Gespannzügel für die oberen und untere Verbinder und das Mittelkreuz übrigens nicht gleich lang machen: Da der Abstand zwischen den Anknüpfunkten beim größeren Drachen bedingt durch die größere Spannweite weiter außen sind, würde bei gleich langen Zügeln der Zügel am Mittelkreuz durchhängen. Die Folge wäre eine Verspannung des hinteren Drachen, dadurch übermäßig viel Last auf dem Gestänge und ggf. Stabbruch.


    Die Länge der Zügel für untere und obere Verbinder muss man also über den Pythagoras ausrechnen. Zur Verdeutlichung habe ich mal etwas gemalt:

    Die grünen Striche sind die Gespannzügel, die roten Punkte stellen die Anknüpfpunkte an den Verbindern dar.
    Die Länge des Zügels berechnet sich also aus dem Dreieck:
    Ankathete = gewählter Abstand zwischen den Drachen
    Gegenkathete = Differenz der Verbinderpositionen
    Hypothenuse = Gespannzügel


    Die Länge der Gegenkathete kann man bestimmen, indem man die Drachen aufgebaut so übereinanderlegt, dass die Kreuze übereinanderliegen. Dann misst man jeweils den Abstand zwischen den Verbindern. Oder man malt sich die Drachen als Ebene auf ein Blatt Papier und misst einfach die Zeichnung aus.


    Viele Grüße, Roland



    - Editiert von Nugman am 10.01.2014, 19:38 -

    @Wurst: Spacekites bietet soweit ich weiß Koppelleinen für die eigenen Drachen an.
    Aber schwer ist das wirklich nicht: Kauf Dir eine Spule Waageleine und läng die Zügel selber ab. Außer einer Schere, einem Feuerzeug und einem Zollstock braucht man da nix.

    Die Dürkopp kenne ich nicht. Die alte Bernina 530 ist eine super Maschine. Die ist der Grund warum schweizer Feinmechanik weltweit so einen guten Ruf hat. Die 530 wurde ab 1954 in verschiedenen Varianten gebaut: 530, 530-1, 530-2. Die Modelle unterscheiden sich nur minimal in Anlasser, Knopflochhebel und Kupplung für den Fadenspuler. 531 und 532 waren abgespeckte Versionen mit weniger Zierstichen. Für den Drachenbau ist das insofern relevant, als dass es bei diesen Maschinen keinen Dreifachzickzack (vulgo Segelmachernaht) gibt. Dieser wird stattdessen mit einer "Wellennaht" gemacht (sieht man z.B. auf diesem Foto) und dieser ist nur vorhanden, wenn das Kulissenrad für die Zierstiche eingebaut ist. Erkennen kann man das am Stichwahlhebel im Deckel der Maschine. Bei der 532 und 732 fehlt dieser. Diese Modelle können nur den einfachen Zickzack.


    1963 wurde die 530 durch die 730 abgelöst. Die Modelle sind soweit ich weiß mechanisch weitgehend identisch. Der einzige Unterschied ist der Kniehebel: Die frühen 530er verwendeten einen Kniehebel als Anlasser. Bei den spätereren Modellen wurde dieser durch ein Fußpedal ersetzt.
    Bei der 730er wird der Kniehebel zum heben und senken des Nähfußes verwendet. Man hat also beide Hände frei und kann sie auf dem Nähgut lassen. Das rechte Knie wird so quasi zur dritten Hand.
    Ab den 70er Jahren gab es dann das Modell 830. Hier wurde ein elektronischer Anlasser verwendet, der die Maschine schon bei niedrigen Drehzahlen kräftig durchziehen lässt. Mechanisch ist sie wohl auch nahezu identisch mit ihren älteren Schwestern. Die Konstruktion hat sich halt bewährt.


    Schwächen haben die Maschinen (fast) keine. Bis auf zwei Kunststoff-Zahnräder ist alles aus Leichtmetall. Gut gepflegt halten die ewig. Beim Kauf muss man halt darauf achten, dass die beiden Kunststoffräder nicht beschädigt sind. Details dazu erfährt man auf der Website eines Spezialisten für Bernina-Oldtimer, die ich in meinem letzten Beitrag weiter oben im Thread verlinkt habe.


    Den CB-Greifer, der bei Billig-Maschinen manchmal für Ärger sorgt und deshalb einen schlechten Ruf hat, wurde von Bernina perfektioniert und funktioniert in diesen Maschinen mindestens genauso gut wie der Umlaufgreifer der Pfaff. Dafür gibt es bei den alten Berninas keinen Obertransport, aber den braucht man auch nicht unbedingt. Praktisch ist halt, die Möglichkeit die Stiche in Breite und Länge stufenlos zu verstellen. Das haben viele Pfaff-Modelle nicht.


    Noch ein praktisches Detail: Die 530er hat im Deckel des Freiarm oben ein M3er Gewinde. Ich habe keine Ahnung wozu Bernina dieses vorgesehen hat, aber dort kann man ohne weiteres den Susei-Saumapparat festschrauben. Man muss also nicht selber an der Maschine rumbohren oder das Ding mit Klebeband festkleben.


    HTH, Roland
    - Editiert von Nugman am 10.01.2014, 01:22 -

    Zitat

    Ich bin Berninabegeistert


    Ich auch! Meine gute alte 530 ist älter wie ich und deutlich besser in Schuss. :-O


    Ausgewählt hab ich die Maschine damals, weil meine Mutter sich damals von ihrem ersten Gehalt genau so so eine gekauft hat (Anfang der 60er für fast 1000 Mark!). Auf der Maschine näht sie bis heute und in der gesamten Zeit war sie nur 2 oder 3 Mal zum Nachsehen beim Mechaniker und brauchte einmal ein neues Pedal. Ich hoffe, ich komme mit genauso wenigen Ersatzteilen aus wenn ich über 50 bin. :-O


    Folgenden Link finde ich auch ganz hilfreich: Nähmaschinenverzeichnis.


    Viele Grüße, Roland

    Zitat

    Diese Seite hatte uns dabei sehr geholfen Nähmaschine-test.


    Mit Verlaub, diese Seite ist Mist und hilft Dir bei der Suche nach einer drachentauglichen Nähmaschine überhaupt nicht weiter. Dort werden nur China-Maschinen miteinander verglichen. Spätestens wenn Du versuchst saubere Stiche durch 4 Lagen Dacron, LKW-Plane o.ä. zu machen, machen die Dinger die Grätsche.



    Hilfreicher finde ich dagegen z.B. diese Seite hier oder die Seite des Berninaflüsterers.
    Als konkrete Empfehlungen wurden die üblichen Verdächtigen von Pfaff und Bernina schon genannt. Gut fährt man auf jeden Fall mit den alten, vollmechanischen Maschinen. Außer Dreifachzickzack (bei Bernina die "Wellennaht"), normalem Zickzack und Geradstich braucht man nicht viel.


    Schön ist es, wenn man die Stiche in Länge und Breite verstellen kann. Bei Bernina können das fast alle Maschinen, bei Pfaff nur die besseren. Pfaff hat den tollen Obertransport, bei Bernina haben viele Modelle einen praktischen Kniehebel zum Heben und Absenken des Nähfußes. Schön ist es auch wenn die Maschine eine elektronische Anlaufregelung hat. Damit kann man langsam aber trotzdem kraftvoll nähen. Das haben in der Regel alle Maschinen, die ab den 70er Jahren gebaut wurden (bei Bernina ab Modell 830). Meine alte 530er aus dem 50er-Jahren hat das leider noch nicht.

    Anstelle von Featuritis sollte man allerdings lieber Wert auf eine saubere Konstruktion legen. Das spiegelt sich im Stichbild wieder. Gerade beim Drachenbau verarbeitet man sehr dünne (Spinnaker) und sehr dicke Materialien (LKW-Plane, Cordura, Gurtband usw.). Da zeigt sich sofort welche Maschine was taugt und welche nicht. Die oben genannten Features sind "nice to haves". Nett wenn man sie hat, aber man kann auch ohne leben. Ohne ein anständiges Stichbild (Fadenziehen/Fadensalat, Schlaufen, Stichaussetzer usw.) helfen aber alle Komfortfeatures nichts.


    Wenn es eine neue Maschine sein soll, so habe ich bislang von der Gritzner 61xx nur Gutes gehört. Die Konstruktion basiert soweit ich weiß auf den 12er-Modellen von Pfaff und soll ähnlich unverwüstlich sein. In einer ähnlichen Preisregion wäre dann die Pfaff Select angesiedelt. Die Berninas sind leider deutlich teurer, aber auch ihr Geld wert.


    Von vielen anderen Marken (Singer, usw.) ist noch ein Schatten des alten Ruhmes übrig. Meistens ist das billige China-Ware, die unter klangvollem Namen verkauft wird.


    Viele Grüße, Roland


    - Editiert von Nugman am 06.01.2014, 19:04 -