Beiträge von Nobbl2k

    Ich muß mal was über einen Drachen erzählen, den ich wirklich super finde, der sich aber in
    Deutschland komischerweise noch nicht durchgesetzt hat. In den Staaten ist er weitaus mehr mehr
    verbreitet und hat schon einen sehr guten Ruf als ein Drachen ohne Schwächen mit hervorragenden
    Flug- und Trickeigenschaften. Kunststück, ist ja auch ein amerikanischer Drachen: der Mantis von Blue
    Moon Kites.


    Das Design ist eine Reminiszenz an ein früheres Erfolgsmodell von Ken McNeill, Mister "Blue Moon"
    himself, an den alten Air F/X. Im Unterschied dazu hat er aber ein Paneel weniger. Speziell die
    asymmetrichen Designs finde ich recht hip, auch wenn mein Standard symmetrisch ist:
    - Drachen Bild nicht mehr verfügbar -
    Wer schon mal einen Blue Moon-Drachen gesehen oder gar geflogen hat, der erwartet von jedem
    neuen Modell unglaubliche Verarbeitungsqualität und einen wunderbar "smoothen" Flug. Ken McNeill
    kann nähen, da haut's dir den Draht aus der Mütze. Ich habe einen Moonie Mamba mit weißem Segel
    und schwarzen Nähten, da siehst du keinen einzigen Fehler! Ken baut Drachen mit einer Akribie, wie
    ich sie nur noch von Tim Benson her kenne. So ist es auch beim Mantis: Absolut korrekte Nähte,
    Verstärkungen da, wo welche hin gehören, durchdachte Detaillösungen:


    Die oberen Verbinder sind abgedeckt, die Nase ist supersauber genäht, der Standoff-Bereich ist mit
    viel viel Mylar hinterlegt, die Flügel werden über Schnurschlaufen, die durch angenähte Laschen laufen,
    abgespannt und zwar so, daß die Spannschnur auch in losem Zustand nicht herausfällt. Das Ab- und
    Entspannen dauert Sekunden.


    Der Mittelstab ist ca. 10 cm vor dem Ende abgesägt. Da hinein wird ein 6mm-Stab gesteckt, auf den
    verschieden viele Gewichtshülsen geschoben werden können. Ken liefert 5 Stück zu je 5g aus, so kann
    das Gewichtstuning ausreichend fein von 0-25g vorgenommen werden. Die Spannschnur kann geöffnet
    werden, wenn der Drachen laut sein soll und wird mit dem Klett über den Kiel gezogen und fixiert.
    - Drachen Bild nicht mehr verfügbar -
    Es liegen auch zwei Leader Lines bei, Verlängerungen der Waage, an die die Flugschnur gehängt wird,
    um die scharfe Flugschnur bei Wickeltricks vom Segel und den Jojo-Stoppern wegzuhalten.


    Der Drachen ist vielfach verstellbar: Es gibt 3 Löcher, in denen die Jojo-Stopper festgemacht werden
    können. Serienmäßig sind sie im mittleren Loch mit Kabelbinder befestigt. Das gibt im eingewickelten
    Zustand einen stabilen Flug, so habe ich da nichts anderes ausprobiert, sondern es gelassen, wie es
    war. Sind die Jojo-Stopper mal durchgeschnitten oder durchgescheuert (der Mantis ist eine Wickelsau),
    sind sie mit dieser Kabelbindermethode auch schnell ausgewechselt, ohne die Leitkante raus nehmen
    zu müssen.
    - Drachen Bild nicht mehr verfügbar -
    Die Waage ist eine 3-Punktwaage mit Fangschenkel, der Waagepunkt kann ähnlich wie beim Quantum
    Pro in drei Positionen verstellt werden, was sich auf Lenkwege und Auslösbarkeit auswirkt. Die
    insgesammt vier Standoffs können in je drei Positionen befestigt werden.


    Damit erstmal genug. Wie fliegt er?


    Wer diverse Blue Moonies kennt, der wird einen sehr präzisen Flug und ein überaus angehmes
    Feedback an die Leinen erwarten. Er wird nicht enttäuscht. Zwar ist der Mantis nicht ganz so präzise
    wie der Mamba, aber scharfe Ecken und gerade Linien sind absolut kein Problem. Und das "durch die
    Luft Schneiden" eines Mambas oder MSEs oder eines älteren McNeill-Drachens wie den K3 erkennt man
    im Mantis sofort wieder. Man hört bei mehr Wind diese leise Zischen, das mir bei diesen Drachen und
    auch schon beim alten Illusion so gefallen hat. Wenngleich ich auch nichts gegen das Röhren eines
    Nirvana habe. :)


    Dieser "scharfe", direkte Flug ist auch gleichzeitig der einzige Nachteil, den ich gefunden habe: Bei viel
    Wind wird er für meinen Geschmack doch etwas schnell und es fällt mir schwerer, den Druck aus dem
    Segel zu nehmen als beispielsweise beim Nirvana oder dem Quantum Pro. Allerdings habe ich noch
    nicht versucht, ihm den Druck durch geeignete Standoff-Positionen oder eine offene
    Schleppkantenschnur zu nehmen. Da sind also noch viele Tuningmöglichkeiten offen.


    Zu den Tricks: Ich habe ihn bisher mit 15 und 20g geflogen. Klar, daß er mit 20g noch radikaler wird.
    Alles, was ich mit 20g hinbekommen habe, macht er auch mit 15g, zudem fühlt er sich dann neutraler
    an. So sind diese 15g für mich das ideale Gewicht und ich hatte in letzter Zeit nie das Verlangen, mehr
    dran zu stecken. Ich fliege ihn hauptsächlich mit allen Standoffs in den mittleren Positionen und dem
    Waagepunkt so eingestellt, wie er serienmäßig kommt.


    Die ganzen alten Old-School-Tricks, also die Bauchtricks wie Axel, 540s, Axelkaskaden, sind - wer
    hätte das von einem Blue Moon-Drachen anders erwartet - alle leicht ausführbar und nicht einmal so
    "französisch häßlich" wie bei Nirvana und Konsorten. Allerdings hat in dieser Disziplin der Mamba klar
    die Nase vorn. Der Mantis ist das "französischste" Modell der Blue Moon-Reihe. Das heißt aber auch,
    daß er sich auf dem Rücken wesentlich wohler fühlt als seine Brüder. Lazy Susans, Jacob's Ladders und
    auch Multi-Lazies sind kein Problem. Man muß ihn etwas nachdrücklich auf den Rücken legen, dann
    bleibt er da auch und dann kann man ihn in schöne flache Multi-Lazies ziehen. Backspin ist lächerlich
    einfach, endlich muß ich mich nicht mehr ärgern, daß mir mein Drachenfreund Markus mit seinem
    Mamba die Backspins um die Ohren knallt, während ich mit meinem ums Verrecken nicht einen
    einzigen hinkriege.


    Wickeln ist die Stärke des Mantis. Ob aus dem Stand heraus, ob aus dem Lateral Roll in der
    Geschwindigkeit eines Augenzwinkerns oder - was ich am geilsten finde - aus dem Fade heraus
    eineinhalbfach in den Pancake, alles kein Problem. Wap-Doo-Waps sind mit etwas Übung auch kein
    Ding. Wie schnell dieses doch recht große Teil wickelt, ist der Hammer. Ähnlich schnell ist nur noch der
    Quantum Pro und der Nirvana mit der Replica-Waage. Way cool!
    - Drachen Bild nicht mehr verfügbar -
    Cometes bin ich grad am Lernen (danke KaRPe-diem), aber nach Meinung von Comete-Könnern, die
    meinen Mantis geflogen haben, sind auch sie einfach und reproduzierbar.


    Durch seine vielen Einstellmöglichkeiten bietet sich ein weites Feld für "Jugend forscht"-Aktionen.
    Allein durch die vielen verschiedenen Stabdoffpostitionen und -kombinationen läßt er sich so justieren,
    wie man es gerne haben möchte, ohne den grundsätzlichen Charakter des Drachens zu verfremden. Ian
    Newham bringt die Auswirkungen der Standoffpositionen in seinem Bericht (Link siehe unten) auf den
    Punkt:
    Äußere Standoffs innen - Backspins sind ein Klacks. Äußere Standoffs außen - Old School ist angesagt.
    Standoffs ganz nah zusammen (innere außen, äußere innen) - Tricks gehen ale pfeilschnell.
    - Drachen Bild nicht mehr verfügbar -
    Bleibt zusammenzufassen, daß der Mantis durchaus in der Liga der anderen neueren 2,40m-Drachen,
    die grad so in sind, mitspielen kann. Nirvana, Quantum Pro, Transfer, Mantis und Konsorten, alle
    zielen in die gleiche Richtung, alle haben im Großen und Ganzen dasselbe Repertoire. Welcher einem
    am besten liegt, muß allein der Pilot entscheiden.


    Der Mantis hat meines Erachtens den Vorteil, daß er sehr neutral ohne große Schwächen und ohne
    überbetonte Stärken ist. Er ist ähnlich wie der Nirvana irgendwo zwischen Transfer und Quantum Pro
    anzusiedeln, also zwischen Backflip-Gier und Bauchtricks-Leidenschaft.


    Der UL kam gerade erst auf den Markt und wird bald in Deutschland erhältlich sein, auch von ihm hört
    man bisher nur Gutes. Der Vented sollte auch nicht allzu lange mehr auf sich warten lassen.


    Mich hat der Drachen begeistert und ich bin froh, einen gekauft zu haben. Billig ist er ja nicht, aber
    meines Erachtens jeden Euro wert.


    Erfahrungen und Einstellwerte sind auf der Blue Moon-Homepage nachzulesen. Bei Fragen oder
    Problemen antwortet Ken äußerst zuverlässig und hilfsbereit auf eMails.


    Zusätzliche Infos und Videos sind zu finden unter:
    Blue Moon-Homepage:
    http://www.bluemoonkites.com/sport_mantis.htm
    Bericht von Ian Newham:
    http://www.fracturedaxel.co.uk/phpBB2/viewtopic.php?t=2403
    Videos von Randy Greenway:
    http://www.sportkiteflyer.com/Randyg_Mantis_1.avi
    http://www.sportkiteflyer.com/Randyg_Mantis_2.avi


    Ach ja: Ich werde nicht und von niemand gesponsort (schön wär's :) ) und obige Statements sind
    allein meine Meinung und Gedanken. ;) Und ich wollte wieder mal was anderes bringen als Off-Topics
    und Verkaufsangebote. :D
    - Editiert von nobbl2k am 07.08.2005, 00:37 -

    Hi Sabine,


    Spiekeroog ist meine Lieblings-Ostfriesen-Insel und wir waren schon sehr oft da. Wir suchen uns immer ein Quartier im Osten des Dorfes und dann lauf ich von da zum Haus Wolfgang (Tranpad). Bei diesem Haus Wolfgang geht ein Weg über die Dünen an den Strand. Der ist dort mindestens 500m breit. Das ist ein ganzes Stück "rechts" vom recht schmalen Hauptstrand. Und da ist Platz zum Fliegen, ein wahrer Traum. Da hat sich auch noch niemand beschwert.


    Kennst du diese
    Spiekeroog-Seite schon?


    Viel Spaß da oben! Wir kommen erst nächstes Jahr wieder.

    Zitat

    Tja, sehr komsich. Meiner wiegt laut Waage 165g!


    Na dann war das wohl doch der Nirvana SUL mit den 165g. :-O :-O :-O
    Der Abraxas SUL wiegt aber glaub ich auch nicht mehr...


    Das mit den 185-190g war der Opium SUL, wenn ich mich recht erinnere.
    Wobei, pfeif auf ein Gramm hin oder her, O SUL und N SUL gehen eh ähnlich weit runter und nachdem ich meinem N SUL 10g drangepappt hatte, fliegt er immer noch bei fast Windstille. Also was soll's.


    Und um alles noch relativer zu machen: Der STX 2.3 UL wog über 220g, hatte 15g von mir dran gekriegt und flog auch bei so gut wie nix. Damit war er dann ungefähr so schwer wie der Frenezy, der hingegen braucht 2bft.


    Wie schwer ist ein Backstein oder eine Zimmertür? ;)

    Zitat

    Das ein Waagen-Freak wie Andy Wardley "sein eigenes Rad noch einmal neu erfindet" macht mich am meisten nachdenklich.


    Wieso denn? Auch ABW lernt im Laufe der Zeit und hat neue Ideen, die u.U. eben besser funktionieren als die alten. Vielleicht hat ihn auch die Kompliziertheit der ursprünglichen Gemini-Waage gewurmt und er hat sie gemäß KISS (keep it small and simple) nochmal überdacht.


    Bin schon gespannt, wie die C-Class-Waage aussieht.


    Die meiner Meinung nach größten Waage-Gurus sind ABW und Mark Reed und da findet man auch eine erkleckliche Anzahl an Aktivwaagemodellen:


    Outerspace, sämtliche Geminis, Illy 99, I2K, Elixir. Und die funktionieren auch alle wunderbar, nix mit teigig IMO.

    HQ Batkite bei sauviel Wind: Hab mich über die ultraschnellen Spins gefreut, sah aus wie das Sägeblatt einer Kreissäge. Leider im falschen Moment und zu knapp über dem Boden "aufgemacht" -
    beide Leitkanten und die Spreizen zerbröselt. :-O


    Benson Gemini UL: Kein Stabbruch. Aber ich wollte das an den mittleren Standoff getapete Gewicht abmachen. Blöderweise wollte ich das Tape mit meinem (selber geschliffenen) Taschenmesser aufschneiden. Abgerutscht - ratsch - glatt durchs Segel. :(:(:(