Meine aktive Tätigkeiten mit Drachen ruhte seit ca. 18 Jahren. Meine alten Zugangsdaten zu diesem Forum sind wohl erloschen, obwohl ich sie gespeichert habe.
Als ich nun über zwei Monate in China verweilte, vielen mir chinesische Drachenflieger in einem Park der Millionenstadt Liuzhou auf.
Der Park ist umgeben von vielen sehr großen Gebäuden (Hochhäusern) und hat viele Palmen und Bambusbäume. Grünflächen (die nicht begangen werden dürfen), Blumenbeete, künstliche Gewässer voll mit tausenden Kois, Springbrunnenflächen, hohe Lampen, Säulen, viele Menschen usw. lassen kein Drachensteigenlassen, so wie wir es in Europa kennen, zu.
Zweileiner sind wegen den Turbulenzen, die durch die o.g. Hindernisse entstehen, nicht fliegbar. Die Gefährdung für die Menschen, die im Park Erholung suchen, ist auch viel zu groß. Also was machen die Chinesen?
Sie lassen Einleiner in vielen Größen an hoch technisierten Rollen aufsteigen. Die Rollen haben unterschiedliche Größen, ja sogar Scheibenbremsen (wie bei Fahrrädern) und Gangschaltung, die mit Kevlar-Leinen bis zu 1.000 m Länge bestückt sind. Die größeren Rollen werden mit Gurtzeug vor dem Bauch umgehängt. Es gibt keine Begrenzung der Leinenlänge wie in Europa.
Im Park wird eine günstige, aber kleine begrenzte, Fläche gesucht, an der der Drache aus der Hand gestartet wird. Durch die bodennahen Turbulenzen und Hindernisse werden die Drachen sehr trickreich immer höher gebracht. Die Chinesen wechseln dabei die Positionen im Park bis sie sich am anderen Ende des Parks auf einem engen Raum treffen. Das kann schon mal 30 Minuten dauern. Die Chinesen (10 bis 15 sind keine Seltenheit) stehen eng beieinander (Armlänge).
Die Drachen stehen dann an einer Leinenlänge von 300 bis 1.000 Meter in turbulenzfreier Luft am Himmel. Schnurverwicklungen untereinander sind normal und werden durch Wechseln der Postion geschickt und mit viel Erfahrung gelöst. Das erklärt auch die Verwendung der Kevlarleinen. Es ist ein entspanntes, sehr geselliges Miteinander, an dem ich wochenlang teilnehmen durfte. Landungen erfordern wegen dem engen Raum und Turbulenzen großes Geschick. Das Einkurbeln der Schnur kann auch schon mal 30 Minunten dauern und ist bei größeren Drachen sehr anstregend/sportlich. Baum- und Hindernislandungen sind nicht selten. Man hilft sich aber gegenseitig und kein Drachen blieb irgendwo hängen. Die Chinesen sind sehr freundlich und hilfsbereit.
Es gibt eine aktive Gemeinschaft von ca. 40 Personen, die ähnlich wie bei Whats App verbunden sind. Sie sind bei brauchbaren Wetter täglich (auch bei Dunkelheit) aktiv. Ich bin so dankbar, dass ich dort aufgenommen wurde und neues lernen konnte. Wir hatten sehr großen gemeinsamen Spaß. Ach ja, so verbrachte ich Heiligabend und Silvester bei 20 °.
Ich freue mich jetzt schon, wenn ich wieder dort bin.