@DrachenHo Ihr habt doch inzwischen einen Avatar auf der wiese, wie kommst du mit dem zurecht?
Hallo,
Ich übernehme die Frage an DrachenHo mal, da der angesprochene Avatar meiner ist und ich in letzter Zeit der fleißigste Flieger bei uns auf der Wiese bin.
Zusätzlich zum Avatar, den ich jetzt schon ein paarmal geflogen bin, hatte ich vor kurzem die Möglichkeit (und das Vergnügen) im direkten Vergleich einen Curve (Std, Hybrid)
und einen Slash (V2.1, Std, Hybrid) zu fliegen.
Der Wind war an diesem Tag für unsere Verhältnisse sehr stark, etwa 25-30km/h, und recht unstetig mit Löchern und kräftigen Böen.
Begonnen mit dem Curve an 35m 70kp Schnüren, war ich nach kurzer Skepsis über die Notwendigkeit der dicken Schnüre in den Böen dann doch froh darüber,
da er dann schon määächtig zieht.
Er wird auch recht schnell, bleibt dabei fast lautlos. Bei einer Zwischenlandung zum Check ob ich nicht die Saumschnur lockern kann habe ich festgestellt,
dass er gar keine hat, sondern die Schleppkante großteils aus sehr steifem Mylar gefertigt ist, nur die farbigen Spitzen ‚weich‘ sind, einen gerollten Saum haben,
diese aber erst bei wirklich viel Wind und in Turns zu vibrieren beginnen.
Entsprechend ist der Geradeausflug und die Speedcontrol bei böigen Bedingungen auch nicht besonders.
Ich bin den Curve schon vorher mal bei unterem Std-Wind geflogen und habe festgestellt, dass er schon gewissen Grundwind braucht, um von alleine in den
dynamischen Vorwärtsflug zu kommen. Bei dem jetzt starken Wind konnte er mich aber auch nicht überzeugen.
Für unseren Binnenlandwind (und meinen persönlichen Geschmack) wäre wahrscheinlich der Lite die bessere Wahl.
In den Tricks benötigt er schon eine gewisse Führung, dass er diese sauber und vollständig macht.
Beim direkten Wechsel der beiden anderen l’Ateliers ist die Führung aufgrund der deutlich kürzeren Lenkwege gar nicht so einfach und ich habe eine Weile gebraucht
um mit dem Curve ‚warm‘ zu werden.
Bei passendem Wind und mit etwas Eingewöhnung konnte ich mit dem Curve mein, noch nicht allzu umfangreiches, Trickrepertoire ohne große Schwierigkeiten umsetzen.
Dann den Avatar an die selben Leinen gebuchtet und hochgezogen.
Laaaangsam, satter aber nicht fordernder Zug, Geraden und Kreise wie am Zeichenbrett, Böen werden durch deutlich sichtbare Verformung bestmöglich aufgenommen
und nur geringfügig in Zug und Geschwindigkeit umgesetzt. (Die 75er Schnüre wären für den Avatar nicht nötig gewesen, 55-60 hätten gereicht.)
Und der Sound! Klingt wie eine Gruppe japanischer Straßenmotorräder.
An Tricks habe ich mich bei dem heftigen Wind nicht wirklich versucht, Halbaxel-Wenden klappten zum Windfensterrand hin aber problemlos.
Bei vernünftigem Wind lässt sich der doch recht spezifische Drache doch erstaunlich gut tricksen.
Man benötigt zwar ganze Armlängen um den Geier herum zu wuchten, die Umsetzung am Drachen sieht aber durchaus harmonisch aus.
Aufgefallen ist mir eine sehr stabiler Fade aus dem man schon beherzt anziehen muss um wieder raus und herum zu kommen.
Der Avatar, ein optisch sehr beeindruckender Drache, um auch mal bei mehr Wind entspannt seine Bahnen über den Himmel zu ziehen der sich aber auch nicht gegen
ein paar Tricks wehrt.
Und dann der Slash an gleichen Leinen.
Auf den ersten Metern merkt man schon dieses oft erwähnte ‚Aufladen‘. Das fühlt sich anders an als alles andere das ich bisher an den Leinen hatte.
Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich an der Dehnung der Leinen gezweifelt und ‚Gummiseile‘ vermutet.
Im Gegensatz zu tatsächlich schlechten Leinen ist der Slash trotzdem perfekt direkt anzusteuern, vermittelt halt sein sehr spezielles Feeling an den Piloten – sehr cool.
Die 75er Leinen wären nicht nötig gewesen, 55-60kp hätten wohl gereicht. Der Slash zieht zwar, aber durch seinen Flex sehr gleichmäßig und auch bei mehr Wind nicht
wie ein Traktor.
Nicht ganz so langsam wie der Avatar aber trotzdem langsam, nicht ganz so böenresistent wie der Avatar aber trotzdem unempfindlich. Geraden- und Kreis-Präzision fast
so gut wie der Avatar.
Akustisch auch sehr cool, vielleicht wie das zahmste Motorrad aus der Avatar-Gang alleine unterwegs.
Ich konnte den Slash auch schon vorher, zwar alleine aber bei besserem Wind, fliegen.
Im Rahmen meiner Basic Tricks hatte ich keine Probleme mit diesem, immer wieder als ‘eigen‘ bezeichneten, Drachen umzugehen.
Die Lenkwege sind angenehm und auch die Geschwindigkeit in Tricks ist gut nachvollziehbar. Für mich, der viel mit dem Gentleman UL von LO fliegt, war der Slash gut
zu bedienen.
Auffällig ist das geniale Stall-Verhalten. Man kann den Drachen so gut wie im ganzen Windfenster auf der Stelle parken, bekommt ihn aber auch ohne großes Anreißen
jederzeit wieder ansatzlos in den dynamischen Vorwärtsflug.
Der Slash, eine sehr hochkarätige Mischung aus Trick und Präzision mit einem riesen Windbereich. Auf jeden Fall ein Drache für die einsame Insel, der fast immer geht
und fast jede Disziplin exzellent beherrscht.
Ein direkter Vergleich zum Lite würde mich brennend interessieren, da der wahrscheinlich noch besser zu unseren Binnenland-Verhältnissen passt.
Grüße
Florian