Heiß oder kalt schneiden bei Segelmachernaht ?

    Bisher habe ich nur geschlossenen Kappnähte genäht - da hat sich die Frage nicht gestellt.
    Nun möchte ich meinen ersten Eigenbau mit Segelmachernähten schneidern.
    Es soll Chicara zum Einsatz kommen.
    Wie haltet Ihr das mit dem Schneiden ? Heiß oder kalt ?
    Ich würde kalt ja bevorzugen ... aber ... franst der Stoff doch irgendwann mal aus ?
    Kann mir jemand seine Erfahrungen schildern, der einen kalt geschnittenen Drachen mit
    Segelmachernaht schon länger und öfter im Einsatz hat ?
    Es soll übrigens ein kleinerer Schneller werden, der auch bei viel Wind zum Einsatz kommt.


    Bei den Drachen die ich bisher gesehen habe und so gebaut wurden, sah es immer gut aus.
    Aber die sind auch noch nicht länger im Einsatz.


    Gruß, Jörg

    Und wenn heiß schneiden doch die erste Wahl ist, stellt sich mir noch die Frage - wie ?
    Ich habe gestern meinen Lötkolben verwendet, mit dem ich auch immer die LK-Ausschnitte schneide.
    Dabei ist dann das heraus gekommen:

    Sieht ein wenig aus wie ausgeknabbert ...
    Gibt es da einen Tipp für die Spitze, den Untergrund oder sonstiges ?


    Gruß, Jörg

    Ich schneide grundsätzlich kalt und habe noch keine Nachteile bei der Segelmachernaht feststellen können.

    Gruß Michael
    Komme gerne noch mal auf das eine oder andere Treffen.
    Viel hab ich nicht mehr zum Fliegen.

    Hi Jörg,


    Ich schneide immer heiß. Dabei lege ich eine Schablone aus stabiler Graupappe (mit Cuttermesser geschnitten) auf den Stoff und eine große Glasplatte drunter. Schablone andrücken und daran entlangfahren. Wenn man eine schön spitze Lötspitze drin hat, sind auch Rundungen oder enge Radien (z.B. an Leitkantentaschen) kein Problem.
    "Freihandschneiden" geht nicht gut, dann bekommt man Fransen wie oben zu sehen. Ich nehme dann einfach eine Aluschiene aus dem Baumarkt als Lineal und schneide daran entlang.


    Und: Ein wenig Durchzug in der Drachenwerkstatt schadet beim Heißschneiden nicht der Gesundheit.


    Viele Grüße, Roland

    Viele Grüße,
    Roland


    Die kluge Hausfrau rät: Fettflecken werden wieder wie neu, wenn man sie ab und zu mit etwas Butter einreibt.

    Hmmm... also der Teststreifen oben auf dem Bild ist mit einer
    Schablone geschnitten ... allerdings auf einer Holzunterlage.
    Ich werde mal Glas ausprobieren.
    Und evtl. wäre eine spitzere Spitze auch nicht schlecht.


    Michael: Sind Deine Flügel auch schon hart getestet ? ;)


    Gruß, Jörg

    Zitat von Nasenbaer0815

    Hmmm... also der Teststreifen oben auf dem Bild ist mit einer
    Schablone geschnitten ... allerdings auf einer Holzunterlage.
    Ich werde mal Glas ausprobieren.
    Und evtl. wäre eine spitzere Spitze auch nicht schlecht.


    Michael: Sind Deine Flügel auch schon hart getestet ? ;)


    Gruß, Jörg


    Darauf kannst du wetten ;)

    Gruß Michael
    Komme gerne noch mal auf das eine oder andere Treffen.
    Viel hab ich nicht mehr zum Fliegen.

    Hi, das Thema kommt immer wieder und ist hochgradig Gesundheitsgefährdent. Heißschneiden ist ein totaler Unsinn und absolut unnötig.


    Chikara zeigt auch bei jahrelangen Nutzungen kaltgeschnittener Segelpaneele keine Abnutzungsspuren. Genausowenig wie Icarex, Skytex und viele andere Tücher. Also lasst es einfach. Es schadet euch nur.


    Für kleine Mengen eine gute Schablone, da geht schon einfache Plakatpappe, evtl. auch mit doppelseitigen Tape auf dem Stoff fixieren. Eine Glasplatte als Untergrund und ein 9,5mm Cuttermesser mit Abruchklinge. Dieses sollte aber kein billiges Plastikteil sein. Die Klinge nach 4-5 Paneelen ruhig immer mal wieder abbrechen, damit sie immer schön scharf ist.


    Heißschneiden, dass ist doch letztes Jahrtausend :-O


    Gruß
    Matthias

    Das sind doch mal klare Worte eines Menschens, der sicherlich schon mehr als 10 Segel geschneidert hat.
    Danke, Matthias !!!


    Gruß, Jörg

    Der Meinung bin ich auch, da bei der Segelmachernaht geklebt und genäht wird, kann eigentlich nichts ausfransen.
    Ich schneide mit einem Rollschneider, das geht wunderbar und man kann auch freihändig Kurven schneiden.

    Gruß Michael
    Komme gerne noch mal auf das eine oder andere Treffen.
    Viel hab ich nicht mehr zum Fliegen.

    Zitat von Matthias Franke

    Für kleine Mengen eine gute Schablone, da geht schon einfache Plakatpappe, evtl. auch mit doppelseitigen Tape auf dem Stoff fixieren. Eine Glasplatte als Untergrund und ein 9,5mm Cuttermesser mit Abruchklinge. Dieses sollte aber kein billiges Plastikteil sein. Die Klinge nach 4-5 Paneelen ruhig immer mal wieder abbrechen, damit sie immer schön scharf ist.


    Bei meinen Bauten ist das auch mein Vorgehen.
    Das einzige, was ich heiss schneide, ist die Nase. Bei der Gelegenheit mache ich gleich die Löchlein für die Standoff-Aufnahmrn und die JoJostopper, das ist alles.
    Leitkanntenausschnitte für abgedeckte Verbinder mache ich mit dem Cutter, da braucht es ja nicht mehr als zwei kleine Quer-Schnitte pro Verbinder.
    Ich mag einfach nicht mit dem heissen Ding und dem Stromkabel herumhantieren.



    Die ganze Kunst des Redens besteht darin, zu wissen, was man nicht sagen darf


    Gear

    Zitat von Matthias Franke

    Hi, das Thema kommt immer wieder und ist hochgradig Gesundheitsgefährdent. Heißschneiden ist ein totaler Unsinn und absolut unnötig.....Heißschneiden, dass ist doch letztes Jahrtausend :-O


    Gruß
    Matthias


    Danke für die deutliche Aussage. Ich habe bisher bei meinen Eigenbauten nur die LK Auschnitte mit dem Lötkolben gemacht. Für's Segeltuch verwende ich eine Schneiderschere. Klappt auch sehr gut. Für die Löcher an den Standoffs ne Revolver Lochzange.

    Viele Grüße, David

    'scuse me while I kiss the sky

    Wenn Du klebst und nähst, wird es bestimmt keine Probleme geben, das doppelseitige Klebeband hält das Segel extrem gut zusammen. Allerdings schneide ich an der frischen Luft mit meinem Weller Magnastad. Die Temperatur wird über die Verwendete Spitze bestimmt. Die 7er Spitzen sind nicht ganz optimal, 8er und 9er Spitzen funktionieren richtig gut. Am wichtigsten ist eine Glasunterlage, damit werden die Schnitte echt klasse.


    Lässt euch aber von mir nicht verleiten, solche ungesunden Sachen zu machen! ;)

    Habe einige Kites, hauptsächlich Speed- und Powerkites.


    Wer vögeln kann, kann noch lang nicht fliegen.

    Wenn ich jetzt mal für mich zusammenfasse:


    1. Heißschneider schneiden nicht heiß, weil sie mit kalt schneiden schlechte Erfahrungen haben, sondern weil sie einfach aus Überzeugung heiß schneiden.
    2. Kaltschneider schneiden aus Überzeugung kalt, weil sie keine schlechten Erfahrungen mit kalt schneiden haben.
    3. Heiß schneiden ist ungesund.
    4. Kalt schneiden macht super Kanten.


    Mein Fazit: Ich werde kalt schneiden.... und beobachten ;)


    Gruß, Jörg

    Je nach Arbeitsweise kann man mit beiden Varianten saubere als auch unsaubere Ergebnisse erzielen.


    Wenn ich z.B. Dacron für die Verstärkung im kreuzbereich verwende und die Kanten schräg schneide franst es ganz schnell aus. Unten ist das Stück rech breit und nach oben hin wird es schmaler. Heiß geschnitten bleibt sowas einfach sauberer, aber auch dafür gibt es Bestimmt Lösungen, bei denen man auf heiß schneiden verzichten kann.


    Habe mal einen Rollschneider von meiner Mutter ausgeliehen, ein hochwertiges Teil. Ich konnte damit nicht umgehen.


    By the Way, neulich habe ich einen kite im Drachenladen gesehen, der hatte die Segelmachernaht ohne Klebeband, ich glaube es war der Fazer.
    Hat Jemand Erfahrungen mit der Segelmachernaht ohne zu kleben?


    PS: ganz wichtig beim heiß schneiden ist die Glasunterlage, ich verwende einen riesengroßen alten Badezimmerspiegel.
    Meine ersten Versuche habe ich mit Pappunterlage geschnitten, die Ergebnisse waren echt übel.




    - Editiert von Christian78 am 12.07.2013, 00:01 -

    Habe einige Kites, hauptsächlich Speed- und Powerkites.


    Wer vögeln kann, kann noch lang nicht fliegen.

    Dacron (also z.B. Kreuz- und Seitenverbinderausschnitte, Löcher für Standoffs, etc.) schneide ich auch immer heiß,
    denn Dacron franst definitiv bei hartem Einsatz aus.
    Aber es ging ja um den eigentlichen Stoff.
    Und Paneele zu verbinden, ohne sie vorher miteinander zu verkleben, würde ich mir nie antun ...


    Gruß, Jörg

    Hallo
    Wenn die belüftung des raumes gut ist, es reicht Fenster aufmachen und Türe aufmachen, dann kann man ohne weiteres heißschneiden, ich mache das schon seit ich Drachen baue und lebe immer noch. Die Leitkantenausschnitte schneide ich mit der Schere, ich mache sie halt ein wenig größer, dann passiert nichts. Das Mittelkreuz schneide ich heiß.
    Aber jeder hat seine Gewohnheiten, ich komme mit dem Skalpell nicht zurecht, da ich meistens Edelstahl oder Aluschablonen habe, nur wenn ich Einzelstücke anfertige, habe ich Pappe.
    Bernd

    Ich muss gestehen, gerade bei offenen Kappnähten schneide ich gern heiß, weil ich mir dann das verkleben der Panele sparen kann: Durch den Schnitt sind die beiden Stofflagen an der Schnittkante schon zusammengeschweißt. Das geht unter der Nähmaschine nicht mehr auf und man kann sich den Kleber sparen.


    Aber wie Bernd schon sagt, jeder hat seine Gewohnheiten und Arbeitsweisen.


    Viele Grüße, Roland

    Viele Grüße,
    Roland


    Die kluge Hausfrau rät: Fettflecken werden wieder wie neu, wenn man sie ab und zu mit etwas Butter einreibt.

    Bei geklebter Segelmachernaht ist Heißschneiden absolut unnötig, zugegebenermaßen aber schnell und praktisch, insbesondere, wenn man einen großen Glastisch und Metallschablonen hat. Ob man der Bequemlichkeit halber das Gesundheitsrisiko eingeht, sollte jeder Erwachsene für sich entscheiden. Gute Belüftung minimiert das Risiko, behebt es aber nicht vollständig. Wer häufig heiß schneidet, sollte sich die Anschaffung einer Atemschutzmaske mit ABEK-Filter überlegen. Das kostet nicht die Welt und die paar Euro sollte einem die Gesundheit wert sein. Ich habe an meinen Drachen den Einsatz von Heißschnitt speziell im Bereich Verstärkungen auf das absolute Minimum reduziert, indem ich Dacron und Rucksacknylon (die einzigen Materialien neben Klettband und Gurtband, die Heißschnitt erfordern) mit LKW-Plane ersetzt habe. Desweiteren kann man bei den notwendigerweise zu versiegelnden Materialien die giftigen Dämpfe reduzieren, indem man kalt schneidet und nur heiß die Kanten versiegelt, statt das Material auf ganzer Schnittbreite zu verdampfen.


    Ich kenne keinen Lenkdrachenbauer, der am Heißschnitt gestorben ist, aber auch niemanden, der in jugendlichem Alter damit angefangen hat und es seit mehr als 20 Jahren intensiv betreibt.


    Gruß
    Heiko