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Das Fadeverhalten eines Drachens hat absolut keinen zwangsläufigen Einfluss auf Slide oder Axel. Ob ein Drachen stabil im Fade liegt hängt überwiegend von der Waagegeometrie, aber auch von der Gewichtsverteilung ab. Entscheidend für die sichere Lage ist, dass der Anstellwinkel im Fade zur restlichen Geometrie passt. Der Anstellwinkel muss eine saubere Umströmung mit ausreichend Auftrieb ermöglichen. Der Entscheidende Parameter, um das zu ermöglichen ist der Leitkantenkontaktpunkt der Waage, wenn der Drachen im Fade liegt. Diesen kann man über die Gesamtlänge der Waage oder den Drehpunkt einstellen. Im Laden oder gar in einem Webshop wirst du aber keine Möglichkeit haben, das zu beurteilen.
Genau genommen gibt es in der Drachenkonstruktion keine Regeln ohne Ausnahmen. Die Flugeigenschaften eines Drachens sind von sehr vielen Parametern mit einer großen Menge an Wechselwirkungen abhängig. So kannst du den Drachen perfekt für den Fade bauen, verhinderst damit aber Yoyos schon im Ansatz. Die Schwierigkeit ist, beides durch sorgfältige Abstimmung zu ermöglichen und dabei all die anderen Tricks nicht zu vergessen. Selbst identisch aussehende Drachen können komplett unterschiedlich fliegen. Sie tragen alle die Handschrift ihres Konstrukteurs und fliegen so, wie er es will, bzw. so, wie seine Kompetenz oder ein glücklicher Zufall es zulässt.
Zum Thema Kreise und Ecken/ Push und Pull:
Bei jeglichen Pushbewegungen wird der innere Flügel fixiert und damit auch der Drehpunkt. Der äussere Flügel wird entlastet, womit einseitig Druck aus dem Segel genommen wird. Die Änderung des Winkels zum Wind hat einen Richtungswechsel zur Folge, der je nach Geschwindigkeit des Pushbefehls als sanfter Bogen oder als radikale Ecke ausgeführt wird. Durch die Entlastung wird der Drachen verlangsamt.
Bei einer Pullbewegung wird der Kurveninnere Flügel angezogen und damit der Druck erhöht. Der Drachen wird so beschleunigt, weshalb diese Technik für einen beschleunigten Spin eingesetzt wird. Ordentlich einrastende Ecken lassen sich so nicht fliegen, weil der Drehpunkt nicht sauber definiert wird. Allgemein ist es ein Anfängefehler, Ecken mit Pullbewegungen zu fliegen, der auf Verständnisproblemen beruht. Mit fast allen Drachen sind solche Ecken von deutlichem Nachwackeln geprägt. Die einzigen mir bekannten Drachen, die saubere gerissene Ecken erlauben, sind Speedwings, weil die keinen Kiel und keine Standoffs haben und damit keine Drehpunktfixierung benötigen.
Mit Push/Pull-Befehlen lässt sich der effektive Lenkweg auf der Kreisbahn verkürzen. Bei entsprechender Geschwindigkeit der Lenbkbefehle lassen sich so auch Ecken fliegen, die aber sehr definiert geflogen weden müssen, um nicht nachzuwackeln. Der Drehpunkt wird dabei in Richtung Mittelkreuz verlegt und natürlich wird der Drachen so gegenüber dem Pushbefehl in der Ecke beschleunigt. Push/Pull-Ecken sind übrigens keine französischen Ecken.
In Frankreich hat sich eine gänzlich andere Eckentechnik etabliert. Der Drachen wird erst auf der Aussenseite entlasten und nach vollzogenem Richtungswechsel auf der Innenseite. Anschließend werden beide Hände wieder parallel in Ursprungsstellung gezogen, wobei der Drachen beschleunigt wird. Mit dieser Technik lassen sich mit ziemlich unwendigen Drachen Ecken in schneller Folge fliegen, weil der Drachen den Druck nicht selbst wieder aufbauen muss, sondern zum Druckaufbau gezwungen wird.
Wenn du ein hervorragendes Buch über Präzisionsflug suchst, kann ich dir Sportkitemagic von David Gomberg empfehlen. Früher hätte ich mir sowas gewünscht. Umso begeisterter war ich, als ich kürzlich entdeckt habe, dass es dieses Buch mittlerweile kostenlos online gibt.
Gruß
Heiko