Nähmaschinen: Welcher Transport?

    Hallo Allerseits,


    hat jemand von euch Erfahrungen mit verschiedenen Transport-Methoden bei Nähmaschinen? Ich habe seit geraumer Zeit eine Pfaff 1220 und schätze den zusätzlichen Obertransport durchaus, insbesondere wenn man glattes Zeug näht. Ist halt schön, wenn man sich um den Versatz auch nach ein paar Metern keinen Kopf machen muss. Die Pfaff hat mich aber schon mehrfach mit Defekten geärgert, so das ich langsam nicht mehr mag. Ich hab die Schrauberei satt, und die Kosten auch. In unserer kleinen Firma brauchen wir für Tests und Protos ebenfalls eine Maschine, die Anschaffung einer Industriemaschine wird daher diskutiert. Ich werde mich in den nächsten Wochen bei einem Fachhändler informieren, aber vielleicht hat ja jemand von euch ein paar Erfahrungen zu dem Thema im voraus. Untertransport, Obertransport, Nadeltransport, welche Transportmethoden werden normalerweise mit welchen Sticharten angeboten (ich hätt natürlich gerne Gerade, Zickzack und diesen Mehrfach-Zickzack, wie der auch immer heisst). Genäht werden soll: von sehr leichtem Spinnacker bis zur 500g PVC-Plane, und noch so einige Absonderlichkeiten, die einen guten Transport als wünschenswert erscheinen lassen. Mit was näht eigentlich der Segelmacher?


    vielen Dank und viele Grüße, Gebi

    Hallo Gebi,


    vor genau diesem Problem stand ich auch, als ich den Kauf einer Industrienähmaschine als Ersatz für meine Pfaff 1221 ins Auge gefasst habe. Ich musste recht schnell einsehen, dass es keine Industrienähmaschine gibt, die eine ordentlich ausgestattete Haushaltsnähmaschine ersetzen kann.


    Zunächst kaufte ich eine Bernina 950 Industrial, die Rundumsorglosmaschine in Sachen Stichvielfalt. Den fehlenden Obertransport rüstete ich auf Anraten eines örtlichen Nähmaschinenhändlers nach. Leider passt dieser Obertransporteur zwar an die Maschine, quittiert deren Maximalgeschwindigkeit mit Originalmotor aber mit üblem Klappern schon nach wenigen Tagen. Hätte ich ihn bloß bei dem Händler gekauft, der ihn empfohlen hat und nicht im internet. Der Wunsch nach verzugfreien Geradstichnähten wurde so jedenfalls nicht erfüllt. Auch die Motorregelung des Anlassermotors gefiel mir nicht. Genau genommen hat die Maschine keine Mororregelung, sondern lediglich eine 4-stufige Motorsteuerung über Anlasswiderstände. Das war mir beim Nahtbeginn und an engen Stellen einfach nicht feinfühlig genug. Nach reichlicher Information erstand ich dann einen Efka Varo-DC Nähmaschinenantrieb, der nach Aussage eines Hamburger Industrienähmaschinenhändlers nicht an die Maschine passt. Geht nicht gibts nicht, dachte ich mir und ließ vom Dreher anstelle der Handradauslösung der Bernina eine passende Aufnahme für den Drehgeber des Antriebes anfertigen. Das abnormale Gewinde M7x0,75 sorgte anfangs für lange Gesichter beim Dreher und bei mir, denn so einen Bohrer wollte er sich nicht hinlegen, weil er ihn nie wieder benötigt. Schlussendlich musste ich ihn also kaufen, um zur gewünschten Aufnahmewelle zu kommen. Nun bin ich mit dieser Maschine im Bereich Zickzack, Dreistichzickzack und allem, was keinen Obertransport erfordert wunschlos glücklich. Wer keine Kappnähte näht, ist mit dieser umgebauten Maschine rundum versorgt. Mögliche Alternativen ohne Bastelei wären Jukis aus der LZ-Serie.


    Für verzugfreie Geradstiche (Kappnähte) habe ich mir dann später noch eine gebrauchte Dürkopp-Adler 272 besorgt und auch diese mit einem Gleichstromantrieb (Quick Servotop) nachgerüstet. Der originale Efka Variostop Antrieb war mir mit 70 db bei stehender Nadel doch etwas zu laut. Diese Maschine hat Nadeltransport,
    Fadenabschneider, Wahlmöglichkeit der Nadelposition und hebt den
    Fuß auf Wunsch jedes mal, wenn man die Naht unterbricht. Das ist sehr praktisch beim Aufnähen von Verstärkungen. Ursprünglich hatte sie auch Nahtanfangs- und Endverriegelung, leider unterstützt das mein neuer Motor nicht mehr. Zuverlässigkeit und Stichkraft sind einfach überragend. Sie näht mit einer 80er Nadel durch ein auf 5 mm Breite gefaltetes Din A 4 Blatt, vor wie rückwärts. Ein großer Vorteil des Nadeltransports ist, dass man bis an die Stoffkante heran nähen kann und das Material sofort transportiert wird. Neu kostet sowas ca. 3000 €, von preiswerten Herstellern wie Siruba oder Sewmaq ab 2000 €.


    Die Funktionen beider Maschinen in einer wirst Du niemals finden.


    Gruß
    Heiko

    Moin Heiko,
    vielen Dank für die ausführliche Info. Ich hatte etwas in der Art schon befürchtet, die eierlegende Wollmilchsau scheint auch unter den Industriennähmschinen nicht sehr verbreitet zu sein.
    viele Grüße, Gebi

    Ciao
    Ingo


    Ruhrpottkiter
    [hr]

    Kite-Knights
    [center]Meine Homepage