Fliegen mit Trapez - wie geht das eigentlich?

    Hallo zusammen,


    am Wochenende habe ich staunend den Buggy-Piloten in St. Peter Ording zugeschaut, was natürlich mein Interesse geweckt hat.
    Als langjähriger, "klassischer", also meist Stab-bewehrter 2- und 4-Leiner-Flieger war ich fasziniert von dem ganzen Trapez-Leinen-Setup, das sich mir allerdings nicht vollständig erschlossen hat. Einige fahren mit Stange (Bar), andere mit "normalen" Handles, aber eigentlich immer mit Trapez und mehr oder weniger komplexen Aufhängungen.
    Kurze Frage: Gibt es irgendwo eine Seite, die das alles erklärt? Welche Leinen (Halte/Bremsleinen) laufen da wo an die Griffe und/oder Trapez, wie funktioniert so ein De-Power-System von dem man in den Shops liest, wird da nur über Bremsleinen gesteuert oder wie bei Zweileiner-Matten auch mit allgemeiner Verformung? Gesucht hab ich viel, aber immer nur Stichpunkte wie "moderne De-Power-Matten", "Chicken-Loop" usw. gefunden. Auch einiges an Längenbeschreibungen von "De-Power-Systemen" ... aber kein einfaches "How-To". Ein erhellender Link würde mir (und vielleicht auch anderen) helfen.
    Das Work-Book von der GPA hab ich ebenfalls studiert, dort ist zunächst "nur" das klassische Vierleiner-Steuern erklärt, demnach geht das Steuern vorwiegend über Bremsleinen, aber offenbar auch durch implizite Verformung der Matten-Geometrie? Also nicht ganz so, wie man es von Gleitschirmen kennt...
    Und falls die Frage zu dilettantisch erscheint: Besser einmal dumm gefragt, als ewig wie "Doofie" herumlaufen :)
    Danke für nachsichtige Behandlung ;)
    Micha


    P.S.: Ach ja, wenn ich denn dann schlau bin, fühle ich mich gern berufen, das Ganze in einen Artikel zu packen, der dann unter "Artikel" findbar wäre....
    - Editiert von MichaK am 26.10.2009, 12:56 -

    Hold the wind in your hands and let your spirit free

    Moins,


    du kannst mal diese Seiten lesen. Dort gibt es schon ganz aufschlussreiche Infos. Ansonsten ist das Prinzip beim Fliegen mit 4-Leinern oder Depower-Matten in Bezug auf das Trapez eigentlich gleich: Du hängst beide Matten am Trapez ein und erreichst dadurch eine Entlastung der Arme (wobei Depower ohne Trapez fast gar nicht geht...)
    Beim Depower ist die Verbindung zwischen dem Kite mit Bar und dem Trapez der Chicken-Loop und bei 4-Leiner Handles wird der Tampen (Verbindungsschnur zwischen den beiden Handles) am Trapez befestigt.
    Die Funktionsweise von Depower-Matten zu erklären, würde hier zu weit führen, aber da wirst du sicher über die Suchfunktion im Forum fündig... Oder auf der Wiese mal so jemanden ansprechen und erklären lassen, das ist immer das erhellendste....


    Gruß Olli

    Hallo Olli,


    Danke, danke, danke - ich glaube, ich hab es verstanden. Grundidee ist also (wie beim Windsurfen) rein die Entlastung der Hände, so dass logischerweise die Halteleinen per Trapez entlastet werden.
    Die De-Power-"Verleinung" wie in diesem Thread erläutert, wirkt parallel auf Bremse und Profil, so dass bei Zug auf die Schleppkante (=Bremse) entsprechend weniger Profil (=Auftrieb/Zug) und damit stärkere Bremswirkung erziehlt wird. In meinem Verständnis würden hierbei die "Bremsleinen" (falls man sie bei dieser Struktur noch so bezeichnet) am Trapez befestigt, so dass bei Entlastung/Loslassen der Lenkstange Bremswirkung erzielt wird, während beim Heranziehen der Stange das Profil durch (relatives) Entlasten der Bremsleinen stärker ausgeprägt und somit der Zug vergrößert wird. Ist das so richtig verstanden?
    Falls ja, hab ich's glaub ich so ziemlich völlig verstanden :)


    Besten Gruß
    Micha

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    Hallo Micha


    Zum Thema Depower:
    Bei Depowerkites wirkt der Zug fast ausschlieslich auf die Frontleinen, welche deshalb auch am Trapez befestigt werden. Über die Bremsleinen wird der Anstellwinkel des Kites verändert-----> Zieht man die Bar heran wird der Kite steiler angestellt (bei manchen Systemen wird auch Profil oder Wölbung verändert) und erzeugt dann mehr Auftrieb, wird aber etwas langsamer.


    Gruß Klaus

    Kites:North Vegas 18, Windart Demon 12, U-Turn Butan 11, Peter Lynn Twister 7.7, Airea Bronto 6.5, Pansh Ace 5, Ozone Cult 2.5, NasaWing 3.7, AldiBomber
    ATB:Kiteboardz Classic


    http://www.kiteclub-hennermais.de/

    Hallo Rambo und Klaus,


    super, danke, jetzt hab ich's wirklich :logo: (hätte vielleicht ALLE Seiten bei kite-n-art durcharbeiten sollen).
    Eigentlich ist alles ganz einfach, wenn man eine gute Erklärung bekommt. Also eigentlich nur andersherum als ich initial-infantil dachte :)
    Nachdem ich jetzt geblickt habe, dass primär über die Bremsleinen gesteuert wird, weshalb diese bei einer Bar aussen angebracht sind, ist das Prinzip klar.
    Das Vierleiner-mit-Lenkstange-Prinzip (im "einfachen Vierleiner-Fall") ist mir noch nicht ganz einsichtig, da ich bei meinen Stab-Vierleinern die Segenflächenverformung über Handles gewohnt bin und mir noch micht recht vorstellen kann wie das mit einer Bar mit fixierten Zug- oder Bremsleinen funktionieren soll - aber das werd ich einfach mal ausprobieren, einen Besenstiel werd ich wohl noch haben, und eine Seilaufnahme ist mit Tampen und Wirbeln schnell mal gemacht.


    Beste Grüße aus OWL
    Micha

    Hold the wind in your hands and let your spirit free

    Hallo Heiko,


    nein, in diesem Fall meinte ich "einfache Lenkstange an einfachem Vierleiner", also ohne Gleitschirm-ähnlichem Bremsaufbau sondern eher klassisch - sagen wir, Rev mit Lenkstange. kite-n-art schreibt

    Zitat

    Soweit ist die Sache wirklich einfach, denn solche Lenkstangen entsprechen funktionell quasi zwei fest verbundenen Quadgriffen.


    Sowie

    Zitat

    Es gibt Kites bei denen die Bar im Zentrum die Steuerleinen und außen die Bremsleinen aufnimmt, und es gibt Kites, die genau umgekehrt kontrolliert werden (Steuerleinen außen und Bremsleinen in der Mitte, wie z.B. bei der Beamer TSR). Immer aber ist die Bar direkt mit der Lenkstange eines Fahrrades zu vergleichen: rechts ziehen heißt rechts herum lenken (und umgekehrt).


    Das ist eben der Teil, der für mich auszuprobieren ist - also z.B. die "Bremsleinen", oder im Falle von Rev, Paradox oder anderen Stab-Vierleinern die "unteren Zugleinen" sind im Zentralpunkt zusammengefasst und fixiert, die "oberen Zugleinen" an den äußeren Punkten der Lenkstange befestigt. M.E. dürfte damit eher eine Zweileiner-Steuerung erreicht werden?!? Werden die "Bremsleinen", bei Stabdrachen doch eher zum Verformen gedacht, aussen befestigt ist die Wirkungsweise einigermaßen klar, das entspricht dann in etwa dem Ziehen der Bremsleinen beim Gleitschirm (oder eben Verkippen der Handles).
    Bevor ich hierüber lange philosophiere, hilft wohl "Versuch macht kluch" :)


    Aber das GIF zeigt schön die Zusammenhänge für die De-Power-Aktionen des Aufhängesystems, vielen Dank dafür.


    Mit etwas Muße werd ich das Ganze mal skizzieren und beschreiben, und nach etwas Diskussion und Ausmerzen der übelsten Fehler könnte daraus wohl ein Artikel werden ... ich befürchte, dass diese Fragen öfter mal auftauchen werden. Danke für eure Geduld mit diesen Dummie-Fragen. :-O


    Hoffend auf ein trockenes und leicht windiges Wochenende,
    Micha

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    • Offizieller Beitrag

    Hi Micha,
    auch bei Vierleinermatten macht es Sinn, die vier Leinen getrennt anzusteuern ;)
    Eine "einfache Lenkstange" macht tatsächlich aus der Matte einen Zweileiner - das ist nicht wirklich empfehlenswert.
    Die Grafik zeigt eine Bar für "normale" Vierleinermatten (Buggymatten), das Crossoverprinzip sorgt für eine gleichmässige Ansteuerung beider Leinen einer Seite, dadurch erhält der Kite die Beweglichkeit, die ihm bei der Zweileineransteuerung verloren geht - ein Depowerkite wird er dadurch aber nicht, dafür braucht man eine Waage, bei der der Anstellwinkel verändert werden kann!


    Was hast du überhaupt vor? Eine Bar für Stabvierleiner bauen? Mit Trapez?

    Hallo nochmal,


    ich werd mal versuchsweise eine Stange für Stabvierleiner bauen - ohne Trapez und quasi nur als Versuchsaufbau. Beim Fliegen vertrau ich doch eher dem Prinzip der Handles, aber ich will halt mal wissen, wie andere Dinge funktionieren.
    Der "Bau" wird vermutlich ein einfacher Besenstiel mit Tampenaufnahmen für die Leinen sein. Also nichts großartiges, genug, um das Prinzip zu testen.
    Und mal sehen ... im kommenden Sommer versuch ich mich vielleicht auch an 4-Leiner-Zugmatten und vielleicht auch dem Buggy-Fahren. Und sei's nur, um es mal gemacht zu haben.
    :)

    Hold the wind in your hands and let your spirit free

    Heiko - Ich bin auch eher skeptisch, was die Lenkbarkeit anbelangt, aber wenn es so beschrieben steht, dass es gehen soll, will es ausgetestet sein. Kindliche Neugier eines Quasi-Mittvierzigers :)
    Genau nachgelesen scheint es in erster Linie bei Vierleiner-Matten zu funktionieren ... prinzipiell sollte es dann auch mit Flachdrachen gehen, da hier die Bremse zur Verwindung wird, das Steuerprinzip jedoch gleich bleibt. Schau'n mer mal, wie der Kaiser zu sagen pflegte.
    Die Lenkstange selbst dürfte nicht das echte Problem sein, schließlich hat Wolfgang Schimmelpfennig den Bau in seinem '95er Buch beschrieben, mit leichter Abwandlung sollte die Zentralaufnahme für Vierleiner machbar sein. Dann noch Trimmtampen dran...prinzipiell tut das ... ob's was taugt ist eine zweite Sache ;)


    @Mathias - Ich fürchte, du hast recht ... aber das Risiko geh ich ein :-O


    Mhhh ich glaube, wir entfernen uns etwas von der ursprünglichen Frage, die schon ziemlich klasse aufgeklärt war. Lassen wir den Thread mal ruhen....bis ich mehr Senf zum eigentlichen Thema beisteuern kann :kirre:


    Bis demnächst oder später,
    Micha

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