Geweberichtung beim Deltabau

  • Hallo Zusammen,
    mein erster Deltaeigenbau nach einem Bauplan von IVO ist fertig. Größe: 1,5m x 3,0m. Was mich allerdings wundert sind 2 Dinge:
    1. die "Eddy-Grundform", von der Spitze zu den Enden der Querspreize und dann wieder zum Ende des Mittelstabes.
    Wobei sich die Flächen aussen wunderbar zu diesem "Delta-Tunnel" ausbilden.


    2. steigt er gerade auf, erreicht fast 90 Grad um dann in die Waagerechte überzugehen.
    Das wäre nicht weiter schlimm wenn er nicht anfing seine Kreise zu drehen.
    Er stürzt nicht ab sondern kommt langsam herunter.


    Die Kielspitze ist, von vorne gesehen, ca. 5 cm hinter der Querspreize.
    Hier im Forum habe ich zwar 4 Deltabau-Threads gefunden doch nichts zu diesem Thema.
    Auf den Seiten vom "Deltapapst" Dan Leigh habe ich das auch gesehen nur sind meine Englischkentnisse nicht besonders.
    Dan Leigh Delta


    Meine Fragen:
    Gibt es eine Laufrichtung der Fasern auf die man achten sollte um diese "Eddybildung" zu verhindern?.
    Ist diese Segelformausbildung ein Nachteil / Vorteil oder ist das egal?.
    Sollte die Kielspitze auf der gleichen Höhe sein wie die Querspreize?.
    Meine verschiedenen Waagepunkte brachten keinen Erfolg da sie immer hinter der Querspreize liegen.
    Gibt es doch einen Thread zu diesem Thema?.
    Ist jemand so nett und erklärt mir warum Dan Leigh das macht?.


    Vielen Dank für Eure Antworten
    Harald

  • Salut Harald,


    Ist deiner denn ein Dan Leigh Nachbau?


    In den Leigh-Deltas stecken eine Menge unscheinbare, aber sehr wirkungsvolle Detaillösungen, die seine Deltas zu sehr Leistungsfähigen Drachen machen.
    Ein straffes Segel mit ausgeschnittener Schleppkante ist bei Deltas sehr effektiv, machen sie aber auch empfindlicher in der Einstellung und beim Bau.


    Zu deinen Fragen:
    Die Eddybildung ist mehr oder weniger unvermeidlich, sie macht sich allerdings mehr bei sehr straffen Segeln (und starkem Wind) bemerkbar. Um die Diagonalverstärkung des Drachens zu unterstützen, könnte man die Laufrichtung des Tuches in die gleiche Richtung legen. Persönlich bin ich aber der Ansicht das, solange man die Rechts/Links-Symetrie wahrt es egal ist, da die Flächenbelastung bei Deltas relativ niedrig ist und die Laufrichtung keinen großen Einfluss hat.
    (Bei Leigh ist das etwas anders, da die Leitkanten und der Kielstab abgespannt werden, da empfiehlt es sich in Laufrichtung zu arbeiten.)


    Zitat

    Sollte die Kielspitze auf der gleichen Höhe sein wie die Querspreize?.


    Nein, das ist abhängig von der Gesamtkonstruktion und kann manchmal davor, dahinter oder auf gleicher Höhe liegen.
    Zum genauen Einstellen bevorzuge ich die Kielbauweise mit stabverstärktem Kiel, wie auch Leigh sie erwähnt:Shifter fin.


    Zu dem Flugverhalten deines Deltas fallen mir erst einmal nur zwei Möglichkeiten ein: Dein Waagepunkt liegt etwas zu hoch. Versuch mal, ob sich mit einer etwas kürzeren, oder weniger straffen Querspreize etwas ändert.

    À plus


    Steph/Elément'Air
    Calvados/France

  • Salut Steph,
    vielen Dank für Deine Antwort.
    An der Kielspitze sind noch drei Waagepunkte angebracht. Zwei nach hinten, klar, der Andere nach vorne.
    Ohne Wirkung auf das Flugverhalten. Das mit der Querspreize stimmt, die ist sehr stramm.
    Das mit der Shifter-fin werde ich auch mit einem neuen Kiel ausprobieren.
    Danke Harald

  • Hi Harald!


    Wie Steph richtig schreibt, wird man die von Dir dargestellte "Eddy-Grundform" bei jedem flexiblen Delta-Kite wiederfinden. Auch Dan Leigh beschreibt das und gibt dazu die logische Erklärung der in diesen Richtungen verlaufenden Kraftlinien. Da hier das Segel den größten auftretenden Kräften ausgesetzt ist, dehnt es sich eben auch am Stärksten. Dan Leigh schlägt daher vor, bei größeren Drachen ggfs. Verstärkungsstreifen anzubringen. Allerdings scheint ihm der Gedanke selber nicht so sehr zu gefallen; ich fand bislang auf seiner Homepage nicht einen seiner Deltas mit Standardverstärkungen dieser Art.
    Es besteht aber durchaus die Möglichkeit, die Säume einzelner Segelpaneele durch geschickte Anordnung entlang den Kraftlinien verlaufen zu lassen, sofern die Segel nicht aus einem Stück gefertigt werden sollen.


    Auch in puncto Laufrichtung des Gewebes stimme ich Steph zu: Unwichtig, solange symmetrisch gearbeitet wird. Kommt das in der modernen Drachenszene übliche RipStop-Nylon zum Einsatz, kann man die diagonale Dehnung des Segels durch die im Gewebe vorhandenen Verstärkungsfäden vernachlässigen.


    Zur Position des Zugpunktes der Flugleine gibt Dan Leigh den Hinweis, daß er bei größeren Deltas weiter vorne liegen muß als bei im Verhältnis verkleinert gebauten Deltas. Dem kann ich nur bedingt zustimmen: Bei meinem kleinen "Standard-Delta" (alle Maße durch "try-and-error" selber ermittelt, deshalb ist's mein Delta ;) ) liegt der Zugpunkt bei 47% des Mittelstabes (von der Spitze gemessen), bei meinen beiden wesentlich größeren ALDI-Drachen-Neubau-Deltas bei exakt 43,75%. Allerdings sind die Spreizen und auch die Kiele der größeren Deltas anders bemaßt und positioniert, sodaß ein direkter Vergleich sicherlich kein korrektes Ergebnis liefert.


    Das von Dir beschriebene Flugverhalten deutet zunächst einmal auf einen zu langen Spreizstab hin. Das hat Steph ebenfalls richtig erkannt. Der Delta soll beweglich sein; er paßt seine Segelausformung unterschiedlichen Windverhältnissen an. Das funktioniert aber nur einwandfrei, wenn der eingesetzte Spreizstab die Segel des Deltas nicht straff aufspannt, sondern etwas Spiel läßt, und dabei keine direkte Verbindung zum Längsstab hat. So können sich die Leitkanten auf- und abwärts bewegen, auf den Wind flexibel reagieren. Eben diese besondere Konstruktion macht den Delta zu einem Familienmitglied der sogen. flexible kites.
    Hier mußt Du Dich nun an die richtige Länge des Spreizstabes herantasten. Fingerspitzengefühl und Geduld sind gefragt, wenn nun Zentimeter für Zentimeter der Stab gekürzt und immer wieder testgeflogen wird. Nicht zu viel "an einem Stück" kürzen und bei leichtem Wind testen!


    Erreichst Du trotz alledem kein zufriedenstellendes Flugverhalten, gibt's auch noch weitere Möglichkeiten der Einflussnahme... ;)


    'n Bildchen wäre schön!

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  • Hallo Zusammen,
    @ Karsten, danke für die Antwort. Das mit der Querspreize stimmt denn sie geht sehr stramm rein. Mir ist jetzt auch klar das er durch die Spannung nicht so flexibel reagieren kann wie er möchte/ sollte.
    Auf den Drachenfesten die ich dieses Jahr besucht habe, habe ich diese "Eddyform" nie so deutlich bemerkt wie bei meinem Delta. So gut wie garnicht.
    Erstmal bekommt er einen neuen Kiel damit ich auch einen Zugpunkt vor die Querspreize machen kann.
    Gleichzeitig werde ich die Spreize Stückchenweise kürzen. Ein "Bildchen" kommt noch.


    Steph, das sollte auf gar keinen Fall ein Nachbau werden.
    Gruß Harald