Axel, Snap Stall und Pancake?

    Hallo Leute, mein erstes posting hier. Kurze Vorstellung: Infiziert vor Ewigkeiten beim Zusehen am Ostseestrand, erster brauchbarer Drachen vor ein paar Wochen an Dänemarks Nordseeküste (ein Günther Calypso von "Spar", 199,95 DKK).


    Ok, starten, landen, nicht runterfallen, power dive, Dreiecke fliegen, geht. Jetzt die ersten Trickversuche (mit'm Tattoo II und besagtem Calypso - und erzähl' mir keiner, das geht nicht.) Ich versucht, den Axel "nach Vorschrift" zu machen. Geht um's Verrecken nicht, fängt bloß an zu trudeln. Aus lauter Frust fange ich an, rumzujuxen wie sonst auch, und plötzlich springt mich was an.


    Calypso geht irgendwo in den Stall, ich fluppe den 360 Grad rum, mache ich öfter so. Moment mal. Ich mach's nochmal und nochmal und gucke genauer hin. Genau die Bewegungsfolge, die in diesen Schritt-für-Schritt-Anleitungen drin ist. Stall, eine locker, zupf, beide locker. Calypso kurbelt auf der Stelle rum, ich zieh', hoch. Geht fix, fließend, der Calypso hat nur 1.25m Spannweite. Irgendwie kam mir der Ablauf ganz natürlich vor, nichts Besonderes.


    Natürlich, der dreht nicht parallel zum Boden, wie in den tollen Videos. Der dreht irgendwie, aber er hat während der 360°-Drehung keinen Zug auf der Leine und er bleibt auf der Stelle - bei viel Wind wird's sonst ein Spin, das habe ich auch oft.


    OK, die Frage: Ist es das, was man unter einem 'Axel' versteht? Wenn ja, wie mache ich einen 'schönen' Axel daraus, also wo er richtig wie so eine fliegende Untertasse rotiert (Morgen krieg' ich auch einen 'Jive').


    Zweite Frage: Wie mache ich unter wechselnden Windbedingungen (Schiet Binnenland-Böen hier) einen 'knallharten' Snap Stall? Das Konzept ist mir nicht ganz klar. Ich kann eine hart geflogene Ecke machen, bei leichtem Wind hängt er dann da und pendelt, bei etwas stärkerem steigt er gleich wieder los - losgehen hilft manchmal. Aber in den Videos knallen die das Ding regelrecht an den Himmel. Wie geht das?


    Dritte Frage, hat nix mit den vorhergehenden zu tun. Pancake. Wie ist der mit den besagten wechselnden Windbedingungen hinzukriegen. Yepp, bei gleichmäßigem leichten Wind null Problemo, aber ich habe hier 0-4 innerhalb von einer Minute. Bei zuwenig traue ich mich nicht (lieber den Tattoo II oben halten), bei zuviel kippen die bloß die Nase nach vorne und tauchen weiter, ich hab's sogar mit vorspringen versucht. Die nehmen einfach die Leine, das würde ich an ihrer Stelle auch machen. Was tun?


    Yepp, insgesamt versuche ich also mit Bedingungen klarzukommen, die nicht in den 'Lehrbüchern' stehen. "Probieren sie das bei einer 2-3". Cool, bloß derart ideale Bedingungen gibt's hier nicht. Hier heißt es Wind aus wechselnden Richtungen mit wechselnder Stärke. Ich hab' mir schon abgewöhnt, bei einem 'Loch' mit dem Tattoo II rückwärts zu gehen, und der macht's wirklich bei 1 m/s - bloß, wenn ich mit 3 km/h rückwärts gehe, habe ich in einer Minute 50 Meter. Landen, warten, wieder hoch.


    That's it.


    Viele Grüße


    Dienstag (thilo)

    Zitat

    Original von Dienstag
    OK, die Frage: Ist es das, was man unter einem 'Axel' versteht?


    Wenn du den Axel mit der rechten Hand ausgelöst hast muss eine Linksdrehung in den Leinen sein. Du musst den Drachen also nach rechts wieder ausdrehen. Wenn das der Fall ist hast du einen Axel gemacht!


    Zitat


    Wenn ja, wie mache ich einen 'schönen' Axel daraus, also wo er richtig wie so eine fliegende Untertasse rotiert (Morgen krieg' ich auch einen 'Jive').


    Für einen sauberen Axel brauchst du eine gute Ausgangsposition, also ein gutes Setup. Willst du mit der rechten Hand auslösen muss die Rechte Seite vom Drachen etwas weiter hinten (von dir weg stehen) und die Nase leicht nach links zeigen. Der auslösende Impuls darf auch nicht zu hart sein. Mit einem weichen kurzen Zug wird der Axel schön flach.
    Man kann einen Axel auch führen. Dann wird er noch flacher, aber für den Anfang is das noch etwas kompliziert.


    Zitat


    Zweite Frage: Wie mache ich unter wechselnden Windbedingungen (Schiet Binnenland-Böen hier) einen 'knallharten' Snap Stall? Das Konzept ist mir nicht ganz klar. Ich kann eine hart geflogene Ecke machen, bei leichtem Wind hängt er dann da und pendelt, bei etwas stärkerem steigt er gleich wieder los - losgehen hilft manchmal. Aber in den Videos knallen die das Ding regelrecht an den Himmel. Wie geht das?


    Erstmal: wie fliegst du eine Ecke? Da gibt es verschiedene Varianten. Einen Snap Stall geht am besten mit einer Pull Push kombination, also eine Seite ziehen, die andere drücken. nach dem Pull Push nicht wieder an den Leinen Ziehen sondern nur noch nachgeben. Bei jedem Zug beschleunigt der Drachen wieder. Bei viel Wind gleichzeitig mit den Steuerimpulsen einen Schritt nach vorne gehen. Und natürlich was für die meisten Tricks bei viel Wind gilt: am Windfesterrad, da hast du weniger Druck im Segel.
    Hast du bei Viel Wind auch mal die Waage verstellt? Wenn du die Waage etwas Steiler stellt (Nase von dir weg) lässt es sich einfacher tricksen, da der Drachen nicht so schnell Fahrt aufnimmt.


    Zitat


    Dritte Frage, hat nix mit den vorhergehenden zu tun. Pancake. Wie ist der mit den besagten wechselnden Windbedingungen hinzukriegen. Yepp, bei gleichmäßigem leichten Wind null Problemo, aber ich habe hier 0-4 innerhalb von einer Minute. Bei zuwenig traue ich mich nicht (lieber den Tattoo II oben halten), bei zuviel kippen die bloß die Nase nach vorne und tauchen weiter, ich hab's sogar mit vorspringen versucht. Die nehmen einfach die Leine, das würde ich an ihrer Stelle auch machen. Was tun?


    Du musst extrem schnell sein. Gleichzeitig nach vorne gehen und die Arme nach vorne werfen. Schon beim Abwärts fliegen darauf achten, dass die Hände etwas hinter dem Körper sind, dann hast du mehr Weg.
    Hier gilt auch: eine Steilere Waage macht es einfacher.
    Zu den Drachen kann ich in deinem Fall nichts sagen.


    Zitat


    Ich hab' mir schon abgewöhnt, bei einem 'Loch' mit dem Tattoo II rückwärts zu gehen, und der macht's wirklich bei 1 m/s - bloß, wenn ich mit 3 km/h rückwärts gehe, habe ich in einer Minute 50 Meter. Landen, warten, wieder hoch.


    Einfache Sache: Beim aufwärtsfliegen zurückgehen, beim abwärts fliegen wieder langsam nach vorne gehen. Wenn du den Drachen immer kurz vorm Pancake hältst nennt sich das Fly away.


    Zitat


    That's it.


    Jop!

    Hi Dienstag


    Zitat

    (Morgen krieg' ich auch einen 'Jive').


    Eigendlich hat Mr. X schon alle Frage beantwortet. Aber die Wahl für einen Jive ist eine gute :H: .
    ich fliege auch den Jive und der macht viele Tricks. Wenn es mal nicht klappen sollte, weiß man aber, dass es wahrscheinlich nicht am Drachen liegt :) . Er hat mich auf jeden Fall im Trickflug weiter gebracht.


    Freundliche Grüße
    Twix93

    Danke für die Tips! Der Jive hat mich überrascht, sowohl in positivem aber auch in negativem Sinne, nun bin ich aber noch mehr verwirrt als vorher.


    Keine Frage, ich mache die Dinge schon so, wie ihr das sagt - das Problem besteht in den Windverhältnissen. Bei leichtem stetigen Wind mache ich einen Snap Stall und auch einen Pancake (was den Axel angeht, muß ich doch erstmal auf die Wiese und gucken.) Die Frage war eher, wie diese Dinge üben bei suboptimalen Windverhältnissen, ob es da spezielle Sachen gibt.


    Viele Grüße


    Dienstag

    Hallo


    Ich weiss nun nicht, ob man es so simplifizieren kann..... Ich für meinen Teil (bin selber noch blutiger Anfänger) bewege meinen Drachen bei zu viel Wind meist am linken oder rechten Windfensterrand. Allerdings nicht zu weit aussen. Gerade so, dass der starke Wind mich nicht beim Tricksen stört. Ich denke das Fliegen bei stärkerem Wind kommt mit der Erfahrung, wenn man weiss, was mache machen muss.


    Zu wenig Wind gibt es fast nicht :) Dann fehlt einem nur der richtige Drachen (UL / SUL). Diese sind allerdings ein wenig "empfindlicher" als ein Standard und müssen mit mehr Obacht getrickst werden. Wie in den anderen Threads steht, kann man die Bewegungen und Abläufe nicht 1:1 von einem Std. auf einen UL / SUL übertragen.


    Versuche es mal am Windfensterrand. Das hilft mir! wobei ich 2 - 3 bft vorziehe und dann nen UL / SUL oder Std. nehme.


    Ansonsten ist wie mit fast jedem OutdoorHobby: Es muss alles stimmen! Das macht unser Hobby ein wenig komplizierter als andere :) und eben DAS zeichnet es aus! :H:


    -Andreas

    Zitat

    Original von Andreas W
    Zu wenig Wind gibt es fast nicht :) Dann fehlt einem nur der richtige Drachen (UL / SUL). Diese sind allerdings ein wenig "empfindlicher" als ein Standard und müssen mit mehr Obacht getrickst werden. Wie in den anderen Threads steht, kann man die Bewegungen und Abläufe nicht 1:1 von einem Std. auf einen UL / SUL übertragen.


    Ich habe viele Tricks mit einem Nirvana UL gelernt und dabei ist mir nix kaputt gegangen. Die Schäden kamen erst nach der Anfangszeit :( .


    Ich bin der Meinung: Wer einen UL bei wenig Wind kaputt macht schafft das bei viel Wind auch mit einem Standart :L . Das gilt natürlich nicht für alle ULs aber bei den meisten schon.

    Der Tattoo II ist ein Leichtwinddrachen. Windfenster fast 180 Grad, drehfreudig (für die knackigen Ecken) und gleichzeitig spurtreu (für die Geraden). Den fliege ich von 1-3 Bft., wobei er in Richtung 3-4 Bft. schon sehr kräftig Zug entwickelt (ohne aber in irgendeiner Form wild zu werden.)


    Die Drehfreudigkeit ist für's Tricksenlernen schon mal ein Problem? Der Jive ist garnicht drehfreudig, deshalb geht da z.B. ein "Setup Move", ohne daß er gleich anfängt, abzudrehen. Ich hab' nun immer noch das Anfängerproblem, daß ich nie weiß, ob das, was ich da sehe, in Ansätzen korrekt ist, aber ich würde sagen, der Halbaxel fällt mir leichter. Der Jive steht auch gerade im Slide (da war ich verblüfft), mit weniger Pendelneigung. Überhaupt scheint mir der Jive seehr gemütlich - ich dachte, trickfreundliche Drachen seien wie Kunstflugzeuge.


    Den Jive hab' ich mir auch vor allem deshalb ausgesucht, weil gesagt wird, er hätte einen großen Windbereich. Das stimmt auch, der steckt diese wechselhaften Situationen ganz gut weg. Das macht Pancake üben z.B. viel einfacher. Dabei bin ich ja nun irgendwie gezwungen, im Zentrum zu fliegen (oder nicht, das ist eben die Frage?) Es geht wirklich nicht darum, daß ich nicht den theoretischen Ablauf weiß - das steht ja schließlich an tausend Stellen inklusive des tollen Buch's von Paul May und ein paar hundert Forenpostings habe ich bestimmt auch schon verspachtelt, inklusive der klasse Animationen.


    Ansonsten ist wie mit fast jedem OutdoorHobby: Es muss alles stimmen! Das macht unser Hobby ein wenig komplizierter als andere und eben DAS zeichnet es aus!


    Und eben da hab' ich ein philosophisches Problem. Für mich heißt es Hauptsache raus und fliegen. Ich hab' schon immer zwei Drachen nebeneinanderliegen und knüppere je nach Windlage um.


    Viele Grüße


    Dienstag

    Zitat

    Der Tattoo II ist ein Leichtwinddrachen. Windfenster fast 180 Grad, drehfreudig (für die knackigen Ecken) und gleichzeitig spurtreu (für die Geraden). Den fliege ich von 1-3 Bft., wobei er in Richtung 3-4 Bft. schon sehr kräftig Zug entwickelt (ohne aber in irgendeiner Form wild zu werden.)



    Leichtwind?
    180.... bei gutem Wind nicht besonders viel.
    Drehfreudigkeit ist recht irrelevant für knackige Ecken
    Und Spurtreue...naja.

    :-o Echt? Ein Drachen mit mehr als 180 Grad Windfenster, und das auch noch nichts besonderes? Und dann noch einer, der dreht wie eine 747 und knackige Ecken macht?


    Beides ist physikalisch schwer vorstellbar. Im ersten Fall befindet sich der Drachen irgendwann im Rückenflug, im zweiten Fall hätte man gleichzeitig hohe und niedrige Kreisbeschleunigung. Das mit dem Rückwärts- und Vorwärtslaufen bei Windstille ist physikalisch genauso dubios - man landet nicht wieder am Ausgangspunkt, ohne den Energieerhaltungssatz zu verletzen.


    In der Praxis werden alle die wirklich guten Drachen ein Windfenster von nahe 180 Grad haben und eine ausgewogene Drehbeschleunigung, die knackige Ecken ermöglicht, ohne zu kippelig und nachdrehend zu sein. Das Vor- und Rückwärtsgehen macht man dann, wenn der Wind ein wenig unter dem Minimum des gerade geflogenen Drachen ist (der Wind liefert dann aber trotzdem noch Energie). Und nicht spurtreue Drachen eiern, das will wohl auch keiner.


    Ich bin vielleicht ein Drachenflieger-Newbie, aber das bitte nicht mit "keine Ahnung und auf alle Fälle den falschen Drachen" verwechseln.

    Zitat

    Original von Dienstag
    Beides ist physikalisch schwer vorstellbar. Im ersten Fall befindet sich der Drachen irgendwann im Rückenflug, im zweiten Fall hätte man gleichzeitig hohe und niedrige Kreisbeschleunigung. Das mit dem Rückwärts- und Vorwärtslaufen bei Windstille ist physikalisch genauso dubios - man landet nicht wieder am Ausgangspunkt, ohne den Energieerhaltungssatz zu verletzen.


    Das ist überhaupt kein Widerspruch zum Energieerhaltungssatz! Beim aufwärts fliegen steckst du durch Zurücklaufen Energie in Form von potentieller Energie in den Drachen. Beim runter fliegen wird wieder Energie freigesetzt. Das geht bei absolut keinem Wind natürlich nicht 1:1 auf, aber draußen ist so gut wie immer irgend eine Strömung. Daher kann man mit der richtigen Technik den Windbereich eines Drachens erheblich vergrößern.


    Und die Drehfreudigkeit von einem Drachen sagt nichts über die Ecken aus, die man mit ihm fliegen kann.
    Bei einfachen Drehungen ist die Aerodynamik vom Drachen sehr wichtig. Bei einer Ecke zählen ganz andere Faktoren. Unter anderem macht es sich sehr bemerkbar wo die Waagepunkte am Drachen liegen. Wenn man dann noch verschiedene Waagetypen vergleicht wird es richtig abenteuerlich.

    Zitat

    Echt? Ein Drachen mit mehr als 180 Grad Windfenster, und das auch noch nichts besonderes? Und dann noch einer, der dreht wie eine 747 und knackige Ecken macht?


    Beides ist physikalisch schwer vorstellbar. Im ersten Fall befindet sich der Drachen irgendwann im Rückenflug, im zweiten Fall hätte man gleichzeitig hohe und niedrige Kreisbeschleunigung. Das mit dem Rückwärts- und Vorwärtslaufen bei Windstille ist physikalisch genauso dubios - man landet nicht wieder am Ausgangspunkt, ohne den Energieerhaltungssatz zu verletzen.


    Es gibt sogar Leute die fliegen ganz ohne Wind. Dazu noch in Gebäuden, allerdings mit Energieverlust. Hier mal auch mal eine 747-mit mehr als 180 Grad "Windfenster"... :D


    747 im Tiefflug


    Zitat

    Ich bin vielleicht ein Drachenflieger-Newbie, aber das bitte nicht mit "keine Ahnung und auf alle Fälle den falschen Drachen" verwechseln.


    Das entschuldigt dann doch so einiges... Der Energieerhaltungssatz ist übrigens das letzte, was Dich beim Leichtwindfliegen interessieren sollte. Windfenster? Das ist wichtig, aber Du fliegst einen Trickdrachen. Da geht es in den Tricks meistens um eine Relativbewegung zur vorherschenden Hauptströmung.


    Zitat

    Wie geht das/Was tun?


    Schneller werden! ;)

    Grins,
    Daniel


    (Nimms mir bitte nicht übel...ich bin manchmal so.) :)


    - Editiert von DaniohneSahne am 15.08.2009, 05:34 -

    Mein Flugspot: Drachenwiese Dornumersiel
    Es ist weniger schwierig Probleme zu lösen, als mit ihnen zu leben. (Pierre Teilhard de Chardin)

    Also ich fliege mit einem WIRKLICHEN Leichtwinddrachen auch notfalls so, dass ich nach dem Flyaway (abwärts-sink-flug-mit-nase weit -nach-vorne) mehr Weg gut gemacht habe, als vorher nutze um hoch zu fliegen (0,0 Strömung), also 1:1,3.
    Ich brauch diese Verhältnis ja auch, um die Energie dann in den Tricks rauszupulvern.


    Ein Drache wie der Tattoo ist weder besonders Spurtreu, noch trägt dessen Drehfreudigkeit zur Eckenfähigkeit bei.

    So, jetzt kommen wir der Sache aber wirklich näher (freu)


    Also, zunächst habe ich mir Gedanken über die Flugphysik gemacht. Jive und Tattoo II sind beide sehr gut durchkonstruiert, aber jeder auf seine Art. Das war das, was mich zunächst so durcheinandergebracht hat. Wirklich entscheidend ist, wie der Drache die Strömung in Vortrieb umsetzt. So und nun muß ich mal ein paar Begriffe erfinden, weiß nicht, ob es dafür richtige Fachbegriffe gibt.


    Der erste Unterschied ist der, wie 'gebündelt' der Vortriebsstrahl ist. Sagen wir mal, es gibt 'Bündelstrahler' und 'Spraystrahler'. Ich nehme an, 'Bündelsstrahler' sind windsensibler als 'Spraystrahler'. Über den Einfluß auf Flugstabilität und anderes bin ich mir noch nicht im klaren, aber auf jeden Fall nimmt ein 'Bündelstrahler' sehr viel schneller Vortrieb auf, was für den Trickflug wohl relativ unangenehm ist (siehe auch weiter unten).


    Der zweite große Unterschied ist der, welchen Winkel die Vortriebsstrahlen bilden. Der Gemini hat ja sogar drei Vortriebsstrahlen, da kann man das schön sehen. Der Winkel entscheidet wesentlich über die Stabilität wie die V-Stellung der Tragflächen beim Flugzeug.


    Man kann einem Deltadrachen meistens also bereits ansehen, wie er sich fliegen wird und wofür er gedacht ist. Mächtig spannend. So, nun bekomme ich auch die Antworten:


    Der sogennante 'Stall' beim Lenkdrachen ist nicht dasselbe, was man beim Flugzeug drunter versteht. Es ist kein Strömungsabriß, denn der findet eher statt, wenn der Drachen mit viel Slack dreht. Der Stall ist ein Kräftegleichgewicht zwischen Schwerkraft und Vortrieb, in den ersten Zehntelsekunden liegt allerdings tatsächlich ein Strömungsabriß vor, der Vortrieb reißt ab. Das heißt für mich, den Jive nehmen und Waage auf steil. Darum liegt der Jive auch so gut im Slide - er ist ein stabiler 'Spraystrahler', er kann auf seinem Vortriebsstrahl wirklich stehen. Tolle Sache.


    Beim Pancake hilft mir garnichts außer stabilen Windverhältnissen. Zug ist Zug, aber der Jive ist auf Grund seiner Charakteristik besser geeignet. Ich kann das nur vermuten, aber es könnte sein, daß er auch aus dem Auftrieb was raus nimmt, fühlt sich jedenfalls so an. Heißt für mich: erst um den Axel kümmern.


    Mein 'Axel' ist kein Axel (war aus Zeitgründen noch nicht wieder auf der Wiese). Da muß mir was anderes einfallen. Der Halfaxel ist aber schon ein paar Mal gelungen, ich hab's nochmal mit den Videos verglichen (aber nur mit dem Jive).


    So, zu den anderen Dingen.


    Zitat

    Das ist überhaupt kein Widerspruch zum Energieerhaltungssatz! Beim aufwärts fliegen steckst du durch Zurücklaufen Energie in Form von potentieller Energie in den Drachen. Beim runter fliegen wird wieder Energie freigesetzt. Das geht bei absolut keinem Wind natürlich nicht 1:1 auf, aber draußen ist so gut wie immer irgend eine Strömung. Daher kann man mit der richtigen Technik den Windbereich eines Drachens erheblich vergrößern.


    Eben. Bei 1:1 wär's ein Perpetuum Mobile. Wie Du richtig sagst, vergrößert man damit den Windbereich,das weiß ich bestens - ein Drittel meiner bisherigen Praxis besteht darin, Drachen oben zu halten. Beim 'Pumpen' nutzt Du denselben Effekt. Für den Tattoo II ist der Windbereich, in den ich hinein vergrößern muß, sehr gering (ich nenne ihn Ballonfahrabenddrachen, herrlich, an so einem Abend damit in den Sonnenuntergang zu gehen).


    Zitat

    Bei einfachen Drehungen ist die Aerodynamik vom Drachen sehr wichtig. Bei einer Ecke zählen ganz andere Faktoren. Unter anderem macht es sich sehr bemerkbar wo die Waagepunkte am Drachen liegen. Wenn man dann noch verschiedene Waagetypen vergleicht wird es richtig abenteuerlich.


    Da widerspreche ich auch nicht (obwohl ich behaupten möchte, daß auch für Ecken die Aerodynamik sehr wichtig ist, ich muß nämlich die 'eingebaute' Stabilität überwinden). Weiterhin sind Eckenpräzision und Eckengeschwindigkeit verschiedene Dinge - aber vielleicht könnte es sein, daß 'Drehfreudigkeit' ein Begriff ist, der in der Drachenfliegersprache relativ feststeht und was anderes bedeutet, als ich meine? Allerdings, wird ein Drache, der Spins nur relativ langsam geht, wirklich in Zehntelsekunden um eine Ecke gehen?


    Zitat

    Es gibt sogar Leute die fliegen ganz ohne Wind. Dazu noch in Gebäuden, allerdings mit Energieverlust. Hier mal auch mal eine 747-mit mehr als 180 Grad "Windfenster"...


    Ich weiß :) Ich hab' mir das Video noch nicht angesehen (sorry, Analogmodem), aber ich wette, da kommt der 360-er, von dem ich gerüchteweise gehört habe. Boah, bin ich faul!


    Zitat

    Windfenster? Das ist wichtig, aber Du fliegst einen Trickdrachen. Da geht es in den Tricks meistens um eine Relativbewegung zur vorherschenden Hauptströmung.


    Ja, z.B. hat der 'Jive' kein 180° Windfenster (konstruktionsbedingt, ist völlig ok). Allerdings fliege ich nur diesen einen Trick(lern-)drachen. Mein Interesse geht eher in Richtung Schönflug, aber ganz ohne Tricks dürfte das ein 'dead end' sein. Vielleicht werde ich mich nie weiter entwickeln als bis dahin, was man 'oldschool' nennt. Ich bin ganz glücklich, Drachen erwischt zu haben, die gegensätzliche Konstruktionsprinzipien verwirklichen.


    GiMiCs, "Ein Drache wie der Tattoo", Du bist ihn noch nicht geflogen, oder, sondern nur 'ähnliche' Drachen? Paul May in "Sport und Design":


    Zitat

    Die Flugpräzision des Tattoo II ist für einen Kite seiner Größe ordentlich. Loopings werden bei leichtem Wind ebenso wie enge Spins mit nur minimaler Nachdrehneigung beendet und selbst aus knackig geflogenen, hart gesnapten Ecken kommt der Drachen aus der Rasteder Manufaktur mit einer recht geringen Tendenz nachzuwackeln. Im Tricksegment sollte man von einem Drachen dieser Zielsetzung nicht die allerheißesten, abgedrehtesten und wildesten Moves erwarten. Für diese ist der Tattoo II nicht konzipiert, hier fehlt es ihm schlichtweg an Schwungmasse. Selbst im Fade will er bei böigem Wind mit feinfühliger Hand gehalten und zum Backspin möchte er durch wohl dosierte
    Impulse überredet werden. Seine echte Stärke vermag er dann auszuspielen, wenn man mit ihm die Klassiker des Trickflugs ausführt. Stalls, Sideslides, tellerflache Axels und 540er – all das zelebriert der Tattoo II in einer Weise, die fast schon in Vergessenheit geraten ist.


    Ganz sicher kann man ihn nicht mit der Nirvana-Class vergleichen, die Du sicher fliegst. Aber gegenüber dem Jive ist er schon genauer und härter in den Ecken, und auch dem Jive hat Paul May "eine bereits sehr beachtliche Flugpräzision und Tricktauglichkeit" bescheinigt (beide sind etwa gleich groß, Jive Kreis/Ecke 4(6), 3(6), Tattoo II keine Zahlenangaben). Also ganz sicher keine 6(6), wie Du es sicher fliegst (Pairflieger?), aber für einen 90-Euronen-Drachen ganz sicher eine Menge.


    Viele Grüße (uff, war das lang)


    Dienstag

    Oh oh ein Theoretiker... viel Spaß beim Fliegen :SLEEP:
    BTW - Ich bin den Tattoo 2 geflogen.

    Zitat

    hart gesnapten Ecken kommt der Drachen aus der Rasteder Manufaktur mit einer recht geringen Tendenz nachzuwackeln


    muss ich mehr sagen!?
    - Editiert von GiMiCX am 15.08.2009, 15:15 -

    > 747 im Tiefflug , einhändig , völlig cool


    Yeah! hab' ich auch gedacht, als ich's gesehen habe. Das IST eine 747 :-O


    :H:


    Dienstag

    • Offizieller Beitrag

    Grüsse aus dem Bergischen
    Heiko

    So, gestern bei steifem Wind auch den Axel gesehen. Möcht' mich nochmal für den Tip bedanken, zu gucken, wierum die Leinen gedreht sind. Leider beim 'rumjuxen' auch 'n Leitkantenstab angeknackst - nächster Schritt des Lehrgangs: auseinandernehmen und zusammenbauen :-/


    Viele Grüße


    Dienstag