Ein Nahtproblem mit 3 Segelteilen

  • Hallo allerseits.


    Ich nähe gerne doppelte Kappnähte, unter anderem weil meine Nähmaschine (eine gute alte Singer 401) keinen dreifachen Zickzackstich kann und weil man da nichts kleben muss und weil die nicht ausfransen und weil die IMHO so schön professionell aussehen :D



    Ich habe gerade ein Stündchen mit Resten an der Nähmaschine gesessen und kriege es einfach nicht hin, sowas mit Kappnähten zu verbinden. Wenn eine der Nähte gerade durchlaufen würde wäre es kein Thema, aber so...


    Mit der Suchfunktion habe ich dazu auch nichts entdeckt. Kennt da jemand einen schlauen Trick?


    Alwin.

  • Das wird mit doppelten Kappnähten immer ein Problem bleiben. D.h. in der Mitte wirst du immer fast wie ein kleines Löchlein erhalten. Einzige Gegenmethode wäre wirklich, wenn du eine der 3 Nähte durchziehst.


    Gruss
    koebi-lee

    "Perhaps I can be your guide, but I will not solve the enigma for you." E.P. 11.6.1994

  • Salut Alwin,


    ja das geht, wenn auch ein bischen fummelig. Einfacher geht das mit der einfachen Kappnaht, da sich dann nicht soviele Lagen unter dem Schnittpunkt ansammeln.
    Mit doppelter sieht das so aus:
    Welche zwei Teile zuerst genäht werden ist egal. Ich beschreib es mal mit 2 und 3.
    2 und 3 zusammennähen und zweite Naht beenden. Bei der ersten Naht von 2/3 mit 1 sollte 2/3 jetzt oben liegen, das vereinfacht es um die Ecke zu kommen. Du nähst bist zum Schnittpunkt 1/2/3, den du punktgenau treffen musst, lässt die Nadel unten, hebst den Nähfuß, drehst die Teile und legst nun die zweite Kante an. Nach der ersten Naht schneidest du ein Dreieck in die Nahtzugabe von 2/3, damit es keine Falten gibt, wenn du die Kappnaht auf 2/3 faltest. Die Zugabe von 1 kannst du an der Spitze ebenfalls bis zur Hälfte der Breite einschneiden, das erleichtert das doppelte Falten.
    Alle Klarheiten beseitigt? :)

    À plus


    Steph/Elément'Air
    Calvados/France

  • Danke Steph!


    Da ich heute nachmittag beim Fensterputzen meinen Durchblick trainiert habe, musste ich das nur 3 mal lesen und dann war's so klar wie meine Fenster. ;)


    Ich habe das eben mal ausprobiert und das Ergebnis war noch nicht gerade schön, aber ich habe wohl das Prinzip verstanden. Zumindest habe ich verstanden, daß es fummelig ist. :D


    Es ist auch eine interessante Denksportaufgabe alles richtig herum zu legen, so daß die umgeschlagenen Teile am Ende alle auf der selben Seite vom Segel sind. Ich werde wohl noch eine Menge Stoffreste unter die Maschine packen und viel üben.


    Auf jeden Fall hast Du mir sehr geholfen. Danke!


    Alwin.

  • Ich habe sowas auch schonmal mit geschlossener Kappnaht genäht. Das war damals eine Box of Tricks. Die offenen Kappnähte am Original sagten mir nicht zu. Deshalb habe ich Das Design selbst mit geschlossenen Nähten umgesetzt. Zur Vorgehensweise:


    Nähe Paneel 1 und 2 mit der Heftnaht zusammen. Anschließend Paneel 3 an Paneel 2 und zuletzt Paneel 3 an Paneel 1. Wichtig ist dabei, dass Du nur die Heftnaht ausführst und die Nahtzugabe noch nicht umgeschlagen festnähst, bevor alle Teile zusammen sind. Damit zum Schluss kein Loch in der Mitte bleibt, ist zudem zu beachten, dass alle Paneele von der Mitte genäht werden und zwar exakt vom Sternpunkt aus. Auf gar keinen Fall darfst Du vor dem Sternpunkt in der Nahtzugabe anfangen , zu nähen. Sind alle drei Teile zusammen, kannst Du die Nahtzugaben einschlagen und festnähen. die letzten beiden Nahtzugaben lassen sich mit einer Naht ausführen und müssen in die gleiche Richtung umgeschlagen werden. Falte vor dem Nähen alles so, wie es fertig sein soll. Dann siest Du frühzeitig, ob es richtig ist, oder ob du im Sternpunkt vielleicht die ein oder andere Nahtzugabe stutzen kannst, ohne dass man es hinterher sieht.


    Gruß
    Heiko

  • Danke Heiko!


    Ich habe jetzt mal nach beiden Vorschlägen ein paar Fetzen zusammengenäht und es flutscht mit beiden Methoden ganz gut. Zumindest weis ich jetzt, daß mein Design so umsetzbar ist, also werde ich die Tage mal Tuch besorgen.


    Danke
    Alwin.

  • Salut nochmal,


    ich hab' das jetzt auch nochmal probiert, damit ich auch nix falsches erzähle, denn es ist schon eine Weile her, als ich das mal genäht habe.
    So sieht das dann fertig aus:
    - Drachen Bild nicht mehr verfügbar -
    Es geht sogar noch besser, wenn du Teil 2/3 (fertig genäht) vor der ersten Naht mit Teil 1 schon im Winkel bis etwa 2mm vor dem zentralen Punkt einschneidest. (Kein Dreieck reinschneiden, nur ein einfacher Schnitt.) Das erleichtert das Drehen, wenn die Nadel im Punkt steht.
    Und wie schon erwähnt, ein Stück von der Nahtzugabe von 2/3, das unter der Naht mit 1 kommt wegschneiden, damit das ganze nicht so aufträgt.
    Nach Heiko geht es natürlich auch prima.

    À plus


    Steph/Elément'Air
    Calvados/France

  • Hallo Thomas,


    Zitat

    Darf ich den Input von euch zusammenfassen und einen Eintrag im Drachenwiki machen ?


    Ich hätte nichts dagegen, wenngleich diese Verarbeitungstechnik sicher nicht sehr oft zur Anwendung kommen wird. Da letzte mal, dass ich sowas genäht habe ist 12 Jahre her.


    Gruß
    Heiko

  • Zitat

    Original von Heiko...
    [...]wenngleich diese Verarbeitungstechnik sicher nicht sehr oft zur Anwendung kommen wird.[...]


    Verständlich, weil sich das ja mit einer Segelmachernaht einfach so, ohne gefummel, nähen lässt. Nur kann eben meine Maschine keinen dreifachen Zickzackstich (oder ich bin zu dumm den einzustellen - das lasse ich mal offen ;-)). Mit nur einfachem Zickzack traue ich der Sache nicht so recht. Das macht auf mich keinen soliden Eindruck oder unterschätze ich die Naht?


    Ich wäre natürlich auch für fummelfreie alternative Nahtvorschläge offen, wenn meine Maschine und ich das können :)


    Alwin.

  • Thomas
    ...mit Vergnügen.
    Muß mich allerdings Heiko anschliessen, ist auch schon ein paar Jahre her, das ich das wirklich mal gebraucht habe.
    Wenn du möchtest, schicke ich dir das Foto dazu, da es hier in der Galerie nur unter temporäre Bilder abgelegt ist.


    @Alwin

    Zitat

    Verständlich, weil sich das ja mit einer Segelmachernaht einfach so, ohne gefummel, nähen lässt. Nur kann eben meine Maschine keinen dreifachen Zickzackstich (oder ich bin zu dumm den einzustellen - das lasse ich mal offen [Zwinkern] ). Mit nur einfachem Zickzack traue ich der Sache nicht so recht. Das macht auf mich keinen soliden Eindruck oder unterschätze ich die Naht?


    Gut möglich, meine alte Paff mit Zierstich-Automatik hat zwar 50 Zierstiche, aber keinen Dreifach-Zick-Zack. :L
    Haltbar ist der einfache Zick-Zack-Stich an sich schon, er sieht halt nicht so sauber aus wie der Dreifach Zick-Zack. Und man erreicht nicht die gleiche Stichbreite.
    Beim sehr breiten, einfachem Zick-Zack ist die Stichlänge so lang, das oft das Tuch dazwischen zusammengezogen wird, das sieht dann nicht mehr so schön aus.
    Eine saubere Kappnaht hat aber auch was für sich. ;)

    À plus


    Steph/Elément'Air
    Calvados/France

  • Zitat

    Mit nur einfachem Zickzack traue ich der Sache nicht so recht. Das macht auf mich keinen soliden Eindruck oder unterschätze ich die Naht?


    Alwin.



    Hi,


    der alte ZZ ist belastbarer als der 3fachZZ, für Aplikationen, auch auf Powerdrachen, wird der doch auch verwendet und es hält ohne jeden Verdacht.


    Du kannst es ganz einfach selbst ausprobieren - einfach Reststücke vernähen und versuchen sie zu zerreissen, die Nähte werden halten, aber die Tücher sind danach durch Gradstich und 3fachZZ beschädigt, nur den alten ZZ kann man glattstreichen und keine Schäden erkennen.

  • Oder schaust dir mal diese Seite von Stegmich an.
    Ist zwar kein einfacher Zick-Zack-Stich dabei, aber es zeigt doch recht deutlich, das die Art der Naht beim Drachenbau, in Bezug auf die Festigkeit, eine untergeordnete Rolle spielt.
    Ansich ist die Segelmachernaht (Dreifach Zick-Zack) die haltbarste Naht, da hier der Abstand der Stichlöcher, die auf den gleichen Kett- oder Schussfaden des Gewebes fallen am grössten ist. Trifft aber, wie die Versuche zeigen, wohl nicht immer zu.

    À plus


    Steph/Elément'Air
    Calvados/France

  • Hallo


    Zitat

    Original von Ah
    bei dem Belastungstest ist der einfach ZZ nicht getestet worden, der alte ZZ-Stich ist noch haltbarer.


    Das ist eben das Ding. Ich bin im Nähen und im Drachenbau ein Anfänger und lese überall, daß man den Dreifachen für die Segelmachernaht nehmen soll. Da habe ich mir eben gedacht, daß da schon was dran ist, wenn viele Leute mit viel Erfahrung sowas schreiben. Andererseits sind natürlich die Elektronen des Internets noch viel geduldiger als Papier. ;)


    Zitat

    Einfach mal ausprobieren .... aber das macht ja keiner.


    Im Grund bin ich experimentierfreudig, aber da ist die Hemmschwelle doch recht hoch. Natürlich habe ich auch diverse Reste zusammengenäht und mal dran gezerrt, aber in wie weit das Ergebnis von einmal Zerren an einer 5cm langen Naht auf eine 80cm lange im Drachen übertragbar ist, an der dann eine Dauerbelastung auftritt, kann ich nicht beurteilen. Da fehlt mir einfach die Erfahrung.


    Und wenn ich dann die Materialkosten und besonders die an der Nähmaschine verbracht rare Freizeit betrachte, frage ich lieber drei mal bei Leuten mit Erfahrung nach, bevor ich einmal einen teuren Haufen Müll produziere, der sich einfach hätte vermeiden lassen.


    Wie auch immer, diesmal gibt's Kappnähte, einfach weil ich es jetzt kann! :D


    Alwin.

  • So, noch mal ausgraben, das Ding hier.


    Damit Ihr auch wisst, daß Eure Tips nicht ungehört verhallt sind, packe hier mal einen Link auf meinen Thread im Board nebenan rein, weil ja nicht jeder alles liest.


    Noch mal danke für die Hilfe,
    Alwin.