...oder auch: "Trickkiter goes Speed & Power".
Das war mal eine ganz neue Erfahrung. Na ja, Power nicht. Ein Schulterbruch beim Buggyfahren hatte mich vor 8 Jahren zum Umstieg aufs Tricksen "gezwungen". Aber Speed war mir jetzt neu...und das diese kleinen Teufel powern können hat mich nicht weniger überrascht.
Jetzt mal von vorn:
Für meinen letzten Fanö-Urlaub über Weihnachten hatte mir ‚Schmendrick' 7 (!) seiner Speed-Kites ausgeliehen. Das waren
[/b]S-Kite XS 0,4 (KEWO)
Vagabond 0,4 se (Konstruktion und Custom-made von Bertram aka 'Nixblicker')
Toxigen II (Kitehouse)
Positron, 5 mm-Gestänge (Kites Spit Fire)
SAS (Forum-Bauplan)
Racecat (von Mister-"Miracle", Manfred Schmitz, Köln)
DevilWing 2 (Custom-made by Michael Tiedtke, SpaceKites)[b]
Die ersten Tage war gar kein bis Säuselwind. Dann kam ein 3er Wind auf, der kurzzeitig in 4 stieg. Toxigen und DevilWing flogen schon, aber eben brav bis langweilig. Nicht sehr aufregend. Erstaunlich aber, wie sauber sie bei dem bisschen Wind flogen. Die anderen Zwerge (da wusste ich noch nicht dass es sich um teuflisch gemeine Giftzwerge handelt) packte ich gar nicht aus.
Dann kam endlich der sonst so verhasste, jetzt seit Tagen ersehnte, Kachelwind mit 6 – 7 Bft. (45 – 55 km/h) auf.
Zuerst der S-Kite XS:
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Schmendrick hatte von ihm geschwärmt, mich aber auch gewarnt. Vorsichtshalber gleich 130er Leinen angelegt. Schwager leistet Starthilfe. Trotz der Windstärke nimmt der Kite nicht sofort Druck auf (die S-Kite-Piloten wissen, was ich meine). Gut, dass mich niemand fotografiert, als er dann plötzlich Druck aufnimmt. Ich muss ziemlich dämlich geguckt haben, und meine Körperhaltung war alles andere als graziös (soweit man mit 100kg überhaupt graziös aussehen kann :-O ). Jedenfalls zieht mich dieses sauschnell umherflitzende Teufelsteil einige Meter über den Strand. Der Versuch, den Kite aus einem Loop nach oben oder wenigstens seitwärts rauszusteuern endet blitzschnell auf dem Boden :-o . Mein Schwager weigert sich den Kite zu übernehmen. Aber gern macht er noch mal den Starthelfer. Diesmal bin ich vorbereitet, aber lange fliege ich nicht. Drei Tage zuvor war ich noch bei "Sahnewind" UL-Trickser geflogen. Das hier ist das krasse Gegenteil. Nach allem, was mir Schmendrick über DevilWing, Toxigen und Vagabond angekündigt hat muss ich mir Kondition und Nerven gut einteilen.
Beim Vagabond
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kann ich keinen Unterschied zum S-Kite feststellen (kann das jemand bei 50 km/h?). Ebenfalls sauschnell. Und auch bei ihm sind 120er Leinen nicht oversized. Wieder hinterlasse ich eine Schleifspur im Sand. Der Vagabond bleibt auch bei kritischen Manövern (Spin) stabil im Flug. Kraftvoll und sauber zieht er seine Bahnen und Loops, begleitet von einem Gänsehaut-erzeugenden Fauchen. Hut ab, Bertram für Konstruktion und handwerkliche Ausführung! :H: :H: :H: Ich bekomme eine Ahnung davon, was Deine größeren Vagabonde für Monster sein müssen.
Mit dem Tiedtke Custum-Made DevilWing2
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geht's so weiter Auch er zieht mich schnell über den Strand, er fliegt schnell, ich rutsche schnell. Das Düsenjet-Geräusch zeigt mir an, wo er gerade ist, besser gesagt eben noch war. Sein Feedback erinnert mich an meinen Original-Tiedtke Topas-2.2, und der hat noch ein paar Quadratdezimeter Fläche mehr. Auch der DW2 ist so ein Wolf im Schafspelz. Bei Bft. 4 noch Lamm, dann setzt der Tiedtke’sche Turboeffekt ein :O . In 5 km/h-Schritten nimmt Geschwindigkeit und Zugkraft der Teufelsschwinge überproportional zu.
Dann noch ein letzter Anlauf mit dem Toxi,
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der mich gleich nach dem Start auch "zum Laufen" bringt aber nicht ganz so einen brutalen Zug entwickelt wie die anderen beiden zuvor. Gut, dass Schmendricks Toxi vollkommen Schwarz ist. So kann das Auge in 35 m Entfernung wenigstens orten, wo der Kite sich gerade befindet. Von der Geschwindigkeit und dem Zug einmal abgesehen, lässt sich der Toxi, wie von Schmendrick angekündigt, sehr kontrolliert und präzise fliegen. 90°-Ecken (ohne Wackeln) bei Bft. 6 !!!! mit einem Speedkite. Aber so schnell habe ich Push-Pull, bzw. Push-Push Handbewegungen noch nie gemacht.
Das reicht für heute. Ich bin völlig durchgeschwitzt, bei 50 km/h Windgeschwindigkeit und 2 Grad Celsius. Der Windchillfaktor bringt das auf gefühlte 15 Grad Minus.
Am nächsten Tag hat der Wind etwas nachgelassen, kommt aber böig und schwankt so zwischen gut 4 und gut 6 Bft.
Jetzt sind die "Süßen Kleinen" dran. Positron, SAS und Racecat. Bei denen hat Schmendrick nicht so daN-starke Leinen angegeben. Dafür was von 100 km/h auf der Geraden. Wie am Vortag habe ich die Drachen schon im Haus zusammengebaut. Auf dem Strand brauche ich sie dann nur noch anleinen. Es sind wieder 2 Grad Lufttemperatur. Da kann man nicht lange ohne Handschuhe rumfummeln. Nach dem Leinen anknoten sind meine Finger bereits steif.
Was jetzt bei allen drei kommt, lockt mir ein lautes Jauchzen hervor. Gut, dass der Wind nicht immer mit 6 pustet. Die Racecat ist nicht dafür gebaut. Dafür ist sie schon bei 4 höllisch schnell, und bei Loops gibt's auch bei ihr einen Turbo-Effekt, den sie in Geschwindigkeit und ein giftiges Fauchen umsetzt.
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Auch beim Positron
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ist der Name Programm. Speed pur. Mit Power dabei wäre ich wohl auch überfordert. Der Posi ist mit den Augen eigentlich nicht zu verfolgen. Man kann nur versuchen ihn im Gesichtfeld links, rechts, oben oder unten zu orten. Wenn er da nicht mehr drin ist, hat man was falsch gemacht, bzw. war zu langsam . Oder man macht Loops und Spins. Da kann man sich wenigstens auf einen Punkt, bwz. eine zischend rotierende Scheibe konzentrieren :-O.
Und zu guter Letzt noch der SAS.
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Schmendricks ist von HeinzKetchup gebaut worden. Ausgeschrieben heißt er ja "Speed anti Sleep", und gut "ausgesleept" sollte man wirklich haben, wenn man ihn aus der Tüte lässt. Auch bei ihm Speed pur. Und heute reißen die Teufel wenigstens nicht so an meinen Armen und meinem Körper herum. Wie angenehm. Doch auch "nur" Speed fordert volle Konzentration und gute Nerven. Nach zwei Stunden ist's genug.
Fazit:
Aber "goiiil" war"s schon – gestern und heute. Ich werde zwar "hauptamtlich" beim Tricksen bleiben, aber ein oder zwei solcher netten Teilchen werden über kurz oder lang in meiner Tasche landen. Dann hört auch für mich der Drachenspaß nicht bei 4 Bft. auf.
Ein Riesen-Dankeschön an Schmendrick, der mir mit seiner Großzügigkeit und (blindem :-O) Vertrauen diese Erfahrung möglich gemacht hat. "...mit Speed angefixt" heißt das wohl in der Fachsprache :-O
Grüsse, Jürgen
- Editiert von butcher am 23.01.2008, 09:38 -
- Editiert von butcher am 23.01.2008, 10:31 -