Erste Eindrücke zum Multiflex F
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Das Bessere ist des Guten Feind, so dachte ich mir und verkaufte kurzerhand drei meiner Drachen und ein Segel, um mir einen schönen Weihnachtsdrachen zu finanzieren. Ein Anruf bei Wolfgang Neumann, dass ich auf der Suche nach meinem Weihnachtsgeschenk bin, erbrachte, dass er gerade in der Entwicklungsendphase eines neuen Multiflex F (F=Freestyle) ist und er mir einen anbieten könnte. Ohne lange zu überlegen, nahm ich die Gelegenheit wahr – ich habe noch keinen Multiflexkauf bereut, obwohl ich alle ohne Probefliegen gekauft habe, im Südwesten hier gibt’s ja keine Multiflexflieger.
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Zwei Tage später stand er vor mir, portosparend verpackt in einer kleinen Pappröhre. Die Leitkanten waren rasch zusammengebaut und die Stopper festgeklebt.
Das Segel, bei mir in gelb, und weiß mit etwas schwarz ist aus 16 Paneelen super sauber zusammengenäht, es ist auf den ersten Blick als Multiflex erkennbar, unterscheidet sich allerdings trotzdem von den anderen Multiflex- Modellen, mir gefällt es sehr gut, zumal auf meinem Modell einige Paneelteile durch schwarze mitaufgenähte Streifen abgesetzt sind (ähnlich wie bei manchen Prism-Drachen). Dies ergibt ein zusätzlich dynamisches Design. Die Spannweite des Kites ist wie bei den beiden Vorgängernmodellen bei 2,30 m und die Leitekanten sind 1,45 m. Die Apa-Verbinder sind alle vier abgedeckt. Neu im Vergleich zu den letzten beiden Modellen sind die Segelohren, die durch ein eingenähtes Plastikteil in Form gehalten werden, zusätzlich verstärkt mit Mylar kommt mir diese Lösung sehr solide vor. Zusätzlich ist das Paneel unter den beiden Standoffs sehr großzügig mit Mylar unterlegt, so dass hier bei Wickeln keine Gefahr fürs Segel entsteht. Nebeneffekt ist, dass dadurch der Drachen leise wird, und auf eine Saumspannschnur verzichtet werden kann. Die Leitkanten und die untere QS sind komplett aus Skyshark 5 PT und der Kielstab (ich glaub etwas kürzer als beim Multiflex 5) aus Dynamic T 18. Der Drachen wiegt so bestabt, 310 gr. Die obere Querspreitze kommt ohne zusätzlichen Halt am Kielstab aus, das war bei allen mir bekannten Multiflexen anders. Die dynamische Waage lässt sich ganz einfach zu einer klassischen Dreipunktwaage verstellen, das hab ich so bisher noch bei keinem anderen Drachen gesehen. Um beim wickeln die Leitkante (und die Lenkleinen) zusätzlich zu schützen hat Wolfgang Neumann den Anknüpftampen um etwa ein Meter verlängert, es zeigt, wie durchdacht vorgegangen wurde. Ich wüsste nicht, was man an der Verarbeitung kritisieren könnte, jeder Nadelstich sitzt 100%ig. Meine Multiflexerfahrung ist, dass die hohe Qualität sich auch daran zeigt, dass auch noch nach vielen Flugstunden keine Schnittkante ausfranst oder Naht aufgeht.
Glücklicherweise konnte ich noch eine Stunde lang gutes Flugwetter ergattern, Sonne und Wind um 2 Bft, schnell war eine 30m-Leine angeknüpft und es konnte los gehen. Zur Einschätzung meines Berichts gehört zu sagen, dass ich in den vergangen 15 Jahren meist als Solokiter wohl sehr viel Flugerfahrungen gesammelt habe mich aber nicht zu den Trickflugkönnern zähle, schnelles reagieren und reißen an der Leine liegt mir nicht so sehr. Mein Eindruck war in den ersten Minuten etwas gemischt. Im Spin dreht er super eng um den Mittelpunkt, um ohne wackeln herauszukommen musste ich mich gut konzentrieren. Dagegen war das hin und her im Flic-Flac kurz und prägnant fast ohne Höhenverlust. Sehr stabil im Fade, ich hatte fast das Gefühl er legt sich da auf ein (nichtvorhandenes) Brett in der Luft. Toll, wie er vom Boden aus vom Pancake in den Fade gedreht auch bei wenig Wind in die Höhe liftet, das ist mir so schön noch bei keinem anderen Drachen gelungen. Ebenfalls problemlos und stabil der Backflip, allerdings die Nase nicht sehr tief.
Ich stellte dann den Drachen auf den ersten Knoten, und siehe da, er war dann wesentlich weniger nervös, die Spins dann natürlich nicht mehr um den Mittelpunkt.
Wolfgang hat mir den Drachen als super wickelnd beschrieben. Das konnte ich – anfangs – nicht so nachvollziehen. Zwei-Pop-Yo-Yos aus dem Backflip waren nur mühsam, auch das vorhandene 10gr – Gewicht am Po zu durch 20gr zu ersetzen brachte hier nicht den Erfolg, und dann war der Wind weg.
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Die nächsten zwei Tage das typische Wetter, wenn man einen neuen Drachen hat : der Wind passt natürlich gar nicht, viel zu viel Wind. Ich konnte mich dann aber nicht beherrschen und ging trotzdem auf die Wiese. Der Wind war lt. Windfinder.de, dessen Station fast in Sichtweite liegt, zwischen 4 und 5 Bft (eher bei 5) der neue Multiflex hat diesen Wind problemlos geschluckt, nur bei Böen etwas mit den Flügeln geschlagen, Spaß macht mir so ein fliegen aber nicht. Bei diesen Windstärken gab der Multflex, der bei weniger Wind lautlos fliegt ein sonores Brummen ab. Sicherheitshalber hab ich 70er Leinen genommen aber der Druck war mit dem flach gestellten Drachen nicht übermäßig. Vergleichsweise flog ich noch meinen ventilierten Multiflex 4, der winkte sogar noch etwas früher mit den Flügeln, aber wie gesagt sind Inlandswinde in dieser Stärke eigentlich nur was für Power- oder Speedjunkies....
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Zwei Tage später, am Nachmittag, 5. Dezember, Sonne, Schmetterlinge und blühende Margariten auf der Wiese, 17 Grad Celsius (vermutlich wurde Südbaden inzwischen ans Mittelmeer verlegt) und etwa 2,5 Bft Wind. Multiflex angeleint, Axel to Fade, mit halbem Backspin wieder ausgedreht, irgendwie wohl auf den Rücken gelegt und huch, was war den das, er hat sofort gewickelt. Das ging so schnell, dass ich richtig überrascht war. Ich hab das dann noch oft wiederholt : also so wickelt er wirklich wie die S.. , Wolfgang hatte doch recht. Auch das vorwärtswickeln geht, ich hab danach aber noch manchmal Schnursalat. Es macht heute viel mehr Spaß als in der ersten Flugstunde. Apropo Backspin, schon der Multiflex 4 macht es einem leicht, beim neuen geht’s noch einen Tick leichter, das hatte ich so bisher nur bei kleineren Kites erlebt. Schwerer als der Backspin fällt mir schon immer die Lazy Susan. Eine Umdrehung geht aber mit Multilazys hatte ich so meine Probleme. Immerhin schaffte ich mit diesem Kite relativ schnell auch zwei Umdrehungen, vielleicht gelingen mir auch bald richtige Powerlazys. Doppelaxel auf einen Zug gehen fast von alleine, die Jakobs Leiter ist auch kein Problem. Der Windbereich ist (geschätzt) etwa zwischen 6 und 20 kmh.
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Mein Gefühl ist, dass ich mit meinen Fähigkeiten wohl nie das gesamte Potential dieses Drachen nutzen kann, aber er macht Spaß, und wird mich sicherlich ein Stück in meinen Fähigkeiten weiterbringen. Das F für Freestyle ist sehr passend, der Schwerpunkt dieses Multiflex liegt wirklich auf der Trickfähigkeit, ohne dass die Präzision darunter leidet. Der Wunsch nach einem UL dieses tollen Kites ist groß, aber mein Geldbeutel eher klein.....
Gruß
Thomas