Hallo Leute,
ich fliege jetzt seit knapp einem Jahr intensiv Trickdrachen – in letzter Zeit mit massiv zunehmendem Trickrepertoir und Sicherheit – und nachdem ich mehrere Drachen geflogen bin fiel mir ein Swallow 150 in die Hand. Der Drache lag mir auf Anhieb und ich hatte dann vor einer Weile dank Rainer die Möglichkeit, seinen Standard etwa 14 Tage ausgiebig zur Probe zu fliegen. Danach war klar, dass ich auch so einen brauchte (jaja, die Sucht ). Da hier im Binneland meist eher UL Wind herscht und mir ein UL bisher eh in der Tasche fehlte, wurde es dann besagter Kite. Ich hab ihn jetzt eine ganze Weile ausgiebig geflogen und denke, dass ich nun durchaus ein wenig zu diesem Drachen sagen kann.
Hier erstmal ein Bild, damit Ihr überhaupt wisst über was ich rede:
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Der Windbereich, in dem sich der UL Swallow wohlfühlt beginnt, sobald man Windbewegung spüren kann und endet irgendwo im Standardbereich. Nach unten hin ist der Kite zwar auch bei fast Windstille durch pumpen fliegbar, aber das macht dann weniger Spaß und verlangt ordentlich Laufarbeit. Nach oben scheinen die Reserven jedoch recht groß – der Kite kann was ab! - was evtl. mit der relativ steifen Bestabung zu begründen ist. Wo ich gerade von Bestabung rede ein Paar Worte zur „Ausstattung“:
Diese besteht neben Aerostuff Silber S in der unteren Querspreize aus einer Leitkante aus 3pt (oben) + p200 (unten), einem Kiel aus 6er Structil und einer oberen Querspreize aus 5er Excel. Als Verbinder kommen oben TinyAPA’s und unten „normale“ APAs zum Einsatz. Die Verbinder sind von hinten komplett abgedeckt, so dass sich hier keine Leine verfangen kann. Auch die Standoffs sind auf der Segelrückseite vollständig mit Dacron abgedeckt und die Saumspannschnur ist mittels „Rutschknotens“ in ihrer Spannung individuell einstellbar. Ab Werk kommt der Kite mit 10g im Heck. Da hab ich allerdings etwas nachgeholfen und habe nun etwas mehr drin, was das Wickeln deutlich erleichtert und die Schwebeeigenschaften nicht spürbar zu beeinflussen scheint. Ich fliege bisher eine normale 3Punktwaage. Die Turbowaage habe ich bisher nicht ausprobiert, da ich überhaupt keinen Grund dazu hatte und mir 3Punktwaagen immer irgendwie „direkter“ vorkommen.
Genug von der Technik, nun zu den (Trick-) Flugeigenschaften
Wenn ich einen Drachen neu in die Hand nehme, beginne ich meistens erstmal mit der Axelcascade und Halfaxels. Kein Problem für den Swallow. Mit leichtem Führen gelingt die Cascade bis der Arzt kommt, egal ob nun fallend, steigend oder auf der Stelle bleibend.
Wenn man gerade so schön in der Cascade steckt könnte man ja mal versuchen, in den Fade zu gelangen -> Axel-to-Fade gelingt ebenfalls einfach und kontrolliert, ebenso wie Pancake-to-Fade. Im Fade selbst liegt der Drache in meinen Händen gut, aber nicht so bombenfest wie andere Drachen. Einmal im Fade, liegt bei mir der Versuch zur Jacobs-Ladder nie fern. Diese lässt sich eigentlich beliebig langsam und rund fliegen, wobei die Geschwindigkeit durch den Übergang vom Frontflip zum Backflip nach oben begrenzt wird, denn dieser geht (evtl UL-typisch) eher gemächlich von sich. Alles andere hingegen geht im Prinzip beliebig schnell (oder eben auch langsam).
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Gewöhnungsbedürftig und bestimmt nicht die Stärke des Drachens ist am Anfang der (mehrfache) Backspin. Hier ist echtes Gefühl gefragt!! Einfaches reinhauen wie beim Std.-Swallow oder anderen Backspinsäuen führt hier nicht zum Ziel und endet unweigerlich in unkontrolliertem getrudele. Der Swallow will hier nach jeder Umdrehung gefühlvoll und ohne viel Kraft in die nächste Runde geführt werden. Und wieder gilt „langsamer ist irgendwie besser“.
Der Drache hat allerdings die angenehme Eigenschaft, nach einer Umdrehung wieder im Fade abgefangen und angehalten werden zu können. Bzw. macht er das fast von selber. Das macht natürlich Backspin-Cascaden leicht möglich. Gelingt mir immer öfter, auch wenn ich den Trick bisher nicht wirklich „kann“.
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Flic-Flacs sind zwar UL-mäßig raumgreifend, führen aber unterm Strich kaum zu Höhenverlust. Auch das schwungvolle durchrotieren zum Wap-do-Wap ist trotz der fehlenden Schwungmasse gut machbar. Mit dem Trick hab ich noch ein Paar Probleme, aber ich denke das kann der Swallow mit etwas Übung genauso langsam und rund wie die Jacobs-Ladder.
Seit einem von RandyG’s letzten Tutorials kann ich auch endlich die Bauchtricks wie 540 oder Slotmachine, und gerade der 540 ist in letzter Zeit einer meiner Lieblingstricks geworden. Den hab ich mit dem Swallow gelernt, scheint er also auch zu können
Mir fehlt der Vergleich, aber ich denke das geht alles sehr schön schwebend und bei entsprechendem Gefühl auch flach von statten.
Die absolute Stärke des Drachen ist in meinen Augen aber was anderes: Multilazys!!! Einmal tief auf dem Rücken liegend – wo er übrigens aus vielen Lagen leicht hin zu bekommen ist - kann man den Drachen richtig nach oben schrauben. Dabei merkt man bei jedem (wieder führendem) Auslösen richtig das Feedback des Drachen und wie man diesen in die Rotation beschleunigt. Aus dem Stand nen Flapjack, dabei anstatt einer eine beliebige Anzahl Lazy’s und wahlweise wieder landen oder weiterfliegen. Es gibt Dinge, die führen einfach mal einen Tag lang zu Dauergrinsen - sehr geil!
Ich habe leider noch nie einen Transfer geflogen, bei dem ich mir ähnliches Verhalten vom Hörensagen vorstellen könnte; aber Nirvana, SeaDevil, DeepSpace und Co. machten das in meinen ( ! ) Händen nicht leichter oder besser als der Swallow.
Sonst noch was?
Ach so, ein moderner Tickdrachen muss man natürlich wickeln können. Wie schon erwähnt, wollte mir das mit dem „leichten“ Gewicht am Heck noch nicht flüssig gelingen. Dazu muss ich sagen, dass ich meist aus der Lateral-Roll oder aber aus dem Stall heraus (ansatzlos und schnell) einwickele. Diese Two-Pop-Methode kann ich irgendwie nicht?!? Naja, ich dachte mir Abhilfe könnte ein Verkürzen der oQS oder Gewicht schaffen. Anstatt zur Säge hab ich erstmal zu etwas mehr Gewicht (laut Aufdruck des Klettgewichts 15g) gegriffen und das hat geholfen. Jetzt klappt’s auch mit dem Wickeln. Hier muss man aber etwas mehr laufen als bei anderen Std-Wickelmonstern, dennoch gelingt das sehr gut. Wenn die Lazy’s schon so gut gehen sollte man ja meinen, dass YoYo-Multilazy ebenso drin sein sollte, oder?
Richtig. Funktioniert von den Impulsen ganz genauso wie die normale Multilazy! Very nice
Zum allseits beliebten Cometen kann ich bisher nur sagen „scheint zu gehen“, denn kann ich nämlich (noch) nicht wirklich. Eine Runde klappt neuerdings, dann ist aber meist Schluß..
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Zu guter letzt noch ein Wort zur Präzision. Da bin ich nun wirklich nicht der Experte, aber der Drache läuft bei ausreichend Wind sehr schön geradeaus und Ecken gelingen auch mir (hin und wieder ) rechtwinklig und ohne Nachwackler. Da der Standard bei gut Wind und gelöster Saumschnur schön summt und IMO präzise ist, denke ich dass auch der UL bei ausreichend Wind und gelöster Saumschnur das Potenzial dazu hat. Das hab ich noch nicht viel getestet, aber der Kite macht auch bei gelöster Saumschnur in den unteren Windbereichen keinen Mux. Wird der Wind dann stärker, setzt irgendwann erst in den Ecken und viel später auch auf der Gerade ein angenehmes Brummen ein, dass der Präzision bestimmt nicht abträglich ist. Ich denke die Präzision ist durchaus alltagstauglich um damit schöne Figuren an den Himmel zu malen.
Soweit von mir. Sobald ich mal wieder etwas Geld über habe ist auch ein Standard fällig und damit wird dann wahrscheinlich erstmal Schluß mit neuen und immer auch teuren (Trick-)Drachen sein! Ist bestimmt schön, auch einen Nivana, Next, Transfer, SeaDevil etc. in der Tasche zu haben – und früher oder später wird das wohl auch passieren müssen - aber als Student muss ich etwas mit der Kohle haushalten und ich denke, nach ausgiebigem Testen hab ich „meinen“ Drachen fürs nächste Jahr gefunden. Die Kiste liegt mir 8-)
Viel Grüße
Andreas