Hi Thomas,
selbst wenn wir die Kriterien in diesem Bereich verschärfen, wird es wohl kaum möglich sein, der Verarbeitung eines Ken McNeill oder Tim Benson gerecht zu werden oder, im umgekehrten Analogieschluss, Firmen wie HQ die Maximalpunktzahl zu verweigern.
Nachdem wir schon über Firmen und deren Verarbeitungsqualität sprechen: Ich bin der Ansicht, dass die Nähqualität, die HQ oder z.B. Level One abliefern, absolut nichts zu wünschen übrig lassen. Wenn dann ein Kleinserienhersteller wie z.B. Benson etwas noch besser macht, so kann man das in Worten würdigen, in Punkten sollten diese Perfektionisten, die bei jedem Kite mit neuen, innovativen Detaillösungen aufwarten, nicht unbedingt herausgehoben werden. Mann kann ja auch nicht, nur weil diverse italienische Sportwagen- oder britische Luxuskarossenhersteller noch aufwändiger fertigen, BMW, Audi und Mercedes als zweite Wahl dastehen lassen. Und nur weil es bei Drachen fast jedermann möglich ist, sich ein absolutes High-End-Gerät zu kaufen, sollten die Top-Serienhersteller nicht abgestraft werden.
Und weder bei HQ noch bei Level One, Kites Spit Fire oder anderen deutschen Herstellern gibt es an der Verarbeitung oder der Materialwahl wirklich etwas Ernsthaftes auszusetzen. Vielleicht mag der eine Pilot kein Ventex, dem anderen gefallen die Farben des Spider-Tex nicht, eventuell liebt jemand andere als die verbauten Verbinder oder findet Dynmaic-Stäbe nicht so toll wie SkySharks oder Avias. Fakt ist allerdings, dass das Tuch ein hochwertiges Polyestertuch ist, welches ein Segel ergibt, das größte Performance abliefert, dass die verbauten Verbinder so gut wie immer ausgezeichnet passen und dass die verwendeten Stäbe leicht und steif sind und bestens auf den Drachen abgestimmt sind. Was also sollte jemand, der sich um Objektivität bemüht, in sinnvoller, sachlicher und emotionsloser Weise kritisieren?
Ich denke, dass es hier wichtig ist, den Testbericht auch wirklich zu lesen und sich selbst ein Bild zu machen. Hier wird der Kite im Detail beschrieben, und der Leser kann für sich selbst Entscheidungen treffen.
"Einen Drachen mit Dynamics mag ich nicht." "Spider-Tex finde ich doof." "APAs? Sind mir zu weich und zu schwer. Die muss ich sofort austauschen." - Im Text und auf den Bildern des Tests findet der kompetente Leser die Informationen, die er braucht, um für sich zu entscheiden. Diese Entscheidung kann und will ihm niemand abnehmen - man kann nur dabei helfen, indem man Informationen liefert. Und das - dies nehme ich für die KITE & friends in Anspruch, tun wir seit Jahren so zuverlässig und präzise, wie wir nur können. (Natürlich machen auch wir "Vähler", ich weiß!)
Wie gesagt: Ob jemand sein Geld für einen Audi, BMW oder Mercedes ausgibt, hängt auch sehr stark von seinen subjektiven Empfindungen ab. Bei Drachen ist es genauso. In einer bestimmten Preisklasse muss man selbst wissen, was man will. Einen Fehlgriff, wie er hier im forum manchmal schon nach nur zwei Stunden Flugzeit beklagt wird, wird man kaum machen. Denn die meisten herausragend guten Drachen benötigen auch einen Piloten, der ihnen die Möglichkeit gibt, sich zu entfalten. Nur so nebenbei: Einige meiner Lieblingsdrachen konnte ich erst nach mehreren Stunden wirklich leiden. Bis dahin fand ich sie nur zickig und doof. Mit einer meiner alten Lieben, dem Matrix von Flexifoil, dauerte es sogar Monate, bis wir warm wurden. Dafür ist dieser Drachen bis heute einer meiner allerliebsten. Ich fliege ihn nur noch selten - aber wenn, dann mit Genuss!