Höhenflüge jenseits der 1000m

    Auch wenn es dort ebenfalls nicht legal ist, die beste Möglichkeit, in Europa richtig Leine zu geben, gibt es in Skandinavien. Selbstverständlich sind solche Flüge immer noch ein Risiko, die Möglichkeit, mit einem Flieger zusammenzustoßen ist theoretisch auch in der Wüste Lapplands gegeben, aber es ist ein besonderer Reiz, einmal seinen Drachen jenseits der 1000 Meter in die Wolken hinein fliegen zu sehen.
    Bei meinem Flug am letzten Wochenende habe ich eine 50 daN Kevlarleine und einen 50er Cody verwendet, er war innerhalb 30 min auf ca. 1000m. Mit zwei Personen haben wir den Drachen innerhalb 45 Minuten wieder auf die Erde zurückgebracht, ohne jegliche technische Hilfsmittel. Mit etwas mehr Wind und Risikobereitschaft, den Drachen bei einem Leinenriss zu verlieren, dürften 2000 m kein Problem darstellen.
    Wesentlich besser geht es mit steil stehenden Drachen wie Deltas oder Flares. Diese Drachen sind aber gegen hohe Windgeschwindigkeiten in großen Höhen empfindlicher.
    Am besten gefällt mir die Gegend um den Abisko Nationalpark, keine Bäume, nur Steinwüste, völlig menschenleer, allerdings nur 3 Monate im Jahr eisfrei und häufig unbeständiges Wetter.

    Hi!
    :O
    Da würde ich glaub ich nen Akkuschrauber oder ähnliches mitnehmen,
    um die Leine wieder einzuholen!!! ;)


    Sehen wird man den Drachen in der Höhe aber denke ich nicht mehr!? Oder?


    Grüße, Markus.

    Also, nen 50er Cody kann man als solches noch gerade eben erkennen, wenn die Sicht einigermaßen klar ist. Wenn man Rollen mit großem Durchmesser (ca. 30 cm) benutzt, geht das mit dem Aufwickeln auch sehr schnell. Die Leine unter Zug aufzuwickeln kann man aber knicken: Bei 1000 Wicklungen zerdrückt selbst eine reckarme Kevlarleine jede Schnurrolle, wenn sie nicht gerade aus Edelstahl gefertigt ist.
    Zur Frage von Donnas Dog: Die Leinenlänge war ca. 1200 m.
    Unter Vernachlässigung der Leinenkrümmung (nur möglich, wenn sie einigermaßen stramm ist) und Dehnung berechnet sich die Drachenhöhe aus dem Produkt Leinenlänge mal Sinus Steigwinkel des Drachen.

    Zitat

    Original von Jörg

    Zur Frage von Donnas Dog: Die Leinenlänge war ca. 1200 m.
    Unter Vernachlässigung der Leinenkrümmung (nur möglich, wenn sie einigermaßen stramm ist) und Dehnung berechnet sich die Drachenhöhe aus dem Produkt Leinenlänge mal Sinus Steigwinkel des Drachen.


    Ich finde man sollte nicht die Erdkrümmung und Rotation vernachlässigen. ;)
    Auch die Schnurdehnung ist nicht unerheblich, bei ca. 2 Prozent Dehnung ist die Schnur 24m länger. ;)
    Ferner ist in den verschiedenen Luftschichten die Luftfeuchtigkeit relativ höher, was die Schnurlänge natürlich auch noch verlängert. ;)

    Zitat

    Da würde ich glaub ich nen Akkuschrauber oder ähnliches mitnehmen,


    Bei einen Akkuschrauber mit einer 30cm Spule hat man die Schnur in ca. 1 Minute aufgerollt natürlich nur bei 1200U/min. ;)


    Gut das ich nicht der einzigste Verrückte hier bin 8-)


    Jörg aus Hamm 8-)

    Hallo Jörg,


    solche Höhenflüge sind nach meinem Geschmack. Würde ich auch gerne mal machen.


    Erzähl doch mal ein paar Details zur technischen Durchführung: Wielange bist Du unterwegs, um dorthin zu kommen?
    Bei welcher Windstärke macht ihr diese Höhenflüge? Welche Zugkräfte treten in etwa auf? Wie verankert ihr den Drachen am Boden?


    Weiß jemand, welche Faktoren theoretisch die maximal erreichbare Höhe eines Drachens limitieren? Ist es das Gewicht der Schnur im Verhältnis zur Höhe und zur Größe des Drachens?


    Stimmt es, dass der Höhenrekord immer noch bei etwa 12 000 Metern liegt, aufgestellt von deutschen Meteorologen zur Kaiserzeit?


    Welche Drachen haltet ihr für besonders geeignet um in große Höhen vorzustoßen? Wäre ein wirklich großer Sled nicht besser geeignet als ein Cody? Der Sled hat kein Gestänge, daher müßte sein Gewicht im Verhältnis zur Auftriebsfläche günstiger sein, oder?


    Gruß


    Matthias

    Ich denke die maximale Hoehe ist eine geostationaere Position! ;)
    Du musst einfach den Schwung von den starken Winden aus grosser Hoehe mitnehmen. Irgendwann hilft dann die Zentrifugalkraft weiter. Und ohne Luft gibt es dann keinen Wind mehr. Fliegst Du danach noch weiter weg, ist es ja eigentlich kein Fliegen mehr nach unserem Sinne!
    Ausser auf dem Mond, da geht es dann wieder - das haben die Amerikaner ja seinerzeit mit ihrer Fahne bewiesen. Die flatterte auf dem Mond! ;)



    Gruss
    Pit



    Ob der La Luna von Elliot da nen Wettbewerbsvorteil hat? ;)

    Greetz


    Wissen ist Nacht!


    Eines der gefährlichsten Geräusche, die man machen kann, ist laut denken.

    Zitat

    aber es ist ein besonderer Reiz, einmal seinen Drachen jenseits der 1000 Meter in die Wolken hinein fliegen zu sehen.

    in 1000 m Höhe .. da siehst du doch nur noch einen kleinen Punkt am Himmel .. macht das überhaupt Spass? Ja das Rauflassen bestimmt ... aber wenn ich den Drachen nicht mehr sehe .. :O

    solche Höhenflüge sind nach meinem Geschmack. Würde ich auch gerne mal machen.


    Kannich verstehen, ist hochgradig faszinierend


    Erzähl doch mal ein paar Details zur technischen Durchführung: Wielange bist Du unterwegs, um dorthin zu kommen?
    Bei welcher Windstärke macht ihr diese Höhenflüge? Welche Zugkräfte treten in etwa auf? Wie verankert ihr den Drachen am Boden?


    Es gibt verschiedene Orte in Schweden, an denen das gut geht, überall, wo wenig Wald ist: Die Bergregionen um Östersund, Lappland oder die Schären, wobei mir der Abisko-Nationalpark mit Abstand am besten gefällt. SAS fliegt täglich über Stockholm nach Kiruna, von da ca. 1 Stunde mit dem Auto der Eisenbahn bis Abisko. Dort ist das Höhenflug-Paradies. Das Klima ist kühl und trocken (Steppenklima). Das Wetter ist wesentlich besser als in Deutschland, vor allem keine Thermik. Die Schären sind auch etwas für einen Wochenendausflug, von Stockholm fahren mehrmals täglich Schiffe dorthin.
    Die Zugkräfte sind nicht viel höher als bei normalen Flügen, es muss halt damit gerechnet werden, dass in großen Höhen der Wind etwas stärker ist. Außerdem muss man damit rechnen, dass man bei auffrischenden winden den Drachen nicht mal eben herunterholen kann wie bei 100m. Den Drachen am besten gar nicht erst am Boden verankern, ist bei den dortigen Böden auch recht schwierig. Immer ein Klappmesser griffbereit haben. Jede Windstärke eigent sich, es kommt auf den Drachen an. Nur extreme gehen nicht, Windstärke 2-5 ist gut.
    Ein weiterer Nachteil am hohen Norden ist, dass es außer in den Sommermonaten in großen Höhen empfindlich kalt werden kann.


    Weiß jemand, welche Faktoren theoretisch die maximal erreichbare Höhe eines Drachens limitieren? Ist es das Gewicht der Schnur im Verhältnis zur Höhe und zur Größe des Drachens?


    Die 10000m die im Jahre 1919 erreicht wurden, sind nahe an der theoretischen Grenze. Bei Temperaturen um -50° geben die meisten Materialien den Löffel ab. Die hohen Windgeschwindigkeiten werden durch den geringen Luftdruck kompensiert.


    Stimmt es, dass der Höhenrekord immer noch bei etwa 12 000 Metern liegt, aufgestellt von deutschen Meteorologen zur Kaiserzeit?


    1919 in Berlin, 9740 Meter, allerdings mit einem Gespann aus 8 Drachen.
    Höhenflüge mit Gespannen sind mit "Hausmitteln" nicht mehr so ohne weiteres nachvollziehbar.


    Welche Drachen haltet ihr für besonders geeignet um in große Höhen vorzustoßen? Wäre ein wirklich großer Sled nicht besser geeignet als ein Cody? Der Sled hat kein Gestänge, daher müßte sein Gewicht im Verhältnis zur Auftriebsfläche günstiger sein, oder?


    Ein Sled ist denkbar ungeeingnet: Er ist relativ empfindlich gegen Böen und hat vor allem einen zu geringen Steigwinkel durch seinen großen Luftwiderstand. Gut sind alle steil stehenden Drachen bei schwachen Winden, also Deltas oder Flares. Bei stärkeren Winden sollte man Kastendrachen verwenden, Cody ist schon sehr gut. Bei den Kastendrachen ist es wichtig, dass sie gespannt sind wie das Fell einer Kesselpauke. Das Verhältnis Gewicht zu Fläche ist allein abhängig vom Wind. Das wichtigste ist, dass der Drachen mit einer Waageeinstellung bei einem großen Windbereich fliegt. Aus diesem Grunde sind Peter-Lynn Drachen (und Kombinationen) hervorragend geeignet, da sie z.T. völlig ohne Waage auskommen. Als beste Farbe haben sich dunkle Rottöne erwiesen, da sie zum Himmel den größten Kontrast bieten, man will den Drachen ja noch sehen. Allgemein: unter 3m Spannweiter würde ich keinen Drachen verwenden, besser 5 bis 8m. Ich hatte auch schonmal meinen 10m Delta auf 1200 m, ein erhabenes Gefühl, aber beängstigend, wenn er wegkommt...


    Gruß

    Hallo Pit,
    interessante Überlegungen. Nur die Sache mit dem Mond stimmt nicht ganz. Die Amis haben schon versucht, dort einen Drachen steigen zu lassen. Das Vorhaben wurde allerdings vom Mondkalb vereitelt. ;)


    Jörg, ich dachte, ihr fahrt mit dem Auto. Schon wegen der Ausrüstung. Etwas Erfahrung mit Höhenflügen hat auch irgendein meteorologisches Institut. Ich muß das mal nachschlagen. Die haben vor einigen Jahren in der Antarktis irgenwelche Experimente gemacht. Bei starkem Wind waren tatsächlich Drachen am besten geeignet, die Instrumente auf Höhe zu bringen. Ich glaube, es wurden tatsächlich Foils verwendet. Auf jeden Fall hatten die Meteorolen eine E-Winde. Bis Windstärke von 15m/Sek. funktionierte das Ding, dann mußte abgebrochen werden, die Zugkräfte waren zu groß. Das war an der Alfred-Wegner-Station im ewigen Eis. Probeflüge und Test der Winde erfolgte in den Alpen.


    David Gomberg schreibt zum Beispiel auch, dass Meteorologen im ewigen Eis große Hagaman-Parafoils für ihre Experimente verwenden. Es gibt dort auch ein paar Fotos.


    Die Dinger scheinen für große Höhen also so ungeeignet nicht zu sein. Ich schlage das mit diesen deutschen Meteorolgen mal nach.


    Andere Frage: 1000 Meter und mehr Meter Leine, wo gibt's die denn am Stück? Die muß doch ein Vermögen kosten.


    Gruß


    Matthias

    Ich denke, es wurde ein Kitoon verwendet, eine Mischung aus Drachen und Ballon. Bin mir aber nicht ganz sicher. 1000m Leine muss man direkt bei der Seilerei bestellen oder mehrere Leinen aneinanderspleißen. 100m Hochfestleine kosten zwischen 5 und 10 EUR, geht also schon ganz gut ins Geld. Mit dem Auto nach Schweden hoch, da ist der Jahresurlaub weg. Bei den vielen Kilometern kostet das auch ein Vermögen, ganz abgesehen von den Brücken und Fährgebühren. Man kann Drachen als Sportgepäck bei der Fluggesellschaft transportieren, kein Problem.

    Moin,
    ich hab's nachgeschlagen. Die Experimente hat das Institut f. Meteorologie und Klimatologie der Uni Hannover gemacht, im Jahr 1986. Sie haben keine Mischung aus Drachen und Ballon verwendet, sondern Ballons von Zodiac und bei stärkerem Wind Drachen. Unter anderem Jalbert-Parafoils (davon habe ich nie gehört, kennst Du die?).


    Ganz so hoch wie ich dachte, flogen die nicht. So 400 bis 600 Meter. Leine wurde mit einer E-Winde eingeholt.


    Gruß
    Matthias

    Hallo Gerhard,
    besten Dank für die Info. Ich hatte das inzwischen auch im Internet recherchiert und ebenfalls diese Seite gefunden.
    Unter dem Stichwort liefert Google allerdings außer der Patentanmeldung und Zeichnungen fast ausschließlich Links zu Onlineshops in den USA mit Schirmen für Fallschirmspringer. Bei denen scheinen sich Jalbert Foils großer Beliebtheit zu erfreuen.


    Links zu Jalbert-Kites habe ich nicht gesehen. Wo gibt es die zu kaufen?


    Gruß
    Matthias