Ich habe da mal eine vielleicht merkwürdig klingende Frage: Sind alle Segel für (Lenk)Drachen zweidimensional flach, also "komplett platt auf dem Boden auszulegen", so wie das hier immer bei den Fotos der selbst gebauten Drachen aussieht. Das Profil, die Wölbungen etc. entstehen dann immer nur duch die Standoffs. Oder gibt es Segel, die einen "Bauch" haben, z.B. durch runde Nähte, die von sich aus ein Profil bilden mit Wind. Und welchen Effekt hat / hätte das auf die Windströmungen? Weiß da jemand zufällig Bescheid?

Sind alle Segel zweidimensional, also flach?
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hallo maxxernst,
soweit ich weiß, lassen sich die meisten lenkdrachensegel glatt auf den boden legen,( zumindest, so lange keine stabtaschen etc. drangenäht sind). thomas zygar, hier im forum als funtomas bekannt, hat seinen gleichnamigen zweileiner so gebaut, daß die nase des segels etwas nach oben zeigt, wenn das segel flach auf dem boden liegt, das hat er mir jedenfalls erzählt. wie er das erreicht hat, weiß ich aber nicht, vielleicht fragst du ihn selbst.
gruß, nina
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Moin,
also flach auf dem Boden heisst nicht automatisch flaches Segel. Man kann auch über einen Bogen in der Leitkante das Segel profilieren (so mach ich das bei den Vagabonds), wenn die Leitkante nicht so extrem gespannt ist, dann entsteht an dem Bogen ein Materialüberschuss, der bildet dann Bauch/Profil. Dafür brauch ich auch keine Standoffs. Die sind bei mir nur für den Leichtwindeinsatz und für besseres Flugverhalten am Windfensterrand (weil da u.U. das Profil mal einfällt und der Drachen dann Strömung verliert).
Eine weitere Möglichkeit ist die Beeinflussung über die Richtung der Kettfäden, da sich das Tuch diagonal zum Gitte dehnen kann (zumindest Nylontuch).
Mit Standoffs kann man natürlich das Profil beeinflussen, das benötigte Tuch/Profil muss aber bei der Konstruktion des Schnittes schon berücksichtigt werden, denn der Standoff kann nicht das Tuch soweit dehnen bis Du das gewünschte Profil erhälst.Letzte Möglichkeit ist natürlich eine konvexe Nahtzugabe um ein Profil zu erreichen wie z.B. beim Speedwing Pro.
Wird/wurde eher bei Speed und Powerdrachen eingesetzt um ein optimaleres Profil zu bekommen. Ich mag's nicht, ist mir zu aufwändig.
So, hoffe das war nicht zu verwirrend, aber schriftlich habe ich mit diesem Thema meine Probleme, das ist etwas wo ich zum erklären meine Hände und Füße mit brauche
Grüße
Bertram
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Danke für die Infos, vor allem an Nixblicker (btw.: dein Vagabond XXXXXXXXXL ist ja ein "teiles Geil"!). Mit "flach auf dem Boden" meine ich natürlich auch nicht flaches Segel am Drachen, sondern eben "im Prinzip flach hergestellt". Dass ein nicht straff gespanntes Segel automatisch mit Wind ein Profil ergibt, und dass ein Profil mit Standoffs schon beim Nähen auch vorher eingerechnet werden muss, ist klar.
Beim Tramontana gab / gibt es ja auch konvexe Panelen, die aber durch konkave wieder insgesamt zu einem flachen Segel führen. Flach / platt im "entspannten" Zustand.
Wenn hier (z.B. von Datenland) Pläne veröffentlicht werden, sind die ja auch immer insgesamt "quasi auf ein Tuch aufmalbar / plottbar", also flach.
Als Gegenbeispiel sei die Apfelsinenschale genannt: sie hat "werksseitig" eine "Wölbung" und ist prinzipiell nicht flach auslegbar. So wie jede Karte der Erde immer irgendeine Verzerrung hat...
Der Hinweis auf den Speedwing Pro trifft wohl die Sache: Es gibt also (was ich gar nicht wusste) Drachen, die durch konvexe Nähte/Nahtzugaben (d.h. eigentlich durch konvexe Panelen) ein vorher bestimmtes Profil bilden. (Ich habe ein uraltes einfaches Speedwing-Segel, das aber "platt" ist.) Gibt es sowas nur für Speed und Power? Gibt es andere Drachen, die sozusagen von vorneherein ein "nicht flach auf dem Boden auslegbares" Segel haben? Weiß jemand, welchen Effekt diese Art Segel hat?
Anlass für alle diese Fragen ist, dass mir seit einiger Zeit Ideen durch den Kopf gehen, was Drachenbau und Drachensegel angeht. Ich möchte da was ausprobieren, und ich will, bevor ich mehrere Segel falsch plane und umsonst nähe, von den Erfahrungen anderer Leute profitieren und evtl. aus deren Fehlern lernen. Klingt jetzt etwas geheimnisvoll, aber weiter ist es noch nicht gediehen. Mal abwarten... -
@willi,
ich glaube ich weiß was Du meinst: Wenn ich mich recht erinnere war das in den späten 80er Jahren, da wurde recht viel mit Segelprofilierungen experimentiert. Zunächst gab es Power-Speedwings, später auch andere Modelle mit beidseits konvex geformten Panelen vor allem im Nasenbereich. Somit entstand ein Tragflächenprofil, von dem man sich allerlei wundersame Dinge versprochen hat - aber damals sollten Drachen auch vor allem (zügig) geradeaus fliegen und kräftig ziehen.
Es gibt glaube ich einige Literatur dazu (z.B. von Noop Velthuizen). Ich kann zuhause noch mal nachgucken.Schönen Gruß
Achim
- Editiert von OneTrickPony am 08.08.2005, 10:21 -
- Editiert von OneTrickPony am 08.08.2005, 10:21 - -
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Zitat
Original von steb
@Willi
Wenn ich Dich richtig verstehe, wäre der der TrickTail und seine Verwandten - die haben alle den gebogenen und profilierten Tail gemeinsam - ein Gegenbeispiel: diese Segel kann man nicht "platt" auslegen, jedenfalls nicht nach dem Nähen...und tschüss:
SteffenStimmt, das ist ein Segel welches aktiv über Nahtzugaben profiliert ist.
Grüße
Bertram
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Es gibt/gab durch aus Lenkdrachen, die eine "natürliche" Bauchung im Segel haben.
Diese wird erreicht, indem eine Naht etwas Zugabe in Form von einem kleinen Bogen bekommt.
Bekannte Vertreter sind da die alten Jam Session, Maestrale und auch der Passion.
Sogar der LeVirus hat so eine Profilierung im Segel, allerding hier keine Zugabe, sondern einen Abnäher, der das Heck etwas mehr spannt. Einen großen Einfluß auf das Flugverhalten hat das beim LeVirus IMO nicht.
Bei den zuvor genannten Drachen soll die Profilierung einen Einfluß auf die Spurtreue und den Zug haben, den die Drachen entwickeln.
Mittlerweile ist man wohl von diesen Profilierungen abgekommen, da sie zum einen mehr Aufwand bei der Herstellung bedeuten und Angesichts von Rückentricks auch mrinrt Minung nach fragwürdig sind... -
Hallo Willi,
in ihrem Buch "Lenkdrachen -Neue Modelle, Buggys und Boote" aus dem Jahre 1994 (ISBN: 90 6868 086 2) beschreiben die Autoren Servas van der Horst und Nop Velthuizen die Herstellung profilierter Segel für Lenkdrachen und sagen ihre Meinung zu deren Eigenschaften.
Viele Grüsse
Erich -
Der Jam Session war/ist profiliert? Hier lernt man immer was dazu.
Ganz bekannt dürfte der Tail der TrickTails sein. Dem sieht man seine Profilierung an
Ein ganz aktueller Vertreter ist der Endorphin, mit seinem "Air-Rex"-Profil.
Gruß,
Malte -
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Mitte bis Ende der 90er wurde auch häufiger mit Profilnähten, die ungefähr vom inneren Standoff zur Nase verlaufen, gearbeitet. Beispiele sind hier die La Hembra (aus "Lenkdrachen Buggys und Boote"), der (Ur)Skymax und soweit ich weiß auch der Tricktail. Es handelt sich jeweils um recht geringe Profilierungen, wie man sich auch im Bauplan für den Skymax anschauen kann. Ein stark profilierter ehemaliger Präzisions-/Wettkampfdrachen ist der 3.11 Pro, mit von Jörg Knudsen (ehemaliger deutscher Meister, Team Luftpiraten) eingearbeiteten Profilierungen. Von dem gibt es eine Handerchief Bauanleitung. Sein Kiel sieht dem des MEnergy oder der Bad Widow ähnlich und die Leitkanten wurden nach der gleichen Methode wie beim Tramontana profiliert. Und zu guter letzt ist der Utopia nicht zu vergessen
...oder auch nicht
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hi alle,
afaik wird der blue moon mojo und einige der vorgänger von aerie (alles ken McNeill) sogar dreidimensional verklebt, mit einem entsprechend geformten holz. diese technik kommt wohl aus der segelmacherei, ich glaube auf der webseite von blue moon gibt es bilder davon.
ciao
Ralf