Was ist typisch an französischen Drachen?

    Hallo,


    ich hab schon wieder 'ne Frage:
    Ich lese hier im Forum immer wieder was von "französischen" Drachen. Ich kenne natürlich einige französischen Hersteller, aber was ist bei diesen Drachen so typisch und anders als bei z.b. Level One oder ähnlichen?
    Was sind typische "französische" Tricks?


    Grüße
    Rolf

    Zitat

    Original von Deltajub
    Die schlechte verarbeitung (Nirvana geht die Mittelnaht auf) (Abraxas ist auch nicht dolle gearbeitet), meistens ohne Stopper( zumindest bei L'Atilier), die überhöhten Preise (dafür bleiben sie recht Wertstabil)


    Das erinnert mich an "Mercedes" bzw. Daimler-Chrysler !

    aber wertstabil.... :L

    hi rolf,


    ich denke, mit 'französischen drachen' ist eher die stark gestreckte bauform / segelschnitt gemeint, die wohl anfangs hauptsächlich von franz. drachenschmieden hergestellt (vllt. auch dort 'erfunden'?) wurde.
    also die drachen mit hohem aspect ratio (geringe standhöhe trotz fullsize-spannweite) und fast gerader leitkante. dies erleichterte/ermöglichte die wickeltricks (yoyo und variationen) bzw. generell tricks mit rotationen um die horizontalachse.
    jm2c

    Deltajub - muß dir leider heftig widersprechen....


    ...ich habe bisher keinen schlecht verarbeiteten Transfer oder Styx erlebt. Von letzteren habe ich ne ganze Menge. Soviel zu einem nicht endenden Vorurteil....


    Und - hast du nicht gerade nen Satz Nirvanas verkauft? So wie ich das -allerdings in kurzer Zeit- gesehen habe waren die doch in Ordnung ?.....

    >>Erwarte bitte nicht, dass sich jemand mehr Zeit für eine Antwort nimmt als Du für die Frage!<<


    Life is not measured by the number of breaths we take, but by the moments that take our breath away.

    Rolf,
    ich denke nicht das die Franzosendrachen, typische französische Tricks drauf haben, sondern die gleiche Trickpalette beherschen wie andere Kites. Anfangs hatten sie evtl. etwas mehr drauf als andere Kites, aber in Zeiten eines LTM, JTM, Genesis oder Abraxas ist das vorbei.
    Ein paar Franzosen habe ich mir schon mal angesehen und wenn ich da einen Styx oder Nirvana von der Verarbeitung betrachte, kann ich mich Deltajub nur anschließen und mich fragen mit welcher Berechtigung kommen diese Preise zustande. Ich will ja nicht zu sehr auf den Sender hauen, aber da sind meine drei selbstgenähten le Virus besser verarbeitet.
    Aber in der Hinsicht muß das ein jeder für sich selbst entscheiden ob er dafür soviel Geld ausgeben will, ich nicht.

    Zitat


    Was sind typische "französische" Tricks?


    Hallo Geissi,


    die Franzosen waren die ersten die neue moderne Tricks veröffentlicht hatten und auch die Drachen die dazu damals fähig waren, waren französische Drachen.
    Das Bild hat sich nun gewandelt. Es gibt nun aus jedem Land und jedem Hersteller entsprechende Drachen.


    Es wird aber halt weiterhin gerne "französische Tricks" gesagt ... Damit sind quasi mehr oder weniger alle Tricks die auf Backspin und/oder Lazy Susan basieren.


    Der Nirvana war solch ein gehypter Franzose der "Alles" konnte. Früher oder später hat man dann bemerkt dass doch auch andere Drachen ähnlich gut waren. Trotzdem ist die Verbindung geblieben.


    Zitat

    Original von Deltajub
    Die schlechte verarbeitung (Nirvana geht die Mittelnaht auf)


    Hallo Deltajub,


    Leider ist das nur die halbe Wahrheit. Die erste Serie des Nirvanas hatte damit manchmal Probleme. Seit dem wurden hunderte von R-Sky gebaut, die alle ordentlich stabil sind und keine Probleme mit der Mittelnaht haben.



    Viele Grüsse,


    Daniel

    Die Hauptmerkmale der "französichen" Drachen sind soweit ich das sehe vor allem die geraden Leitkanten und ein (meist mit 2 relativ nah beieinander liegenden Standoffs) sehr tief ausgestelltes Segel. Ich glaube (fallt nicht über mich her wenn ich mich irre), die ersten typischen Franzosen waren STX und Nirvana, evt. noch der Masque.
    Den Unterschied zwischen den "alten" Tricks (Old School) und den "französischen" Tricks sieht man ganz gut wenn man zum Beispiel das "Trick-Show"-Video von Prism mit dem Nirvana- oder Transfervideo vergleicht, eben mit viel auf- und abwickeln und insgesamt heftigeren Bewegungen von Pilot und Drachen.


    Schönen Gruß
    Achim

    Zitat

    Die schlechte verarbeitung (Nirvana geht die Mittelnaht auf)


    Dieses Problem soll seit längerer Zeit durch Verwendung eines anderen Nähgarns abgestellt worden sein. Da ich selbst die Mittelnaht meiner Drachen als Segelmachernaht ausführe und noch keine davon aufgegangen ist, glaube ich das einfach mal.


    Das einzige mir bekannte Merkmal französischer Drachen sind die "fehlenden" Stopper auf der Leitkante (natürlich fehlen die nicht wirklich, vielmehr handelt es sich dabei um ein Konstruktionsmerkmal). Alle anderen Eigenschaften, die dazu verleiten, einen Drachen als Französich zu bezeichnen gabs und gibts auch an Drachen anderer Herkunft:


    Hohe Agilität auf der Querachse - hatte z. B. der Challenge schon lange vor den Franzosen, ebenso wie Yoyo-Stopper.


    Gerade Leitkante - Hawaian, Fire-Dart, NSR , ... Aber in Frankreich hat die gerade Leitkante zu ihrer Popularität zurückgefunden.


    Zwei Standoffs, die einen geringen Abstand zueinander haben- gabs beim Matrix schon als man in Frankreich noch Drachen mit einem Standoff baute. Beim Nirvana wurde der Abstand nochmal deutlich reduziert, aber wo ist die Grenze? Ab welchem Standoffabstand sieht ein Drachen französisch aus ? Backspins wurden mit dem Matrix übrigens schon geflogen, als es noch keine Französischen Tricks gab.



    Einen Drachen aufgrund seiner Konstruktionsmerkmale ungeflogen als französisch zu bezeichnen halte ich für Schwachsinn. Üblicherweise brauchen Drachen aus Frankreich deutliche Lenkbefehle (wie der nicht aus Frankreich kommende Matrix) und sind ziemlich hart bestabt, während deutsche Drachen meistens in der Leitkante etwas weicher abgestimmt sind. Da es immer Ausnahmen von der Regel gibt, halte ich es für besser den Drachen beim Namen zu nennen, als den Versuch zu unternehmen, ihn in eine Gruppe einzusortieren.


    Das wichtigste Merkmal Französischer Drachen ist aber, dass sie aus Frankreich kommen, was man von Deutschen Drachen nur selten behaupten kann. Das in Osteuropa oder Asien gefertigte Drachen dem Kunden zu günstigeren Preisen angeboten werden können, sollte da nicht verwundern.


    Gruß
    Heiko

    Rolf und Daniel:


    Zitat

    Anfangs hatten sie evtl. etwas mehr drauf als andere Kites...


    aber man sollte schon zugeben, daß die genannten Franzosen als erste dieses "etwas mehr" drauf hatten.
    Ein böser Franzose würde vielleicht sogar sagen, daß seit ein paar Jahren alle nur noch Nirvanas bauen...


    und wegduck ;)


    Achim

    Das ist ja alles schön und gut was hier gesagt wird, aber ich denke das für mich markanteste Merkmal für einen "Franzosen" ist die Lautstärke. Denke da geht es einigen anderen ähnliche. Das erste was mir bei denen aufgefallen ist ist, dass sie geräusche machen. Ok nicht alle aber die meisten denke ich. Mittlerweile machen das auch die anderen (z.B. mein QP oder andere) aber das war für mich am anfang das auffälligste Merkmal.

    ...Du spielst da gerade sehr auf Masque und Nirvana an, aber was ist mit den Styxen und dem Transfer? Für mich persönlich sind "französische" Drachen gestreckt + radikal. Zumindest ich finde das die Franzmänner nen recht harten Umgang mit ihren Drachen pflegen :-D...wurde hier aber irgendwo schon geschrieben :-).

    ja darauf spiel ich an aber wie gesagt, es sind nicht alle so, das ist mir klar und das weiss ich auch :-O aber das war für mich am anfang ein wichtiges merkmal und ich glaub fast jeder hier im Forum wir z.b. wenn er das Wort "Fluggeräusch" oder so hört zuerstmal an den Nirvana oder den Masque denken....

    Eine sehr interessante Frage und sehr interessante Antworten...


    IMO ist die Bezeichnung der Drachen ist "französisch" recht nebulös und jeder stellt sich nach seiner Erfahrungswelt ein bishen was anderes drunter vor.


    Nach meinem "Sprachgefühl" sind das Drachen, die für den speziellen Flugstil der französischen Piloten, der sich dort vor ein paar Jahren entwickelt hat, optimiert sind.


    Charakterisieren würde ich diesen Stil als Kombination von Präzision und radikalsten Tricks, wobei die Tricks Rotationen um die Querachse starker in den Focus gerückt sind und es wird vergleichsweise agressiv geflogen (im Gegensatz zur Oldschool, wo "smooth" ein wichtiges Ziel war).


    Die dazu passenden Drachen wurden schon hinlänglich beschrieben.
    Keine der genannten Konstruktionsmerkmale (abgesehen von Yoyo-Stoppern) und auch die Moves, die den fränzösichen Flugstil sind wirklich neu.
    Laut und mit gerader LK waren der NSR &Co von 1995.
    LO hat schon lange mit Gewichten gearbeitet.
    Zwei Standoff die Dicht beieinander stehen gabs nicht nur beim Matrix sondern sogar auch beim Rave.
    Der Ur-Obsession war eine rechte Yoyo-"Maschine" und wurde auch so in der Trick School benutzt, auch wenn das noch Welten von den heutigen Manövern entfernt war. Auch der Elixier war da seiner Zeit sozusagen weit voraus.
    Immerhin neu sind die Yoyo-Stopper, die eine Reihe von Tricks wie das Fliegen von eingewickelten 540 erst richtig möglich gemacht haben.


    Es ist aber die Summe der Dinge, die da zusammengekommen sind, die in meinen Augen das französiche Fliegen ausmachen (Insbesondere die Verbindung von Wettkampftauglicher Präzision mit abgefahrenen Tricks).


    Verarbeitungsmängel da als wesentliches Merkmal zu nennen, finde ich - gelinde gesagt - unfair... :R:


    Ich halte z.B. einen Nirvana nicht für ein "must have", weil diese Kites meiner Erfahrung nach auch Kompromisse z.B. bei Flatspins bedeuten und teuer finde ich sie auch, aber auf jeden Fall haben da ein paar französische Designer das Lenkdrachen fliegen gehörig beeinflußt und IMO auch bereichert. :H:

    @ Ralph


    Zitat

    Keine der genannten Konstruktionsmerkmale (abgesehen von Yoyo-Stoppern) und auch die Moves, die den fränzösichen Flugstil sind wirklich neu.


    Yoyo-Stopper wurden 2000 bereits von Stefan Furter im Wettkampf eingesetzt. Er hatte in seinem Ballet damas eine Passage, in der er längere Zeit eingewickelt weiterflog. Dazu nutzte er 6 mm Seitenstabverbinder von FSD, die warscheinlich längsten Yoyostopper aller Zeiten.


    Das die Franzosen den Lenkdrachensport um eine bis dahin unbekannte Radikalität bereichert haben, lässt sich auf jeden Fall unterstreichen. Drachentechnisch haben sie sinnvolle Details von bestehenden Drachen verwendet, um für diesen radikalen Flugstil optimierte Drachen zu entwickeln. Eine echte Innovation sehe ich darin nicht, wohl aber eine anzuerkennende Konstruktionsleistung.


    Gruß
    Heiko

    Erst einmal super Beiträge von Heiko... und Ralph.

    Zitat

    Original von Ralph
    Keine der genannten Konstruktionsmerkmale (abgesehen von Yoyo-Stoppern) und auch die Moves, die den fränzösichen Flugstil sind wirklich neu.
    ...
    Ich halte z.B. einen Nirvana nicht für ein "must have", weil diese Kites meiner Erfahrung nach auch Kompromisse z.B. bei Flatspins bedeuten und teuer finde ich sie auch, aber auf jeden Fall haben da ein paar französische Designer das Lenkdrachen fliegen gehörig beeinflußt und IMO auch bereichert. :H:


    Das ist absolut richtig; das gab es alles schon. Aber ich finde es trotz allem bemerkenswert, dass man in Frankreich gegen den Trend entwickelt hat. Wir sind Drachen mit runden Leitkanten geflogen und Atelier, CDC und R-Sky haben begonnen, Drachen gegen das übliche Schnittmuster zu produzieren: gerade Leitkanten und ein Standoffpaar dicht beieinander.


    Jedenfalls hat uns das einen ordentlichen Schub bei den Tricks und den Drachenmodellen beschert.
    Denn nun haben alle Hersteller Drachen mit geraden Leitkanten im Angebot.


    Ich finde, dass französische Drachen auch zugstärker sind. Daran und zusätzlich zu den Eigenschaften, dass sich die Drachen "schwer" anfühlen und man ordentlich arbeiten muss, stören sich einige, weswegen z.B. der Nirvana auch schnell bei Probeflügen in Ungnade fällt


    Gruß,
    Malte
    - Editiert von Sonnenwind am 19.05.2005, 12:55 -

    Die kürzeste Entfernung zwischen zwei Tricks: eine saubere Gerade!


    Danke für den Hinweis, das war mir garnicht geläufig, reiht sich aber doch in das ein, was ich eigentlich sagen wollte. Im Detail nicht neu aber in der Summe wird daraus schon ein "eigene" und erkennbare Stilrichtung.

    Hi,


    Zitat

    (Insbesondere die Verbindung von Wettkampftauglicher Präzision mit abgefahrenen Tricks).


    Da hat Ralph m.M.n den Nagel auf den kopf getroffen! :H:
    Gerade beim Nirvana ist es doch so, das er alle angesagten Tricks macht (sofern der Pilot dazu in der lage ist...ich übe noch ;) )
    und wie Ralph schon schrieb "Wettkampftaugliche Präzision" mitbringt! Welcher andere Drachen kann das schon bieten...??
    (natürlich ohne die Leistung aller anderen Drachenbauer zu schmälern.....also bitte nicht Falsch verstehen) ;)