Nachdem ich lange genug gesucht habe wurde ich direkt bei Stefan "Knicki" Knickmeier fündig: Ein S-Kite 1.2 in der WM Edition Schwarz-Gold in der Ausführung Strong!!
Nach einigem wirklich netten und hilfreichem E-Mailverkehr wurde dann für einen befreundeten Piloten ein weiteres Kite aus gleichem Hause mitbestellt; der 240er S-Quick.
Da man von diesem eigentlich nur so am Rande hört, habe ich erst einmal beide Kites längere Zeit unter verschiedensten Bedingungen geflogen.
Nachdem dann heute hier bei Sonnenschein der Windmesser gegen Mittag in Böen mehr als 35 Km/h anzeigte, entschloss ich ich den Tag für einen weiteren Test zu nutzen.
Die Frage die sich stellt: Kann oder darf man diese beiden Kites überhaupt vergleichen?
- Drachen Bild nicht mehr verfügbar -
Ich versuche es trotzdem.
Für beide Kites gilt: sie sind erstklassig verarbeitet. Der schon mal geäusserte nicht so gute Ruf in Sachen Verarbeitung des S-Kite kann hier selbst unter kritischen Augen nicht bestätigt werden.
Einwandfrei verarbeitet, sehr saubere Nähte und wie sich im Flug rausstellte auch absolute Symmetrie im Schnitt und in der Waage.
Bedenken wegen der Art der Befestigung der Standoffs hatte ich zwar auch schon, muß aber sagen, dass dies bisher auch bei meinen 0.6er bzw 0.9er noch nie zu einem Problem geführt hat. Da ist nichts ausgerissen oder sonstwie beschädigt. Die Transporttaschen sind extrem hochwertig, beim 240er sogar noch einen Tick mehr nach meinem Geschmack.
Zum Flug:
Der 240er startet einfach wunderbar. Eben einfach wie ein normaler "Zweileiner", kurz an die Leine ziehen und er hebt ab - dann wirds direkt aber auch gewaltig.
Er zeigt wofür er gebaut ist: Kraft!!
Also runter auf den Hintern und ab sofort ist Sport angesagt. Füße in die Erde und versuchen jeden Raumverlust zu vermeiden. Ich weiß - viele Piloten aus dem Powerbereich wollen gerade abgeschleppt werden - Ich nicht; jedenfalls jetzt noch nicht.
Dann die erste Überraschung. Dieser Vogel ist ein absolutes Power-Präzisionsgerät. Exaktere Ecken habe ich mit solcher Kraft und in solcher Geschwindigkeit noch nicht geflogen.
Die Loops sind quirlig, schnell und fast ohne Höhenverlust durchzuführen. Hier zeigte sich auch die eben angesprochene Symmetrie in der Verarbeitung: ob rechts- oder linksrum - es geht genau über die Flügelspitze. Auch kommt es totz der Geschwindigkeit nicht zu einem Strömungsabriss und damit verbundenem Taumeln bzw. Absturz.
Wer Spaß daran hat kurz über dem Boden gewagte Manöver zu fliegen.... Bitteschön!
Absolut gerader Horizontalflug laden geradezu dazu ein! Mit der Flügelspiten kann man wirklich das Gras mähen. Auch am Windfensterrand bleibt er stabil und fällt nicht einfach vom Himmel.
Weiterhin gehört der 240er S-Quick zu den linearen Vertretern in Sachen Kraft. Will heißen: mehr Wind = gleichmäßig mehr Power. Er legt also bei plötzliche stärkerem Wind nicht überproportional zu (sogenanter Turbo- oder Knallgaseffekt). Er ist schnell, kann auch sehr schnell werden - aber er überfordert nicht!
Fazit: Bei einem Preis von 140 Euro gibt es in dieser Klasse nichts Vergleichbares.
Das Kite kann über eine 4-fach Knotenleiter dem persönlichen Geschmack sowie den Windverhältnissen angepasst werden und ich denke er erfüllt den Zweck wofür er gedacht ist - nämlich Power-Einsteigern ein zuverlässiges Kite mit hervorragender Präzison an die Hand zu geben wie kein anderer!!
Aber auch dem Fortgeschrittenem macht er sicher noch eine Menge Spaß, gerade wegen der tollen Flugeigenschaften.
Der Profi indes benutz ihn zur Entspannung oder für die Ehefrau....
Der 1.2er:
Ursprünglich sollte er zum Gespann mit dem 0.9er ausgebaut werden.
Die Soloflugeigenschaften möchte ich hier im direkten Vergelich mit dem 240er aber auch beschreiben.
Legt man beide Drachen übereinander so unterscheiden sie sich weniger in der Größe mehr aber im Segelschnitt.
Der 1.2er lässt keine Zweifel daran wer Chef im Ring ist.
Vorgewarnt durch den 0.9er habe ich zunächst die Knotenleiter überprüft.
Hier lässt er sich in drei Stufen einstellen - ich habe auf Knickis Rat hin in der mittleren angefangen.
Das Startverhalten war nach dem Flug mit dem 240er dann auch -nicht negativ gemeint- sehr Gewöhnungsbedürftig.
Wie war das noch....hochschleudern, abfangen und ab in den Wind und dann....
Gut zugegeben: Ich habe drei Anläufe gebraucht.
Aber was dann kam war einfach mehr als heftig. Das Teil legte los wie eine Horde Schlittenhunde nach dem Start!!! Die Zugkraft war sowas von deutlich mehr als der 240er, dass ich meinen Vorsatz mich nicht abschleppen zu lassen glatt vergessen konnte......
1:0 für S-Kite!
Na gut ich wollte ja die Flugeigenschften beschreiben, die Kraft bei 4 - 5 Bfd. steht eh ausser Frage. Also Waage auf den letzten Knoten und neuer Versuch.
Das Startverhalten war erwartungsgemäß noch schwieriger. Einsteiger seien gewarnt-
Der 1.2er setzt schon eine gewisse Erfahrung voraus. Ansonsten kippt er rechts oder links weg und kracht in den Boden. Dafür ist er aber absolut zu schade!
Einmal Fahrt aufgenommen macht sich die Umstellung sofort Bemerkbar. Ich fliege den S-Kite, nicht mehr er mich; also 1:1.
Liegende und stehende Achten sowie Kreise durch das Powerfenster, einfach Klasse!!!
Ein Fungerät und eine Kraftmaschine in einem!!
Mehr Power brauch ich nicht... einfach die Füße irgendwie in die Erde krallen und stark in Rückenlage sowie halb in der Luft hängend mit dem Teil "arbeiten"!!
Immer noch genug Reserve, um die Arme notfalls anzuwinkeln und den Vogel aus der Powerzone rauszubringen. That's It!
Der 1.2er ist -auch wenn die Größe es nicht direkt vermuten lässt- ein Gerät für Fortgeschrittene bis hin zu Profis.
Er ist nichts für Leute die sich gerne Überschätzen, oder durch entsprechende Sprüche glänzen, das hat er nicht verdient.
Am Windfensterrand ist er kritisch, heftige Turns oder Spinns quittiert er auch schon mal mit einem Strömungsabriss. Entweder trudelt er zu dann Boden oder die Arme sind bei der erneuten Zunahme der Geschwindigkeit erheblich gefährdet.
Genau das ist es wohl, was die S-Kite-Fans so lieben:
Beileibe ist er kein "Everybody's Darling".
Diese Vogel warnt nicht vor, er geht sofort an die Grenzen. Allerdings auch er gehört zu den linearen Vertretern ohne "Turboeffekt" - Ich denke, da er in seiner Entstehung zum Buggyfahren konzepiert ist, muß das auch so sein.
Seine Geschwindikeit ist ebenfalls als schnell, aber beherschbar anzusehen. Kritische Manöver in Bodennähe würde ich aber mit ihm nicht riskieren wollen - Lenk- und Reaktionszeiten sind deutlich anders als beim 240er. Dessen Präzision erreicht er ebenfalls nicht; das macht er mit Kraft aber locker wett.
Geflogen bin ich drei Leinenlängen 30, 35, und 40 Meter. Die 35 fand ich für beide Optimal.
Ergebnis:
Wenn ein Einsteiger mich nach einem Rat fragt, so habe ich guten Gewissens eine Antwort parat!
Eine Anmerkung sei mir erlaubt: Ja, ich habe auch meine Pure in einem dirkekten Wettbewerb mitgeflogen. Ich habe aber bewußt áuf einen Hinweis oder Vergleich verzichtet. Zuviele persönliche Vorlieben hätten das Bild verschoben oder zu subjektiv erscheinen lassen. Diese Drachen sind zu verschieden - wer's nicht glaubt darf in Renesse seine Erfahrung erweitern.....
- Editiert von Schmendrick am 22.03.2005, 10:39 -