Moin Moin,
da ich momentan einen Puma von Long Duong bei mir liegen habe und es der Wind am Samstag zuliess hab ich das gute Stück mal ausgeführt und dachte mir, der eine oder andere wüsste vielleicht mehr über das gute Stück (wens nicht interessiert, hier einfach mit lesen aufhören ;-)).
Optischer Eindruck :H::H::H::H: (ich mag einfach diesen Segelschnitt)
Verarbeitung :H::H::H: (sauber vernäht)
Robustheit :H::H::H::H::H: (keine Ahnung ob man den je zerstören kann)
Detaillösungen :H::H::H::H::H:
Gewicht :R: (allerschwerste Materialien)
Startverhalten :R::R::R: (Aufgrund des Gewichts und des Schnittes nur Starkwindtauglich)
Flugverhalten :H::H::H:
Packmaß :R::R::R:
Ok, jetzt etwas detailierter.
Da steht er also vor mir, einer der Speeddrachen, den ich immer schonmal in den Händen halten wollte, ein Drachen von Long Duong himself
Spannweite ca. 1,70m, rasanter Segelschnitt und die typische profilierte Nase (genial, ich hab immer überlegt wie ich sowas realisieren könnte, Longs Lösung ist genial).
Schauen wir ein wenig ins Detail. Long ist wirklich erfindungsreich, das muss man ihm lassen. Man könnte ihm unterstellen einen Baumarkt geplündert zu haben, da viele Details am Drachen mit Materialien aus dem Baumarkt gelöst wurden (zum Teil durchaus geniale Lösungen, die jedoch oftmals sehr auf das Gewicht drücken).
Der Drachen ist für wirklich extreme Windbereiche konstruiert, das zeigt alleine die Tatsache, dass Long bei einer LK Länge von gerade mal 1m 8mm CFK verbaut, der Rest ist mit 6mm CFK bestabt.
Das Flexible Standoffsystem ist eine Spezialität von ihm und erlaubt es dem Segel bei starkem Wind nachzugeben, was bei steifen Standoffs nicht der Fall wäre. Allerdings hat Long das ganze fest verbaut, dadurch lassen sich die Segellatten nicht aus dem Segel entfernen und man kann das Segel nicht aufrollen, deshalb kann man den Drachen nach dem Entfernen der Spreizen nur mittig falten und erhält als Transportmaß eine Drachenhälfte (das ist ein Punkt, der mich persönlich wirklich stört und ich grübel seit Tagen wie ich das bei meinen Eigenbauten verbessern kann, da ich ansonsten die Standoffaufnahme von Long genial finde).
Als Segelmaterial verwendet Long schweres Mylar (80-100g/m²) und jede Menge Dacron.
Wenn er die Schleppkante konkav gestaltet hätte, dann hätte er sie nicht mit 1,5cm Dacron beidseitig einfassen müssen und jede Menge Gewicht sparen können.
Scheinbar hat aber auch die Dacronschleppkante zwischen den Segellatten nicht ausgereicht um das Segel komplett ruhig zu stellen, also hat sich Long mit kleineren weicheren Segellatten zwischen den eigentlichen Segellatten geholfen (ca. 10cm lang). Dort hat er als Segellatte Kabelbinder verwendet (ich bin zwar der Meinung, dass das dppelt liegende Dacron wo die Segellatte eingeleimt ist alleine steif genug ist).
Die zwei durchgehenden Segellatten werden über einen Gummi und eine Splitnocke gespannt. Der Gummi wird komischerweise nicht direkt am Segel befestigt, sondern hier dient ein Kabelbinder als Verbindungsglied zwischen Segel und Gummi (vermutlich hatte Long Angst, dass es den Gummi irgendwann an dem harten Dacron der Schleppkante aufscheuert). Ich finde das hier wieder unnötiges Gewicht hinzukommt.
Das Mittelkreuz welches eigentlich keins ist, gefällt mir super, das probiere ich gerade an einer Eigenentwicklung aus, gefällt mir sehr gut.
Dadurch kann er in Verbindung mit zwei drei Kielstäben (jeweils einer rechts und links vom Kiel, der von dem oberen QS-Verbinder auf die untere QS verläuft und ein dünner Kielstab, der über einen Standoff von der oberen QS den Kiel profiliert (diese Lösung erscheint mir definitiv zu massiv und schwer, ist aber trotzdem genial).
Eine geniale Lösung sind die Stopper. Long verwendet keine geklebten Stopper, sondern in Silikonschlauch gesteckte Kabelbinder. Damit erhält er einen Stopper, der auch beim heftigsten Crash am Platz bleibt, das Carbonrohr nicht angreift und jederzeit bei Bedarf zu wechseln ist (allerdings geht diese Lösung sehr ins Gewicht).
Querspreizverbinder sind aus armiertem Schlauch, entsprechend dem Baujahr des Drachens nix verwunderliches.
Alles in allem ein ordentlich verarbeiteter Drachen, der von der Art seiner Aufmachung für den Einsatz bis ca. 9bft gemacht ist.
So, knappe 4bft, also raus auf die Wiese mit dem guten Stück.
Da ich den 4Speed gerade nicht da habe und erst auf der Wiese feststellen musste, dass mein Flash extreme einen Standoff verloren hatte musste als Vergleich der 0.9er Vagabond herhalten. Gut, ist nicht ganz fair, der Vagabond hat 2,17m Spannweite und ist somit zumindest Segelmäßig im Vorteil bei weniger Wind, dürfte dann aber auch einiges langsamer sein.
Zum testen habe ich 35m/130kg Leinen verwendet, da sowohl der Vagabond als auch der Puma gerne etwas Auslauf haben.
Der Windmesser zeigt reichlich 3bft an, der Vagabond startet mit neutraler Waage problemlos, dreht immer noch recht enge Spins und produziert leichten Zug, macht Laune.
Jetzt den Puma an die Leinen, nix, da geht einfach nix, hier schlägt halt die Kombination aus hohem Gewicht und extremen Segelschnitt zu.
Also Waage erheblich flacher gestellt, dann klappt es nach einigen Versuchen ihn in die Luft zu bringen, aber nur mit viel Gefühl. Der Puma mag e süberhaupt nicht, wenn er zu heftig gepumpt wird und quittiert es gerne mit einem nicht mehr zu rettendem Absturz.
Wenn er einmal Fahrt aufgenommen hat, dann geht es, er ist leise, die Spins drehen aber auch weit ausserhalb der Flügelspitze (gut, ich hab ihn sehr flach eingestellt), Zug ist nicht vorhanden.
Inzwischen wird der Wind mehr, wir haben jetzt 4bft und in Böen mehr. Also Puma neutral eingestellt und den Vagabond steil (nur so mag ich ihn ;-))
Jetzt ist es wieder ein Akt den Puma in die Luft zu bekommen, denn wenn er etwas nicht mag, dann ist es quirliger Binnenlandwind und die 4bft sind auch die unterste Schmerzgrenze. Aber irgendwie hab ich es dann doch geschafft.
Ich bin beeindruckt, bei 4-5bft zieht der kleine Flott seine Bahnen und wenn man ihn nicht zu extrem anlenkt, dann ist er sehr stabil. Er ist leise (abgesehen von einem durchaus passenden Fauchen), dreht jetzt sauber um die Flügelspitze, produziert auch ein wenig zug, aber nix was wirklich fordert (ich denke sein Windbereich liegt noch 2bft höher).
Nun zum Vergleich den Vagabond an die Leinen.
Der Vagabond startet jetzt etwas zickig, da er steil eingestellt ist und der Wind nur knappe 4bft hat, ist aber in die Luft zu bekommen.
Jetzt bin ich verblüfft, die 2,17m gehen erheblich flotter durch die Luft als der kleinere Puma und produziert ordentlich Zug (wenn sich der Wind den 5bft nähert reicht es um mich auf der feuchten Wiese ab und an mal ein Stück zu ziehen).
Ich werde den Puma auf jeden Fall nochmal in Renesse am Strand bei ordentlichem Wind testen, denn da geht bestimmt noch mehr.
Ich denke Long hat da einen Drachen gebaut, der durchaus seine Daseinsberechtigung am Drachenhimmel verdient hat, vor allem wegen der vielen wirklich genialen Ideen und Detaillösungen.
Ob der Hype um diesen Drachen gerechtfertigt ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, aber inzwischen gibt es erheblich schnelleres und stärkeres.
Ich bin glücklich, dass es mir vergönnt ist so ein Teil mal an den Leinen zu haben, denke aber, dass so ein Drachen nicht in meiner Drachentasche landen wird, da er meines Erachtens leider nicht binnenlandtauglich ist.
An der See, wo regelmäßig ordentlich Wind bläst ist er bestimt ein lustiger Begleiter, der auch eine wirklich steife Brise locker wegstecken kann.
Fazit: Einfach genial, hat mir einen riesen Spass bereitet :-O
Grüße
Bertram