Nachdem ich am Samstag meine 3XL zusammen mit Bertram in Frankfurth direkt von Michael Ryll in Empfang nehmen durfte und aufgrund des Wetters nur ein ganz kurzes Fliegen möglich war, ergab sich am Sonntag die Gelegenheit mit dem Riesen auf der heimischen Wiese den ersten ausgiebigen Flug zu starten.
Diese ersten Eindrücke möchte ich in einem Flugbericht wiedergeben.
Sich über die Verarbeitung der 3XL auszulassen ist müssig. Dieser Drachen ist - wie alle mir bekannten Rylls - einfach perfekt. Ich denke Michael ist sich der Verantwortung bewusst, solch einen Vogel auf die Drachenfliegergemeinde loszulassen. Jede Naht sitzt absolut gerade, kein noch so klitzekleines Fädchen ragt irgendwo hervor.
Auch alle Verstärkungen, die Leitkanten und Nase halten selbst kritischsten Blicken stand.
Es ist eine liebevolle und extrem hochwertige Handarbeit eben. Man stelle sich nur die Längen der Bahnen vor die über die Nähmaschine müssen - vor dieser Leistung staunt selbst der Fachmann. Die Aufnahme der Spreizen erfolgt in massiven Kersch-Verbindern,
die Halterungen der Standoffs sind wie bei der XL und XXL auch einerseits in gesicherten Halterungen (zwei Clipps mit Schrumpfschlauch überzogen- ) sowie die eigens für die Riesen gefertigten Metallaufnahmen.
Die 3XL ist nicht - wie man zunächst Annehmen könnte - eine "hochskalierte XXL".
Basierend auf der XXL ist es eine Vergrößerung in der M. Ryll wohl auch seine Gesamte Erfahrung aus dem bisherigen Drachenbau einfließen lies.
So wurde die Leitkannte z.B. durch einen zusätzlichen Waageschenkel abgestützt.
Der Aufbau bei entsprechendem Wind gestaltet sich bei dieser Größe schon durch die Fläche nicht mal eben so- und das ist dann auch die erste Warnung!! Gelingt das nur unter größter Anstrengung weil einem dauernd eine Leitkante und das Segel um die Ohren flattert sollte man den Flug besser verschieben.
Schon während des Aufbaus sollte man unbedingt die Waageeinstellung überprüfen. Die 3XL reagiert sehr, sehr sensibel auf Verschiebungen. Nicht das vom letzten Flug noch eine viel zu steile Einstellung gewählt wurde und heute andere Windverhältnisse sind...
Nach dem Aufbau und dem Anknüpfen und Abwickeln der Lenkschnüre (die 180 G-Tex von Ryll reichen nach Herstellerangaben) kommt dann der erste Moment der einem leicht den Atem Stocken lässt...
Langsam richtet der Riese sich auf - unweigerlich hat man die Musik von "Also Sprach Zarathrusta" im Ohr....3 Meter Standhöhe und 5, 60 Breite wirken auch auf 50 Meter Entfernung noch mehr als Beeindruckend.
Schon der leichteste Windhauch im Segel ist spürbar, lässt den Riesen sich kurz nach vorne neigen und nach einem Zug an den Leinen langsam abheben. Dieser Moment ist unbeschreiblich und der bis dahin vielleicht noch in Zweifel gezogene Kaufpreis wird zu absoluten Nebensache.
Jeder Cent ist genau Richtig angelegt!
Hier die zweite Warnung: Schafft man es nicht den Drachen stehend bis in den Zenit zu bringen empfiehlt sich eine sofortige Landung und Veränderung der Waage. Er reagiert darauf so sensibel, dass jeder seine persönliche Einstellung finden kann.
Dann erfolgt das zweite nicht zu beschreibende Gefühl: der Drachen fliegt.
Auf Schienen bewegt er sich durch das Windfenster, steigt langsam , ohne dabei jedoch Träge zu wirken, stürzt kopfüber in die Tiefe , fängt sich vor dem Boden und geht haarscharf über der Erde in einen Seitwärtsflug um am Ende des Windfenster sich wieder zu erheben und aufzusteigen.
Das Spiel beginnt von neuem.. nein kein Spiel: Eher ein Tanz mit Urgewalten. Der Druck ist ständig spürbar, der Drachen fordert seinen Respekt ein ohne jedoch den Piloten zu überfordern. Vorausgesetzt man behandelt ihn auch mit dem ihm gebührenden Respekt.
Glaubt man dies ist nicht mehr zu steigern so hat der Drache noch etwas in petto:
Dieser Riese fliegt keinen Axel, er zelebriert ihn!
Die sich mittlerweile eingefunden Zuschauer und auch Piloten konnten zunächst nicht glauben was sie da sahen....
Tellerflach legt er sich auf den Bauch, vollzieht langsam seine Drehung, um dann wieder in die Luft emporzusteigen. Dafür gibt es nur einen Begriff: Majestätisch!!
Ich weiß nicht ob je die Zeit des langsamsten Axels gemessen wurde, hier bleibt die Welt stehen! Einfach unbeschreiblich.
Selbst die Landung des Riesen hat noch etwas überwältigendes: Langsam senkt er sich auf seine "Pfosten" und steht.
Fazit: Ich denke Michael Ryll hat hier etwas geschaffen, was in der Drachenwelt einfach sein Denkmal ist.
Die 3Xl ist für mich kein Powerdrachen -auch wenn sie den entsprechenden Druck erzeugen kann. Man kann sich von ihr sicher Abschleppen lassen, man kann sogar mit ihr Buggyfahren,
man muss aber nicht!
Sie ist ein Schönflieger für den Sonnenuntergang, zum Abschluss eines perfekten Tages.
Eben Emotion in Motion... eben die Lady in Red.....
- Editiert von Schmendrick am 19.07.2004, 10:30 -