Bambus spalten

  • Hallo liebe Drachenbauergemeinde,


    mein Gedächtnis ist auch nicht mehr das, was es mal war. Vor zwei Jahren hat mir Gerhard Zitzmann mal eine Nachhilfestunde im Bau von Bambusdrachen gegeben. Damals saßen wir in Cervia und es wurde auch wirklich ein flugtauglicher Drachen daraus.
    Nun, wie gesagt, zwei Jahre später, habe ich nun endlich die passenden Sushi-Matten gefunden und möchte selbst ausprobieren. Meine Versuche, die Stäbe zu spalten, sind jedoch nicht zu erfolgreich. Es gab da einen Trick, an den ich mich aber nicht mehr ganz erinnere, die Spaltung wirklich zu kontrollieren.
    Da gab es nämlich 2 Möglichkeiten, und da ist ja die Wahrscheinlichkeit, die Falsche zu nehmen, mindestens 90 Prozent.


    Wenn man das Messer anch rechts dreht (Messerrücken ist am rechten Teil, die Schneide am linken), zieht der Schnitt dann nach rechts oder links?
    Zudem gab es noch einen Trick, der nicht das Messer drehte, sondern es schräg (nicht senkrecht) zum Bambus führte. Wozu war der, für das Spalten der Haut oder zum Verdünnen der Stäbe entlang der Haut?


    Ich freue mich auf eure Antworten.


    Liebe Grüße

  • Hallo Thomas !


    Das online zu erklären ist recht schwierig, ich freue mich aber das Du Dich noch ans Bambusbasteln in Cervia erinnerst...
    Hast Du vielleicht im Bekanntenkreis jemanden der das Buch von Franz Arz hat, wenn ich mich richtig erinnere ist es da recht schön beschrieben...
    Sushistäbchen spalten normal eigentlich recht schön gerade, und nicht weil ich zu faul bin das irgendwie zu erklären gebe ich Dir den Tip mal 20 oder 30 Stäbe zu spalten und irgendwann geht das wie von selbst...


    Grüße Gerhard


    Ps. eventuell kann ich den Teil des Buches auch einscannen :)

  • Hallo Thomas,
    Bambus zu spalten ist viel einfacher, als es kurz und knapp zu beschreiben. Ich probiers trotzdem:
    1. Ein Bambus-Rohr kaufen mit 4-6 mm Wandstärke und etwa 30 – 50 mm dick. Es sollte gelblich sein und darf keine schwarzen Stellen haben. Beim darauf Klopfen darf es im Rohr nicht rasseln. Schau dir das Rohrende an. Die Faserenden sind dort als dunkle Punkte sichtbar. Je enger und feiner die Fasern sind, um so besser ist das Rohr.
    2. Du brauchst Arbeitshandschuhe, einen 500g-Hammer, ein altes Messer mit starker Klinge und zwei Hartholzkeile, etwa 300mm lang und 30mm breit. Die messerähnlich geschnittenen Keile brauchen eine scharfe Schneide, die hinten etwa 6mm dick ist
    3. Schlage mit Hammer und Messer kreuzweise zwei Spalten in ein Rohrende, genau um 90Grad versetzt.
    4. Setze den ersten Keil in Spalte 1 und schlage ihn mit dem Hammer etwa 5 cm ins Rohr.
    5. Setze den zweiten Keil in Spalte 2 und schlage ihn hinter dem ersten hinein.
    6. Mit dem Hammer beide Keile abwechselnd bearbeiten und so gleichzeitig in Längsrichtung durch das Rohr treiben. Auf diese Weise wird das Rohr dem Faserverlauf folgend genau geviertelt. Wenn der Bambus gut ist gibt es bei jedem Knoten einen hellen Knall.
    7. Biege den Bambus mit der Außenhaut nach innen zu einem Kreis, er sollte vollständig zurückfedern.
    8. Schlage mit dem Hammer die Knotendeckel aus dem Viertelstab heraus.
    9. Wenn du einen 6mm-Stab brauchst, solltest du 8 mm vom Viertelstab abspalten. Lege ihn auf eine harte Unterlage, setze das Messer auf der Stabinnenseite auf den ersten Knoten, 8mm vom Rand weg. Und dann durchtrenne mit einem Hammerschlag den Knoten von innen nach außen, genau rechtwinklig zum Rohrumfang.
    10. Jetzt durchtrennst du die Knoten des Stabes einen nach dem anderen auf die gleiche Weise.
    11. Das Messer in den ersten Knotenspalt einsetzen und so verkanten, daß der Spalt erst zum Stabende und dann zum zweiten Knoten läuft. Dann das Messer in den zweiten Knoten setzen und den Spalt zum dritten verlängern. Der Spalt wird kaum zur Seite verlaufen. Falls aber doch, dann den nächsten Knoten überspringen und vom übernächsten aus rückwärts spalten. So bekommst Du einen Stab, der sauber in Richtung der Fasern gespalten ist und selten mehr als 1mm von der gewollten Breite abweicht.
    11. Jetzt nicht mit Schnitzen beginnen, vorher muß der Stab gerichtet werden. Schau mal in Längsrichtung über den Stab, alle Knicke müssen verschwunden sein, ehe das Schnitzen beginnt. Nimm ein Stück Sandpapier und glätte die Stabkanten, Bambusfasern sind Gift für die zarten Hände eines Schreibtischtäters. Achte aber darauf, den Stab immer nur innen und seitlich zu bearbeiten.
    12. Du brauchst eine Heißluftpistole. Experten benutzen eine offene Flamme. Notfalls ist auch ein alter Teekessel zu gebrauchen, aus dessen Tülle heißer Dampf quillt. Die Knickstelle des Stabes wird rundum erhitzt, bis der Pflanzenleim weich wird, der die Bambusfasern zusammenhält. Jetzt kannst Du den Knick vorsichtig mit sanfter Gewalt zurückbiegen.
    13. Auf die gleiche Weise einen Knick nach dem anderen gerade biegen. Nach den Abkühlen hat der Stab wieder seine alte Festigkeit.
    14. Über das Schnitzen will ich hier nicht schreiben. Nur soviel: Das Stabinnere ist ziemlich weich, 1mm Innenhaut sollte entfernt werden. Bitte achte darauf: Der Stab wird immer mit seiner harten Außenhaut nach innen gebogen Die Außenhaut des Stabes nie beschädigen, sie gibt dem Stab die Federhärte. Den Stab innen und seitlich bearbeiten, bis er unter Druck auf die Stabenden genau die gewünschte Biegung bekommt.
    15. Last not least: Das Arbeiten mit Bambus braucht absolute Gelassenheit, es ist wie Meditation Wer ungeduldig oder hektisch zum Messer greift, hat schon verloren. Was meinst du, wieviele Stäbe ich schon versaut habe…. ?

  • Hallo Thomas! Hier ist ein Link wo Bilder mit eingestellt sind.
    Bambusbearbeitung
    Ausserdem findest du auf dieser Seite auch Links zu Fa.Dick wo du Werkzeuge zur Bearbeitung findest.


    Viel Spass beim Minidrachenbau :-O

    Geniess den Tag!


    Der Weg ist das Ziel...TAO

  • Hallo,


    herzlichen Dank für Eure Antworten. Bei Ulli Wahl (da hätte ich ja auch selbst drauf kommen können!) stand nun genau der Satz, der mir so dunkel im Gedächstnis geblieben war:
    "Beim Spalten in zwei Hälften wird immer der Teil dünner, der stärker vom Spalt weggebogen wird. So kann man den Verlauf eines Spaltes im zu spaltenden Stück bestimmen und evtl. korrigieren."
    Also, ran an den Stab und kleingemacht, was das Messer hergibt. Was dann dabei rauskommt, ist im Herbst auf den Drachenfesten zu sehen.


    Ciao,
    Thomas