Die große Neugier: Stückzahlen und Drachen als Lebensgrundlage!

    Ein paar Dinge frage ich mich seit Jahren: Die Fachhändler verschwinden einer nach dem anderen, Handlekites sind quasi tot, selbst im Herbst sieht man (hier im Binnenland) kaum noch Drachen am Himmel.. Da fällt es mir schwer zu glauben, dass außer von den ganz Großen und breit aufgestellten, die es in den Supermärkten an den Küsten gib, in der Branche noch viel zu holen ist. Und selbst da gibt es kaum etwas anderes als einfachst-Modelle, die nur den Nachwuchs ein paar Stunden bei Laune halten sollen.

    Kitesurfen ist seit Jahren im Trend, aber außer Peter Lynn bedient kaum noch jemand den Stand- oder Buggymarkt.

    Dafür gibt es viele kleine Boutique-Hersteller, die auf Auftrag hobbymäßig fertigen. Viele kleinere Hersteller scheinen eigene Produkte auch eher als Nebenprojekte zu entwickeln und dann in Kleinserien fertigen zu lassen - aber zumindest was ich mitbekommen habe (Cooper Motor 2.5, 12 Stück hergestellt, nach 4½ Jahren noch erhältlich), kann das auch kein alleiniges Auskommen sein. Gut, Buggyantriebe sind sicher eine kleine und hochpreisige Nische, aber sieht es bei Revs, anspruchsvollen Stabdrachen oder Einleinern denn anders aus?



    Daher die Frage - insbesondere an die Hersteller hier: Kann man heute noch von Drachenentwicklung und -herstellung leben und eine Firma unterhalten? Mit welchen Konzepten geht das? Und was für Stückzahlen gibt welches Marktsegment bzw welche Kategorie im Jahr noch her? Wie unterscheidet sich das Ganze bei den Hobby-/Manufaktur-, Klein-, Mittel- oder Großherstellern?


    Könnte hier jemand vllt ein Bisschen aus dem Nähkästchen plaudern und Licht ins Dunkel bringen? :S

    Gefällt mir dein Beitrag und die Frage! ...und interessieren tät es mich auch.

    ...ich kann jetzt auch nur vermuten was ich da gebaut habe :FETE:

    Moin.


    Zum Thema Stabdrachen folgende Gedanken meinerseits:

    Die verbliebenen "Großen" können nur überleben, weil Sie in Ländern mit geringsten Löhnen und mit

    günstigen Materialien produzieren.


    Ich kann nur für mich sprechen ... alleine von Drachenprodukten "Made in Germany" leben wäre auch bei

    unmenschlichem Arbeitseinsatz als Alleinverdiener nahezu unmöglich ... maximal dann, wenn man alleine

    lebt und seinen Anspruch auf das minimale Niveau senkt.

    Wieviel muss man verdienen, um als Selbstständiger einigermaßen über die Runde zu kommen ?

    Das muss natürlich jeder für sich entscheiden, aber wenn Du alles davon bezahlen musst (das Leben,

    die Krankenversicherung, die Arbeitsstätte, die Altersvorsorge, die Absicherung, etc.) ... unter

    50€ je Stunde braucht man nicht wirklich drüber nachdenken und man braucht unterm Strich sicherlich mehr.

    Aber schon 50€ je Stunde wird dir kein Mensch bezahlen.

    Es gibt sicherlich schnellere Drachenbauer wie mich, aber wenn ein Drachen je nach Größe und Aufwand 10-15h in

    Anspruch nimmt, müsste schon der Lohnanteil bei 500-750€ liegen, um wirtschaftlich sinnvoll arbeiten zu können.

    Dazu kommen dann noch die (teilweise heftigen) Materialpreise - und schwupp müsste dann der Drachen 600 bis 900€

    kosten.


    Grüße, Jörg

    Schöne Frage(n)... ich hoffe auch auf spannenden Response von Händlern und Herstellern.


    Meine eigenen Gedanken seit ich baue gehen dahin, dass das in Deutschland nur ein "subventioniertes Hobby" sein kann. Der 'Ertrag' aus dem Arbeitslohn kann bei max. 200 EUR pro Drachen liegen und damit in der Region Mindestlohn.
    Wenn ich jetzt 20 Drachen im Monat verkaufe, kann ich auf einen Monatslohn von bis zu 4.000 EUR kommen. Das kann reichen - ABER ich halte die Wahrscheinlichkeit 12 Monate lang 20 Drachen zu verkaufen für sehr gering. Klappt höchstens weltweit...


    Das Ganze ist aber "auf Messers Schneide" gerechnet (bin solo-selbständig und hab ein wenig Erfahrung).


    Viele Grüße

    Stephan

    Im Einsatz: Tinker Bee • Spiderkites Neon • Sigma Spirit 2.0 • HQ Symphony Speed 2.0 • Sigma Fun 2.0 Quad Mod • Cooper Nexxt One 150 • Spiderkites Mono 2.0 • HQ Alpha 2.5 • Revolution 1.5 EXP • Feine Drachen Basic • Korvo KQKs • Revopolo UL • Div. Vierleiner Eigenbauten
    www.starkiter.de

    Nein, das reicht auf keinen Fall, denn Du musst Dinge finazieren, die sonst "im Hintergrund" laufen:

    - Krankenversicherung

    - Arbeitslosenversicherung/Berufsunfähigkeitsversicherung

    - Rücklagen fürs Alter

    - Berufshaftpflicht

    Hinzu kommt, dass Du ja auch Steuern zahlst.

    Von Deinen 4.000 Euro bleiben dann, wenn es gut läuft, vielleicht noch 1.500 Euro übrig - überschlägig.

    Und dafür arbeitet man bei 20 Drachen dann vielleicht ca. 250 Stunden .....


    Das ist nicht auf "Messers Schneide", das ist einfach nur "Nicht Ausreichend".


    Grüße, Jörg

    Im Endeffekt sind wir alle, die so gerne Drachen bauen, einfach nur "bekloppte" Idealisten,

    die ihr Hobby lieben und sich mit anderen freuen, welche sich an den Eigenbauten der Idealisten erfreuen. ^^


    Mir geht es zumindest so, dass ich als Bürohocker, Sesselpubser oder wie man meinen Beruf auch immer nennen mag,

    verdammt viel Spaß daran habe, zur Abwechslung mal was mit meinen Händen zu produzieren, was man dann auch

    in der Hand halten, damit Spaß haben und sogar auch anderen Piloten damit Spaß bereiten kann.

    Auch wenn nix für die Arbeit an sich rauskommt, meist nur der Materialgegenwert,

    aber das ist es mir trotzdem wert, wenn ich dann ein schönes Feedback von Dritten erleben darf.


    Selbst bei den etablierten Drachenbauern ist es in der Regel nur ein nettes Zubrot, von dem man alleine nicht leben kann,

    was man aber lieben kann, weil man es mit Freude und aus Freude an der Freude anderer macht. ;)

    Gruß Michael


    Nichts entspannt mehr, als sich mit Freunden den Wind um die Nase wehen zu lassen.