Hallo und Willkommen im Baubericht zum "Tesslar", dem über 3 Meter grossen Leichtsegler aus Mülltüten, Angelruten und Maurerschnur.
Nachdem dieser Drache vor zwei Tagen aus einer spontanen Idee heraus geboren und entwickelt wurde, hat er erfolgreich seinen Jungfernflug und einen ersten Schönwetter Leichtfliegertest hinter sich. Die Reaktion einiger Mitleser und Drachenflieger/bauer hier im Forum ermutigt mich, etwas mehr über die Entstehungsgeschichte dieses Drachen zu veröffentlichen. Zudem werde ich hier so oft es geht über den aktuellen Entwicklungsstand des Drachen und zukünftige Planungen und Verbesserungen berichten.
Dabei sind wie immer Verbesserungsvorschläge und (sachliche) Diskussionen immer sehr willkommen und mehr als erwünscht.
Fange ich mal ganz einfach an, das Projekt zu entfalten:
Woher kam die Inspiration?
Es war der Bericht von Ralph Dietrich in seinem Online Magazin Kitebuilders vom 25. März 2021 über den "Albee the bird" aus Malaisia.
Nachdem ich mir die Bauanleitung von Maxime ROUSSELLE zu einem Flieger namens "Albatros" angeschaut habe und hier im Forum den Thread über einen Nachbau aus Stippruten gefunden habe, war die Grundidee zum Bau eines eigenen Leichtfliegers geweckt. Er sollte aber andere Eigenschaften haben, als die oben genannten Flieger.
Wieso "Tesslar"?
Der gewiefte Leser sieht auf Anhieb die Ähnlichkeit zum Namen eines kroatischen Erfinders names Nikola Tesla. Der amerikanische Autobauer, der einem seiner erfolgreichen E-Autos den selben Namen gegeben hat (hier regt sich keiner über's Kopieren auf, wenn es auch nur der Name ist) hat ein Firmenlogo entwickelt, dass der Form meines Drachen recht ähnlich ist.
Damit ich keinen Ärger wegen irgendwelcher Copyrights mit den Amerikanern bekomme (oder den Nachfahren des Herrn Tesla aus Kroatien) habe ich mich für Tesslar entschieden.
Wie ist die Form des "Tesslar" entstanden?
Da sind wir schon am Beginn der Bauidee.
Wegen der derzeit in allen Bereichen des Lebens durchdringenden Pandemie und den daraus entstandenen wirtschaftlichen Folgen fehlt es momentan oft an Material zum Bau von allem Möglichen. Die IT- und vor allem Autoindustrieindustrie beklagt den Mangel an Chips für den Bau von elektronischer Hardware. Die Bauindustrie kriegt kein Holz für Dachstühle, um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen. Die Preise gehen weltweit durch die Decke.
Die Änderung der Zolleinfuhrgebühren mitte des Jahres machen Bestellungen aus dem Ausland für Privatpersonen zunichte, da auch Kleinstteile und Kleinstmengen schlicht zu teuer und unrentabel werden.
Da kam die Idee, alles, was man für den Drachenbau braucht, im nahen Umfeld zu suchen und einzusetzten. Beim Müll heraustragen kam mir der zündende Gedanke. Warum nicht einen Müllbeutel als Segeltuch nehmen. Der ist super billig, immer verfügbar und extrem leicht zu verarbeiten (leider auch zu verwüsten, aber davon später mehr).
Das grösste Problem waren die Stangen für den Drachen. Leicht und unkompliziert sollte es werden, leicht nachzubauen für jeden, ob gross oder klein.
Angelruten sind elastisch, heutzutage aus Kohlefaser Verbundstoffen hergestellt, und extrem preiswert. Die teleskopierbaren Stippruten gibt es in fast jedem Baumarkt oder in jedem gut sortierten Anglergeschäft für wenig Geld zu kaufen.
Für den "Tesslar" verwende ich zwei teleskopierbare Stippruten in einer ausfahrbaren Länge von jeweils 5 Metern. Sie kosten etwa 18-20 Euro. Es sind die preiswertesten Modelle, die ich gefunden habe. Das komplette Design kommt also alles in allem auf ca. 25-35 Euro und macht es damit zu einem Modell, das allein wegen der geringen Baukosten zum Experimentieren mit einem recht grossen Leichtsegel-Einleiner einlädt.
Die Form entstand durch das Zusammenstecken der Ruten mittels eines passenden Plastikabflussrohres aus dem Baumarkt, das kurzerhand abgelängt wurde und mit silbernem Textilklebeband aus dem Baumarkt zusammengeklebt wurde. Es ist die simpelste und leichteste Art von Verbindungsmuffe, die mir eingefallen ist.
An die vorhandenen Ösen an den Enden habe ich Maurerschnur gespannt und zusammengezogen. Schon sah das Ganze aus wie ein Bogen, kam also langsam (unbewussterweise) an das Tesla Logo heran. Durch das Verspannen weiterer Schnüre, die die Spitzen eines echten Vogelflügels nachahmen sollten, kam es schliesslich zur Form, die man in den Videos sehen kann.
Über die Spannschnüre habe ich mit Tesafilm vorsichtig und möglichst faltenfrei Mülltüten geklebt und ausgeschnitten. Um die Flugeigenschaften zu verbessern, habe ich noch einen Spalt mit Gaze (Fliegengitter aus dem Baumarkt) eingelassen, der das Strömungsverhalten des Drachen verbessern soll.
Geplant ist der Umbau zu einem zerlegbaren Drachen (momentan ist noch alles fest verklebt), der es ermöglicht, die Stippruten heraus zu nehmen und wieder auf ein Stockmass von knapp über einem Meter zusammen zu schieben.
Sollte dein Zweithobby Angeln sein, hast Du mit diesem Modell jederzeit die Möglichkeit, sehr schnell von einem Hobby zum anderen zu wechseln