Die Zukunft der Boutique Sport Drachen?

    Ja, einfach dort nichts Bestellen...dann hat man keine Wartezeiten mehr 8|

    ihr habt das wohl falsch verstanden. Ich kritisiere nicht das man wochenlang warten muss auf seinen angefertigten Kite.
    Genau das Gegenteil meinte ich:
    Bleiben wir bei euren Trickdrachen. Jemand schaut zu wie ihr trickst und fragt dann bei euch nach was das für ein Kite ist, wie teuer usw.
    Der Zuschauer ist total angefixt und will sofort selbst loslegen. Dann kommt die Info, dass wenn er genau diesen Drachen haben will, er mindestens 6 Monate warten muss bis Lieferung und dazu noch 280 € kostet.
    Schafft man es nun ihn wirklich dazu zu bewegen diesen Kite zu kaufen und der kleinen Kiteschmiede einen Kunden zu vermitteln? Wäre schön
    Da derjenige aber nicht untätig sein will in den 6 Monaten bis Lieferung muss er sich noch einen Einsteigertrickdrachen zum üben in der Zwischenzeit kaufen.


    Die kleinen Hersteller der besonderen Kites kommen doch erst in der weiteren Entwicklung des Drachenpiloten zum Zug.
    Daher halte ich es für wenig sinnvoll Einsteiger mit Boutique Drachen „zu werben“
    Wichtiger wäre das besondere am Hobby insgesamt zu vermitteln mit fundierten Grundlagen um Fehlkäufe am Anfang zu vermeiden die dann nach einem missglückten Nachmittag in der nächsten Tonne zu landen und sich das Hobby Drachenfliegen erledigt hat. Denn dann kommen Boutique Hersteller niemals zum Zug.


    Also ist die Frage wie man das Drachenfliegen besser in den Focus rücken kann um Nachwuchs (egal welchen Alters) zu gewinnen. Je größer sie Anzahl der Nachwuchskiter ist, desto mehr bleiben am Ende auch für die kleinen besonderen Hersteller übrig oder kaufen die hochpreisigen Modelle der Hersteller.


    Brückenschlag zu den Matten:
    Wenn ich schon 15 verschiedene Matten in der Tasche habe, fällt es leichter 10 Wochen auf meine 16. Matte in Wunschfarbe zu warten ;)

    Ein sehr valider Punkt. Kann das verbessert werden?

    Nur bedingt, weil es oftmals gar nicht an demjenigen liegt der die Kisten baut, bzw. vertreibt. Nach meiner Erfahrung der letzten Jahre ist die konsistente Materialbeschaffung inzwischen das Hauptproblem*. Wenn es 3 MONATE dauert, bis ein paar verka... :cursing: ...te SkyShark Rohre über den Atlantik mal den Weg in die Werkstatt finden. Hat man manchmal Probleme das dem Kunden noch zu erklären. Bei den APAs sah es vor einigen Monaten nicht viel besser aus.
    Die Segel sind meist schnell gebaut. Oftmals sind es Stäbe, Kleinteile und sonstiges Gedöns was zum Problem wird, wenn es nur in einer indiskutablen Qualität, oder zeitweise gar nicht zu bekommen ist.


    * Es sei denn mann mutet es seinen Kunden andauernd zu, dass ein fertig entwickeltes Produkt mal mit diesem und mal mit jenem Material gebaut wird. Aber dann hat man wohl in der Riege der Drachenhersteller, um die es hier geht, NIX verloren!


    BTW sehr interessanter Thread :thumbsup:

    Viele Grüße
    Enrico


    Servus Enrico,


    aber dein Einwurf hat eher was mit einer effektiven Materialwirtschaft zu tun. Wenn man mehr macht als hobbymäßig Drachen zu bauen und zurecht Wert auf die Qualität der verbauten Materialien legt, diese dann auch noch überm Teich beschaffen muss, dann sorry, hat das den Kunden nicht zu interessieren. Dann muss ich meinen Lagerbestand erhöhen um lieferfähig zu sein. Das ist in jeder Branche so und hat nichts mit Drachen zu tun.
    Wenn ich aber so wie leider sehr viele möchtegern e-bay shops die Ware erst bestelle wenn der Kunde etwas von mir wünscht, dann ist das nicht professionell sondern stümperhaft und hat in der Riege der Highend Lieferanten und Produzenten nix zu suchen.
    Mir ist bewusst, dass das zu erhöhten Unkosten führt. Aber wenn man mit den Großen mitspielen will, dann gehört das genauso wie eine qualitativ sehr hochwertig Arbeit dazu.


    By the way, gehört da auch eine gewisse Erreichbarkeit und Termintreue dazu. Das erwartet ein Kunde wenn er viel Geld auszugeben bereit ist.


    aber das ist nur meine Erfahrung im Bereich der Materialwirtschaft und meine bescheidene Meinung dazu.


    Ich bezog das lediglich auf deinen Beitrag und in keinster Weise auf deine Tätigkeit als Händler &Hersteller. Das steht mir nicht zu, denn ich habe noch nie bei dir gekauft.


    Gruß
    der Indianer


    - eigentlich bin ich gar kein Indianer, manchmal vielleicht im Herzen, aber nur manchmal -

    meine Webseite: www.derIndianer.org
    Gespanne.jpg

    @LastMohawk ich geb dir im Grunde Recht, was das Lagern angeht, allerdings überleg dir mal, dass es da um Stäbe geht, die den Endkunden 15-30€ pro Stück kosten. Davon sind 7 Stück im Drachen verbaut. Was ist denn ein vernünftiger Lagerbestand? 20 Drachen? 50, 100 Drachen? Selbst wenn der Einkaufspreis nur 50% wären, jemand, der nebenher Drachen baut kann sich doch nicht mal eben so ein Stäbelager für Tausende Euro anlegen, in der Hoffnung, dieses Jahr 50 Drachen zu verkaufen und dann werden es doch nur 10.
    Wann muss ich denn nachbestellen? Wenn ich nur noch Stäbe für 10 Drachen habe? Jut, Bestellung raus, Lieferant sagt "Sorry, dauert 3 Monate" und nächste Woche bestellen 5 Leute einen Kite und 8 einen kompletten Satz Ersatzgestänge.
    Klar, Stäbe werden nicht schlecht, aber trotzdem ist das für eine Nebenberufliche tätigkeit viel gebundenes Kapital.


    Termintreue würde ich durch Transparenz bei Lieferverzug ersetzen. Ich bin auch enttäuscht, wenn mein Kite später als gedacht fertig ist, aber wenn ich es rechtzeitig weiß, und eventuell sogar den Grund, dann kann ich mich drauf einstellen.

    Mehrere Händler ist gar nicht so einfach. Wer verkauft denn in Deutschland noch Aerostuff und Avia? Eigentlich nur FlyingColors und Alphakites.


    Und so böse das auch klingt, dass immer mehr Selbstbauer statt auf Skyshark oder Avia lieber auf Pfeilschäfte setzen, um ein paar Euro zu sparen, wird die Situation nicht verbessern.

    @WaveTwistah Es wäre halt auch total hilfreich die Unterschiede zwischen Pfeilschäften und hochwertigen Produkten klar zu beleuchten.


    Ich bin absoluter Laie was den Trickflug angeht und bezweifele das ich den Unterschied merken würde. Du hingegen würdest das wahrscheinlich schon nach 60 Sekunden fliegen merken.


    Im Endeffekt muss klar hervorgehen für den (Laien) Kunden warum er hier ein vielfach teureres Produkt erwerben muss.


    Vielleicht muss er das ja auch garnicht? Dann wäre es doch auch ne Idee den Drachen als Baukasten anzubieten. Sprich günstige Variante mit Pfeilschäften für den Anfänger und ein Nachrüst Gestänge Kit für den erfahrenen Piloten.

    Da stimme ich WaveTwistah und Coyote 100% zu.


    Man glaubt gar nicht, für wieviel Tausend Euros eine Drachenbauer Material zu Hause horten muss -
    erstens, um alles zu haben, was man braucht und um so viele Wünsche wie möglich bedienen zu können,
    zum anderen, weil man sehr oft größere Mengen bestellen muss, um überhaupt von einem Hersteller
    bedient zu werden.


    Und wenn dann so Sachen wie APAs, Nocken oder ähnliches auf einmal nicht mehr lieferbar sind,
    wovon man ausgeht, dass sie immer erhältlich sind, ist das ärgerlich.
    Ich kann mir aber nicht von jedem erdenklichen Bauteil 200 Stück auf Lager legen ... das sprengt den
    Rahmen.


    Gruß, Jörg

    @Nasenbaer0815 Wobei du ja anscheinend in der "glücklichen" Situation bist, dass du für 2 Jahre im Vorraus ausgelastet bist (habe ich jedenfalls so rausgelesen). Das macht ja unterm Strich die Planung und Lagerung von Material eher einfacher als schwerer, denke ich zumindest.

    @WaveTwistah ... ja ... 1,5 Jahre aktuell, aber das ist ja nur die halbe Wahrheit.


    Ich vertreibe aktuell zwar "nur" ein Drachenmodell, dieses aber in zig Ausführungen.
    Im Grunde genommen sind es 13 Modelle, wo es auch noch viele Wahlmöglichkeiten gibt.
    Und die meisten Bestellungen sind Wildcards ... ich nehme die Besteller der Reihe nach
    auf, aber den Modelltyp möchten viele Besteller noch kurzfristig abstimmen.
    Und einige derer, die sich festlegen, switchen dann vorher noch mal kurz um :) .
    Dann wird aus dem 215cm UL-Modell auf einmal eine 130cm-viel-Wind-Version.


    Das mache ich alles gerne (wirklich, nicht nur daher gesagt), aber Du siehst, dass ich
    materialtechnisch auch nur bedingt gut kalkulieren kann.
    Und dann noch die mittlerweile vielen Sonderwünsche bei Materialien ... wenn ich meinen
    Stoffschrank sehe, bekomme ich Angst vor mir selber ... aber auch das mache ich
    sehr sehr gerne und das Individuelle macht den Boutique-Drachen ja auch aus.


    Und zwischendurch helfe ich ja auch noch materialsuchenden Drachenbauern.
    So kommt es manchmal zu Situationen, dass ich Material, dass ich für mich auf Vorrat
    gekauft habe, auf einmal doch nicht mehr habe :) .


    Auch ich würde mein Kleingewerbe soooo gerne zu meinem Hauptberuf machen ... aber
    das ist finanziell absoult unmöglich.
    Ich bewundere die Leute, die das wirklich schaffen.
    Sehr wahrscheinlich gibt es aber aus gutem Grund nicht so viele ...


    Gruß, Jörg

    Genau das mit dem Materialverkauf ist ja ein riesen Knackpunkt, im wahrsten Sinne des Worte. Ich hab 2 Bestellungen und noch 4 Spreizen da, ein Stammkunde ruft an, weil seine in der Cynique geknackt ist. Baue ich jetzt die 2 Bestellungen und sage dem Stammkunden, dass er 3 Monate warten muss oder vertröste ich einen der Kitekäufer?


    Das mit der Lagerhaltung in Bezug auf deine Organisation der Bestellungen dachte ich mir schon, hab das aber mal außen vor gehalten. Bzw. eher an Verbinder und Gestänge gedacht als an Stoffe.

    Halten wir mal fest:


    • Einsteiger kaufen keine Highend Kites in Bouttiquen
    • Es werden immer weniger Piloten die in Boutiquen kaufen weil der Nachwuchs fehlt.
    • Boutiquen können sich nicht ewig viel Zeug auf Lager legen, weil Absatz unklar.
    • Es werden immer weniger Boutiquen.
    • Spezialisierte Piloten kaufen dann günstig online und oder im Bogenbedarf und Segelmacher
    • Der Einzelhandel bleibt auf dem Material sitzen, kauft dieses auch nicht nach weil Absatz unklar.
    • Der Einzelhandel richtet sich mehr und mehr am breiten Markt aus
    • Dadurch weniger Geld und Zeit für Nischen-Marketing
    • Dadurch weniger Nachwuchs
    • siehe Punkt 2


    So oder so ähnlich....
    Ich glaube auch, niemand trifft hier wirklich die Schuld.
    Es ist ein kleiner Markt und große Werbekampagnen sind genau so unrealistisch wie ein ein YT Channel mit 100.000 (oder mehr) Abonnenten.
    Dennoch sehe ich in der Digitalisierung eine Chance.
    Nicht das ich denke, dass es bald keinen Lenkdrachensport oder große Einleiner mehr gibt. Es wird nur mehr und mehr zur Nische und besonderes Material wie Avia Stangen, 5 Sorten Mylar oder Icarex werden schwer oder unmöglich zu bekommen
    (Ich hatte immer wieder Kunden die sauer den Laden verließen weil es XYZ nicht mehr gibt oder wir es nicht vorrätig hatten, haben aber das Material für die letzten 10 Kites im Internet bestellt bzw. zumindest nicht regional gekauft, für eine P100 lohnt es sich aber nicht zu bestellen, deswegen kam man zu uns)
    Es wird wirklich dünn sag ich Euch!
    Viele Hersteller von Baumaterial oder deren Importeure sehen kaum noch Sinn darin, uns dieses Zeug herzustellen/zu importieren.


    Das ist das eigentliche Problem!

    Auf der Wiese läuft das bei mir auf der Wiese wie folgt ab, wenn ein absoluter Neuling beim Drachenfliegen Interesse zeigt.
    Huhu, wie gehts ?
    ...bla bla bla...würde gerne auch mir nen Drachen zulegen.
    Bla bla bla...am Ende rate ich zu ner kleinen langsamen 2leiner Matte aus dem Fachhandel. Da sie nicht zu empfindlich ist wie ein Stabdrachen und immer in den Koffer und der Strandtasche passt. Alternativ, wenn es ein Stabdrachen sein muß und das Packmaß keine Rolle spielt, den ONE, der allerdings „kostet“, aber seine Vorzüge hat.


    Nun kommt ein „gelegenheit“ Drachenflieger, der den ersten Schritt, wie geschrieben, hinter sich hat und Interesse am Trickflug zeigt.
    Huhu, wie gehts ?
    ...bla bla bla...Trickflug sieht interessant aus, würde mir gerne einen Trickdrachen zulegen.
    Bla bla bla...am Ende Rate ich zu einem Funktionierenden Trickflug „Einsteiger“ Drachen, wie einen Maraca Light (99,- plus Leinenset). Sollte er mehr ausgeben wollen, dann zB. einen Manni der halt mehr kostet, aber seine Vorzüge hat.


    Dann kommt ein Allrounder Drachenflieger der das Drachenfliegen als richtiges Hobby auslebt und nun in den Trickflug einsteigen möchte.
    Huhu, wie gehts ?
    ...bla bla bla...ich würde gerne Trickflug lernen und brauche nen passenden Kites.
    Bla bla bla...am Ende Rate ich zu einem Trickflugdrachen der Einsteigerfreundlich ist, wie einen BadAss fürs Binnenland oder einen Abraxas für die Küste. Sollte er mehr ausgeben wollen, sollte er sich zudem im Forum beraten lassen, da ich halt selber herstelle und somit befangen bin. Dort geht es dann in verschiedene Richtungen wie auch „Boutique“ Kites oder sogar zum Open Source Kite zum „Selber“ Bauen.

    Einmal editiert, zuletzt von PAW ()

    ist alles nur Marketing.
    Mal aus meiner Zeit als Mountainbiker:
    Vor Rund 10 Jahren habe ich mir statt ein neues MTB ein Cyclocross gekauft. Auch weil ich den technischen Supergau nicht mehr gewillt war mitzumachen.
    da wurde ich belächelt warum ich jetzt was ungefedertes mit schmalem Lenker und dünnen Reifen fahren will.
    Zu der Zeit gab es kaum noch Cyclocross Modelle und wenige Hersteller davon
    Dann kam vor 3 Jahren jemand auf die Idee das Oberrohr der Crosser etwas länger zu machen und das Ding Gravelbike zu nennen. Geschicktes Marketing in diversen Bikezeitschriften und die Biker haben den Händlern die Bude eingerannt. Jeder wollte so ein hippes Gravelbike haben. Und nun haben alle Hersteller etliche Modelle im Programm.

    Mit Verlaub, klar ist Marketing ein Grund, warum ich Atelierkites lieber mag als R-Sky, aber die Unterschiede zwischen den verschiedenen Boutique-Drachen sind schon mehr als nur kosmetischer Natur oder Neudurchgenudel.