durchgängige Saumschnur festgenäht?

    Liebe Leute,


    Ich bin gerade dabei, einen Marconi zu bauen - nach dieser Anleitung: https://www.kiteplans.org/planos/marcplan/marcplan.html
    Ich will dabei eher traditionelle Materialien nutzen, also Holzleisten, Hanfschnur und Baumwolltuch (Batist).


    Allerdings hänge ich gerade bei der Befestigung der Segel fest:


    Normalerweise würde ich an die Ecken des Segels kurze Schnüre nähen (oder an Schlaufen oder Ösen befestigen) um dann das Segel mit diesen Schnüren zu spannen (in kleine Nuten an den Enden der Leisten).


    Im Bauplan steht nun jedoch, dass man in die Säume des Segels eine durchgehende Schnur "einziehen" bzw. "aufnähen" soll. Ich bin mit jetzt unschlüssig, was damit gemeint sein soll. Und so wäge ich gerade die Vor- und Nachteile verschiedener Möglichkeiten der Befestigung des Segels ab und bekomme langsam einen Knoten im Kopf...


    Folgende Varianten fallen mir ein:
    A) kurze Schnüre an den Enden befestigt
    B) durchgehende Saumschnur, festgenäht
    C) durchgehende Saumschnur, nicht festgenäht, nur durchgezogen
    D) durchgehende Saumschnur, nicht festgenäht & zusätzlich kurze Schnüre an den Enden zum Spannen des Segels


    Ich würde wie gesagt zu Variante A tendieren, frage mich aber nach der Intention des Autors des Bauplans. Immerhin hat er nicht an allen Seiten der Segel eine durchgehende Schnur vorgesehen, d.h. irgendeinen Sinn muss die durchgezogene Schnur wohl haben. Was könnte der Sinn einer durchgezogenen Schnur sein, und muss sie dann fest oder lose sein?


    Ich könne mir vorstellen, dass der Saum damit stabilisiert wird, das wäre ja gar nicht schlecht - gerade an Kanten, wo der Fadenlauf des Tuchs quasi diagonal ist und somit das Tuch dort noch dehnbarer ist - die Segel des Marconi sind ja nunmal dreieckig.
    Allerdings stelle ich mir es schwierig vor, bei einer festgenähten Schnur das Segel vernünftig zu spannen. Das Baumwolltuch selbst ist viel elastischer als die Schnur. Von daher würde ich dann Variante D probieren. Aber da scheinen mir dann doch zu viele Schnüre zusammenzukommen am Ende...


    Kann mir jemand weiterhelfen? Expertise?



    Besten Dank!

    Hallo Kristan,
    bei Deinen vorgeschlagenen Varianten kommt eigentlich nur B in Frage, und zwar bei allen Segeln. Wichtig ist, daß sich die Kanten der Segel nicht dehnen, wenn sich die Segel unter dem Winddruck aufblähen. Bei Baumwolle ist es auch wichtig, daß sie vorgewaschen ist. Es gibt natürlich noch andere Möglichkeiten; Du kannst auch ein Nahtband in die Säume einnähen. Wenn Du, wie angegeben die Variante A durchführen würdest, so hättest Du zwar die Kanten vorübergehend unter Spannung, aber sie würden sich nach kurzer Zeit auch dehnen.
    Beim klassischen Eddy von Holm Struck ist es so gemacht, daß es an allen vier Segelkanten Hohlsäume gibt. In diese wird dann eine umlaufende Saumschnur eingezogen, wobei an den Ecken lose Schlaufen stehen gelassen wurden. Nachdem das Segel auf das Gestell aufgespannt wurde, kann man es ausrichten und anschließend werden die Saumschnüre an den Ecken mit der Hand angenäht (fixiert). Anschließend kann man mit der Nähmaschine nochmal drübernähen.
    Beim Marconi-Drachen nach Hermann Reincke (Baupl. im Sport§Design 1994/ Jan/Febr.) wird die Saumschnur zuerst umlaufend festgenäht mit exakt gleichen Schlaufen an den Ecken, anschließend wird gesäumt.
    Aber um nochmal auf Dein Problem zu kommen: Wichtig ist, daß sich die Segelkanten unter Spannung nicht dehnen, egal nach was für einem System Du arbeitest.


    Gruß: Horst

    Hallo Kristian,
    ich habe im Hauptsegel die Saumschnur (dehnungsarm) vorne, also am Mittelstab, im Saum angenäht. Dann frei zum Ende, hier an einen D-Ring verknotet, zum evtl. nachjustieren. Das ist aber bisher nicht nötig gewesen. Die Säume der Aussenkanten der Vorsegel habe ich mit 4mm CFK-Rohr bestückt. In die Säume zum Vorderstab und Mittelstab habe ich die Schnur vorne angenäht, zur Mitte eine Schlaufe gelegt und vernäht, dann weiter zum Aussensaum auch wieder eine vernähte Schlaufe.



    Mein Marconi fliegt sehr gut, auch die Einstellung der Waage war kein Problem.
    Gruß Olaf 04

    Hallo Horst, hallo Olaf!


    Danke für eure Hilfe! Ich hatte Sorge, dass das Segel nach einiger Zeit sich nicht mehr spannen lassen würde - aber der Zweifel scheint ja unbegründet zu sein.
    Ich denke, ich werde eine Schnur in einen Hohlsaum einziehen und sie an den Ecken am Segel festnähen. Die Variante mit dem Ring am Ende von Olaf zum Nachjustieren finde ich auch interessant. Auch eine nette Idee, ein dünnes CFK-Rohr einzunähen!


    Ich hoffe, ich komme Anfang Januar wieder dazu, am Drachen weiterzuarbeiten!


    an Olaf: Dein Marconi ist wirklich schick geworden! Mir gefallen besonders die Farbkombi der Segel und die Takellage. Was hast du für eine Schnur in den Säumen bzw. der Verspannung genommen? Ist das geflochtenes Polyester?


    beste Grüße, Kristian

    Hallo kristan,
    freut mich, dass mein Maconi Dir gefällt, rot weiß sind meine Standardfarben. Für die Saumschnur und die Takelage habe ich Kevlar (dehnungsarm) verwendet. Alternativ kannst Du auch Waagenleine benutzen.
    Gruß Olaf 04

    Hallo,
    es hat etwas gedauert, aber Dank Corona habe ich viel Zeit in der Werkstatt verbringen können - und mittlerweile ist mein Marconi auch schon seit einiger Zeit fertig.
    Ich dachte, ich zeige euch mal, was dabei rausgekommen ist.
    Ich bin ganz zufrieden, das Einstellen und Trimmen hat etwas Zeit (und Nerven!) gekostet, aber mittlerweile fliegt er ganz anständig.


    Für die Waage, Takelage und die Säume habe ich übrigens geflochtene Hanfschnur genommen.


    Danke nochmal für die Tips!


    beste Grüße, Kristian


    Hallo Kristian,
    herzlichen Glückwunsch zu dem tollen Marconi. Eine sehr schöne Arbeit. Besonders gut gefallen mir deine Verbinder. Hast du die selbst hergestellt?
    Viel Freude an dem wundervollen Drachen!

    Immer eine frische Brise...
    ...Karsten

    Hallo Ulli - das ist also dein Name hier im Forum :)


    Ja, die Verbinder habe ich selbst gebaut. Inspiriert wurde ich von den Bauanleitungen in dem Buch von Walter Diem ("Historische Drachenmodelle") - wirklich ein phantastisches Buch!
    Die Verbinder und Beschläge habe ich aus Messing gemacht: die Beschläge aus 1mm starkem Messingblech, was sich allerdings als etwas zu stark herausgestellt hat, einen späteren Beschlag habe ich aus 0,8mm starkem Blech gemacht, das ließ sich dann viel besser in Form bringen.
    Den Kreuzverbinder habe ich aus einem 4-Kantrohr gebaut, von dem ich eine Seite abgesägt habe und wieder aufgelötet habe, weil ich keinen quadratischen Querschnitt brauchte, sondern einen rechteckigen..
    Der Kreuzverbinder in der Mitte ist übrigens teilbar, so wurde das Packmaß etwas kleiner. Durch die ganze Verspannung wird der Verbinder zusammengebaut in Form gehalten.


    Insgesamt war das meine erste Erfahrung mit dem Hartlöten. Aber es hat mir sehr viel Spass gemacht, besonders zu sehen, was man für stabile Verbindungen herstellen kann! Ist zwar nicht die leichteste Variante, aber dafür eine sehr schöne!
    Das Löten von Messing war nicht ganz so einfach, ich brauchte ein paar Anläufe und Versuche bis es einigermaßen geklappt hat. Und auch bis ich das richtge Lot gefunden hatte: Silberlot aus dem Baumarkt war nicht so gut, viel besser hat es mit Silberlot + passender Lötpaste aus einem Modellbaushop funktioniert.
    Ich bin gespannt, wie es um die Festigkeit langfristig wirklich bestellt ist, oder ob ich das Messing vielleicht doch etwas zu sehr erhitzt habe...


    Ich habe auf jeden Fall viel gelernt beim Bau. Und einiges würde ich beim nächsten Mal auch anders machen..
    Anbei noch ein paar Detailfotos :)




    Hallö Kristan,
    auch von mir meinen Glückwunsch. Die Arbeit hat sich doch gelohnt. Du hast Dir einige interessante Detaillösungen einfallenlassen. Weiter viel Spaß beim fliegen und auf zum nächsten Projekt.
    :thumbup:
    Gruß Olaf