Jaaa, ich geb's ja zu! Kleine Kites haben es mir irgendwie angetan :)Nicht, weil ich sie besonders oft fliegen würde, aber vielleicht kennt ihr jafolgende Situation: Ihr seid gerade am Kiten und plötzlich stehen da kleineoder auch etwas "grössere" Kinder und schauen euch sehnsüchtig zu. Wasmacht ihr? Nun, ich biete ihnen in solchen Situationen immer sehr gerne ganzspontan meine kleine HQ Symphony (2-Leiner Matte mit ca. 1qm) an und nichtselten wird dieses Angebot auch neugierig angenommen. Wenn diese Leute daskleine Mättchen dann, gänzlich ohne Vorkenntnisse, in kürzester Zeit erfolgsgekröntdurch den Himmel jagen lassen und man ihnen ihre Freude schon von weitem inihren Augen ansieht, dann ist das Gold wert für mich Wollte dann und wannmal einer "mehr", so hatte ich stets noch meine kleine Sturmlösung imGepäck: Die HQ Neo in 6qm. Ein meeega verzeihender Schirm! Intuitiv, flink,bockstabil und ordentlich robust. Diese macht mir persönlich vor allem ab 25knaufwärts Freude, doch lässt sie sich schon viel früher und vor allem auch ohneProbleme unhooked "aus der Hand" fliegen. Und kam dann irgendwannnoch das Trapez ins Spiel, dann war auch dieser Umstieg ratzfatz gemeistert :)Leider jedoch wird diese nicht mehr hergestellt und meine eigene durfte der7ner HQ4 Empulse weichen. Auch ein toller Schirm, der durch seine Sportlichkeitallerdings die Lücke zur Symphonie recht gross werden lässt. Aus dieser"Notlage" heraus habe ich mir eine kleine Challenge gestellt: Findestdu evtl. einen Kite, den's aktuell zu kaufen gibt, welcher deine beidenbisherigen Einsteigerschirme gleichzeitig ersetzt und evtl. sogar noch weiterepersönliche Gelüste befriedigt? Ich bin dann auf die Suche nach diesem Schirmgegangen und wusste schon innerhalb kürzester Zeit: Das wird nach längerer Zeitmal wieder ein Bastelprojekt
Was sollte der Kite können:
-Die Symphony als 2-Leiner Trainerkite ersetzen (Bei wenig Wind)
-Die Neo als Depower-Trainerkite ersetzen (Bei mittlerem Wind)
-Die Neo als Sturmkite ersetzen und die Empulse nach unten ergänzen (Beiviel Wind)
-Streetkite-tauglich (Nicht allzu lange Leinen)
-Bodydrag-tauglich (Closed-Cell Kite)
-Reise-tauglich (Als Fun Kite zum immer dabei haben)
-Robust und safe (Funktionierende Safety sowohl hooked als auchunhooked)
Was kam ins Haus:
-Eine HQ4 Hydra 420 (4.5qm)
Das Problem: Dieses Schirmchen ist ein klassischer 3-Leiner Trainerkite.Aber da ich sehr gerne herumexperimentiere, sollte dem nicht lange so sein
Abend 1: Die Waage
Als klassischer 3-Leiner besitzt die Hydra eine Fixed Bridle mitlediglich 2 Waageebenen (A und B). Um das Schirmchen wie einen typischenDepowerkite handeln zu können, musste die Waage also aufgetrennt und mitweiteren Waageebenen ergänzt werden. Da der Schirm sehr strukturstabil ist,habe ich auf eine C-Ebene verzichtet. Die Z-Ebene galt es aber noch zuentwickeln. Also erst mal die Anknüpfpunkte an der Schleppkante definiert undentsprechende Schlaufen vernäht. Zur Bestimmung der Geometrie habe ich denSchirm dann mit Hilfe eines Föns prall gefüllt und so aufgehängt und belastet,dass alle bestehenden Waageleinen gleichermassen gespannt wurden. Danach wurdendie Distanzen zwischen den neuen Waagepunkten und den bestehendenFlugleinen-Anknüpfunkten aufgenommen. Die Z-Ebene entstand also auf Basis einernicht vereinfachten Fixed Bridle Waage. Das sparte viel Berechnungsaufwand,welcher bei einem so einfachen Kite aber auch nicht angebracht gewesen wäre.Ich spendierte dieser Ebene dann noch eine Knotenleiter (Analog zu einemHandlekite) für eine spätere Verstellbarkeit. Das Endergebnis passt: Eingleichmässiger Schleppkantenknick beim Anpowern… Yes! Die 3. Leine mündet beider Hydra kiteseitig in eine Raff-Safety. Eine Single Frontline Safety wäre fürschulungszwecke zwar authentischer, doch bietet die bestehende Raff-Safety inder Praxis einfach ein grosses Plus bei Sicherheit und Handling, weshalb diesemit ins Konzept einfloss.
Abend 2: Der Mixer
Um beim Lenken und An-/Depowern ein ähnliches Verhalten zu erhalten, wiees auch die grösseren Geschwister an den Tag legen, habe ich auch beim Mixer,trotz fehlender C-Ebene, auf eine klassische 2 Rollen Konstruktionzurückgegriffen. Dies mit dem Unterschied, dass halt die Rolle der C-Ebenelediglich eine Umlenkfunktion übernimmt. Da ich auf eine Single FrontlineSafety verzichte, wurde die Gesamtlänge des Mixers auf die maximaleSteuerleinenverlängerung beim Depowern und gleichzeitigen Bareinschlagenausgelegt. Die Gesamtbelastbarkeit (Nicht nur die des Mixers) wurde ebenfallsauf Basis einer Nutzung als „klassischer“ Depowerkite bestimmt. Lediglich aufmetallverstärkte Rollen habe ich zu Gunsten des Gewichts verzichtet und dafürdie Kunststoffrollen von Flysurfer verwendet. Der bekannte „Mixertest“ ist beimeinem Mixer durchführbar. Das war mir wichtig, um nach einem Trimmen die vorgenommenenEinstellungen besser nachvollziehen zu können. Auf eine Verstelloption und erstrecht auf einfache Knoten habe ich allerdings verzichtet und stattdessen denMixer gleich vollständig verspleisst. Einerseits habe ich ja noch dieKnotenleiter an der Z-Ebene, andererseits können kleinere Anpassungen auch nocheasy mittels Mehrfachschlaufen umgesetzt werden, wenn diese Lösung auch einwenig mehr Zeitaufwand verlangt. Kurz noch Gedanken gemacht hatte ich mir übereine weitere Umlenkung zur Verringerung der Barimpulse. Ausgestattet mit einerrecht kurzen Bar und eine ähnliche Profiltiefe wie mein alter 6er aufweisend,habe ich mir diesen Arbeitsschritt dann aber gespart.
Abend 3: Die Bar
Mein Ziel war eigentlich die Originalbar weiterverwenden zu können.Dafür brauchte es jedoch auch hier ein paar Umbauten. Wiederum wollte ich einSystem, das dem der „richtigen“ HQ4 Bar möglichst nahe kommt. Das macht zuSchulungszwecken einfach am meisten Sinn. Entsprechend musste die mittiggeführte Safetyleine einem doppelt geführten Tampen mit einem in seinerPosition verstellbaren Adjuster weichen. Der Doppeltampen zusammen mit dem Bungeeseilder Raffsafety passt noch immer locker durch die Trainerbar. Bloss stark eingeschlagenesAn-/Depowern wird durch die einfachere Bardurchführung ein wenig behindert.Unterhalb der Bar kommt ein vollwertiger Chickenloop zum Einsatz. Oberhalb derBar befindet sich ein Ring als Clamcleat Dummy. Warum Dummy? Er ist in seinerPosition wie der originale Clamcleat verstellbar, durch ihn wird wie gewöhnlichder Adjustertampen geführt, doch eine Einrastfunktion sucht man vergeblich.Warum keine Einrastfunktion? Weil die gesamte Depowerleistung über einengeschätzten Barweg von max. 40cm abgerufen werden kann. Trotzdem lässt sichanhand des Dummys zumindest die Funktionsweise eines Adjusters aber sehr guterklären und demonstrieren. Was mir nun noch fehlt sind zwei kleine Floater,doch alles zu seiner Zeit
Wenige Tage vor Silvester: Leinen und Erstflug
Im vorherigen Absatz habe ich noch ein Bauteil ausser Acht gelassen: DerSwivel. So einen hatte ich nämlich zurzeit gerade nicht auf Abruf bereit. Warfür mich aber nicht weiter schlimm, da ich das Barsystem sowieso möglichsteinfach und leicht halten wollte. Allerdings entsteht dadurch ein bekanntesProblem aus alten Zeiten. Die Backlines lassen sich zwar wunderbar ausdrehen,doch ein paar Loops in eine Richtung und die Safetyleine wickelt sich so starkum den Depowertampen, dass ein sicheres Auslösen kaum mehr möglich ist. DiesemProblem bin ich dann auch wie in alten Zeiten begegnet. In meinemMaterialarchiv nach einem alten Y-Leinenset gesucht, welches dieLeinenverdreher auf mehrere Meter Flugleinen verteilt, und dann sogar erst nochfündig geworden. Also kurzerhand noch schnell ein 15m langes Leinenset erstelltund dann alles verbunden. So nebenbei: Aus einzelnen Teilen der alten Safetyund einer alten Leash konnte ich wunderbar eine etwas bessere Handgelenksleashfür den Einsatz als reiner Trainerkite und Streetkite anfertigen und saubergepackt findet sogar alles zusammen noch immer im Originalköcher Platz
Nun aber zum Erstflug – Oder besser gesagt zu den Erstflügen. Ehrlichgesagt kam ich gar noch nicht so recht zu einem längeren Antesten geschweigedenn zu einem ordentlichen Trimmen. Doch beide Testflüge als auch das Feedbackweiterer Testpiloten stimmten mich dermassen positiv, dass es immerhin reichte,mich zu diesem Bericht zu bewegen Der Unhooked-Test fand bei mittlerem, sehrböigem Wind statt. Und ja, nach einem Einstellen der Z-Ebene flog der Schirmnoch wie im Originalsetup. Der Test des 5-Leiner Modus erfolgte dannvergangenes Wochenende auf dem Berninapass bei 25kn bis 35kn. Und nochmals ja,das Ding macht meeega Laune
Viel mehr kann ich zurzeit aber leider noch nicht berichten Dafürbringe ich ein paar Videoschnipsel mit
Vielleicht inspiriert dieser Bericht ja den einen oder anderen sichselber mal an ein solches Kleinprojekt zu wagen. Ob nun Privatperson odervielleicht sogar Hersteller
Zu den Bildern und zum Video gehts hier: https://www.facebook.com/media…15999&type=1&l=1ba5c03384